Tischlerinnung Tischlerinnung: «Mit wenig Holz musste damals viel gebaut werden»
Badeborn/MZ. - Der Badeborner Bürgermeister war von der Idee zwar nicht begeistert, stimmte dem Vorhaben aber dennoch zu.
Freilich, die Ausstattung war damals sehr spartanisch: Die Tischlerwerkstatt war auf dem Stallboden im Wohnhaus an der Hauptstraße. Sein Arbeitsmittel war sein Gesellenhandwerkzeug: Hobel, Hammer, Säge und Zange. Maschinenarbeiten konnte er glücklicherweise bei einer Firma im Ort erledigen. Schrittweise baute er den heutigen Firmenstandort auf. Seine erste Hobelmaschine war eine Marke Eigenbau einer Firma aus Welsleben. Denn im Handel gab es keine Maschinen.
"Mit dem wenigen Holz musste ich damals zu sehen, möglichst viel daraus zu machen", erinnert sich Kurt Severin. Angefangen hat er seinen Start in die Selbständigkeit mit dem Bau von Kohlekästen. Nachdem er sich erfolgreich gegen einen Zusammenschluss in eine Produktionsgenossenschaft gewehrt hatte, reparierte er dennoch später für die LPG im Ort Hänger und Pausenwagen für die Landarbeiter. Danach stellte er Rollen für die Förderbänder des Ballenstedter Gummiwerkes her. "Ab diesem Zeitpunkt wurde die Materialversorgung besser." Auch für den Bevölkerungsbedarf wurde produziert: Fenster, Türen und Tore oder Treppen.
Mit dem Eintritt ins Rentenalter gab er an seinen Sohn Ulf den Staffelstab weiter: Am 1. Januar 1993 zog er sich aus der Firma zurück. "Nur ab und zu, wenn Not am Mann ist, fasse ich schon einmal zu", gesteht er. Doch bange war ihm bei der Betriebsübergabe nicht. Die Tischlerei ist in guten Händen, weiß er mit ruhigem Gewissen zu erzählen.
Immerhin kennt sein Sohn die Firma von der Pieke auf. Nach seiner Tischlerlehre in der PGH Hoch- und Betonbau Quedlinburg wechselte er in den Betrieb seines Vaters. 1989 absolvierte Ulf Severin die Meisterschule.
Nach der Wende hat sich für die Badeborner Tischlerei, die Mitglied der Tischlerinnung der Kreishandwerkerschaft ist, das Tätigkeitsfeld gewandelt. Hauptprodukt sind Holztreppen in allen Ausführungen. Natürlich werden auch Fenster, Türen und Fensterläden nach Kundenmaß gefertigt oder repariert. Wer seine alten Türen aufarbeiten lassen will - auch dies ist kein Problem für den Betrieb in der Große Gasse 213.
Die wirtschaftliche Situation im Land geht allerdings auch am Familienunternehmen nicht spurlos vorbei: Früher hatte es noch zwei Gesellen. Seit der Wende wurden drei Lehrlinge ausgebildet. Heute gibt es in der Tischlerei nur noch einen Gesellen. "Die Aufträge kommen sehr unregelmäßig", stellt der 41-jährige Tischlermeister fest. An manchen Tagen könnte man 24 Stunden arbeiten. An anderen fehlt wieder die Arbeit.
Die Tischlerei Severin ist in Badeborn unter 039483/ 86 50 zu erreichen.