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Tierquälerei Tierquälerei: Pferde bis auf das Skelett abgemagert

Von Angelika Adam 28.07.2004, 19:04

Neu Königsaue/MZ. - Wenige Stunden vorher waren die beiden Tiere gegen 7.30 Uhr auf der Kreisstraße zwischen Neu Königsaue und Schadeleben entdeckt worden. Hasso Körber aus Frose, ein Pferdefreund und -kenner, war so entsetzt über das Aussehen der Tiere, dass er den Tierschutzverein "Podenco Association" aus Winningen von seinen Beobachtungen berichtete. Simone Doepp, die Vorsitzende des Vereins, informierte daraufhin die Polizei und die Amtstierärztin.

In dem ehemaligen Reiterhof - alle Tore standen einladend weit offen und kein Mensch war weit und breit zu sehen - bereiteten sie für die augenscheinlich extrem vernachlässigten Tiere eine Box mit frischem Stroh und versorgten sie umgehend mit frischem Wasser.

Tierarzt Dr. Christian Zelfel, ein ausgewiesener Pferdeexperte, so berichtete Doepp der MZ, stellte fest, dass der Schimmel außerordentlich unterernährt sei und ihm außerdem seit Tagen die notwendige Flüssigkeit fehle. Der Braune, ein obendrein blindes Pferd, wies am Unterbauch eine große Geschwulst auf, die schon längst hätte behandelt werden müssen. "So vernachlässigte Tiere habe ich noch nie gesehen", zeigte sich selbst Simone Doepp erschüttert. Sie organisierte am Mittwoch die Erstversorgung der Vierbeiner.

Ihre Erschütterung teilten sowohl die hinzugezogenen Polizeibeamten als auch Amtstierärztin Dr. Marina Bradtke. Wegen nicht artgerechter Tierhaltung und Tierquälerei ermittelt nun die Polizei, die Tierschützer haben Anzeige erstattet. Das Wichtigste ist nun, den Besitzer zu ermitteln. Die Amtsärztin leitete alle notwendigen Maßnahmen ein, um den Tieren sofort zu helfen. Damit sie in ihrem Asyl bleiben können und nicht still und heimlich entfernt werden, pinnte sie zum Beispiel eine amtliche Verfügung an die Boxen: Der Besitzer habe sich unverzüglich im Veterinäramt der Kreisverwaltung zu melden. Die Tiere dürfen auch nicht entfernt werden, heißt es in dem amtlichen Schreiben.

Außerdem erwirkte sie bei Gericht eine Verfügung, wonach Hasso Körber die Tiere in ihrem Königsauer Asyl regelmäßig versorgen darf und die Tierschützer, die sich weiter um die Pferde kümmern wollen, nicht wegen Hausfriedensbruchs belangt werden können. Sie konnte die Tierschützer davon überzeugen, dass die geschundenen Kreaturen vorerst nicht transportfähig sind. Am Mittwochnachmittag hat Körber schon mehrere Fuhren Hafer nach Neu Königsaue gebracht.

Die Ermittlungen der Polizei nach dem Besitzer der Tiere laufen indes auf Hochtouren. Wie inzwischen bekannt wurde, sollen die Pferde öfter auf einer Wiese neben dem Reiterhof beobachtet worden sein. In den vergangenen Tagen seien sie außerdem mehrmals auf der Straße gesehen worden.