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Ton war früher ein wichtiger Baustoff

Von HERBERT HANS MÜLLER 23.09.2009, 15:45

ASCHERSLEBEN/MZ. - Diesem Umstand verdankt das Stadtarchiv von Aschersleben einen umfangreichen Aktenbestand. Diesen Akten ist zu entnehmen, dass sich schon 1843 links und rechts des Staßfurter Weges - jetzt Staßfurter Höhe, Hecklinger Straße - Tongruben befanden.

Die Ziegelbrenner und Töpfermeister der Stadt gruben dort nach Ton. Fast jeder Handwerker in diesem Gewerbe hatte seine eigene Tongrube. 1848 wird von der Anlage am Hecklinger Weg berichtet und 1849 bat der Töpfermeister W. Franke um die Erlaubnis, ebenfalls hinter Schröders Garten an der Staßfurter Höhe eine Tongrube anlegen zu dürfen. 1853 wird von der Anlage eine Tongrube in der Aue durch den Ziegeleibesitzer Kortum berichtet.

Von einigen Tongruben der Vergangenheit erfahren wir nur, weil die Feldhüter darüber Klage führten, dass die Gruben völlig ungesichert waren. So wird 1859 gemeldet, dass zwei verlassene Schächte von Nahrys Tongruben ohne Umfriedung gelassen sind. 1860 zeigte der Feldhüter an, dass der Ziegeleibesitzer Kortum und der Maurermeister Friedrich Nahry in der Nähe der Schröder`schen Knochendarre eine Tongrube ohne Erlaubnis angelegt haben.

Der Herr Ziegeleibesitzer Kortum erwiderte darauf, dass er diese Grube schon 20 Jahre - das wäre seit etwa 1840 - betreibe und er jedes Mal die abgeräumte Erde wieder in die alte Grube hinein schüttet, so dass diese teilweise wieder verfüllt ist. Im übrigen wären das keine Tongruben im eigentlichen Sinne, sondern nur kleine Vertiefungen. 1860 beabsichtigte Friedrich Nahry unweit der Knochendarre sowie zwischen Hecklinger und Staßfurter Weg auf seinen Äckern Tongruben anzulegen und im Schierstedter Busch auf zwei ihm gehörigen Äckern Erde ausgraben zu lassen.

Weiter erfahren wir, dass er auf seinen Äckern am Froser Weg in der Nähe seiner Häuser Lehm zu eigenem Gebrauch ausgraben lassen möchte. Auch ein E. Fricke bittet im gleichen Jahr um die Genehmigung, nach Ton suchen zu dürfen. Wir erkennen also, dass es besonders nach 1820 zu intensiver Nutzung der in unserer Gemarkung reichlich vorhandenen Tonerden gekommen sein muss. Dieser "Tongruben-Boom" erwies sich im Wesentlichen als nicht sehr langlebig, offensichtlich waren die Tonvorkommen doch nicht so ergiebig, wie gedacht.

Zurückblieben bis in die heutige Zeit sind "die alte Tongrube", heute ein beliebtes Anglerparadies, und "die neue Tongrube" zwischen Hecklinger und Güstener Straße. Die neue Tongrube war, gefüllt mit Grundwasser, viele Jahrzehnte ein beliebtes und viel besuchtes Freibad. Dieses Bad ging 1923 in den Besitz des einst sehr erfolgreichen Schwimm-Clubs Aschersleben e.V. (SCA) über.

Heute ist das Gelände ein Naherholungszentrum mit Wegen zum Spazierengehen, einem Kinderspielplatz und einer Gaststätte. Noch heute kann man sich dort gut erholen, nur schwimmen, das kann man dort nicht mehr.