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Nandu will nicht brüten Tierpfleger in Aschersleben sorgen für junge Vögel

Rund 40 Tage Brutzeit sind in der Regel nötig, doch in diesem Jahr hat das nicht geklappt. Wie die Jungtiere trotzdem gut zur Welt kamen.

Von Regine Lotzmann 15.05.2021, 15:00
Die kleinen Nandus sind erst wenige Tage alt. Was sie fressen können, zeigt Zoochef Alexander Beck,  der das Futter hochhebt und fallenlässt.
Die kleinen Nandus sind erst wenige Tage alt. Was sie fressen können, zeigt Zoochef Alexander Beck, der das Futter hochhebt und fallenlässt. (Foto: Frank Gehrmann)

Aschersleben - Was wäre das für eine Nachricht gewesen! Direkt zum Vatertag. Doch der Nandu des Ascherslebener Zoos - eigentlich ein Paradebeispiel eines fürsorglichen Vaters - hatte keine Lust mehr zum Brüten. Nun sind die sechs putzigen Küken im Brutkasten geschlüpft.

„Nur einen halben Tag länger, dann wäre alles gut gewesen“, meint Zooleiter Alexander Beck und berichtet von der Brut-Chronologie. Am 27. März habe sich der Hahn - wie bei Nandus üblich - zum Brüten niedergesetzt. Zehn Eier wärmte er unter seinem stattlichen Gefieder. 35 bis 40 Tage brauchen die kleinen Küken zum Reifen.

Brütende Hahn interessierte sich mehr für Hennen - und vernachlässigte die Eier

„Doch eine Woche vor dem Schlupf war er nicht mehr ganz so zuverlässig“, bedauert Beck und berichtet von ausgiebigen Besuchen bei den Nandu-Damen. Zur Sicherheit hatte man ihm deshalb zehn andere Eier untergelegt und die schon angebrüteten in den Brutapparat gepackt.

Am vergangenen Dienstag durchstießen die ersten Küken ihre Luftblase. Ein Zeichen dafür, dass das Schlüpfen bald beginnt. Aus diesem Grund legten die Tierpfleger dem Hahn am Donnerstag die sechs befruchteten Eier wieder unter. „Weil die Kleinen im Ei schon Laute von sich geben. Das stärkt die Bindung“, erklärt der Zoochef.

Und augenscheinlich nahm der Hahn das Brutgeschäft wieder ernst. Bis zum nächsten Tag. „Er stand wieder bei den Damen. Die Eier waren eiskalt“, sagt Alexander Beck. Deshalb fiel die Entscheidung, die Eier zurück in den Brüter zu tun und die Kleinen dort schlüpfen lassen. Der besagte halbe Tag. Denn: „Am Sonnabendmorgen waren die ersten fünf schon da. Das sechste hatte Schwierigkeiten. Dem haben wir auf die Welt geholfen.“ Mit den Küken starteten die Tierpfleger einen zweiten Annäherungsversuch an den Vater. Aber der wollte nicht.

Deshalb verbringt die neugierige Truppe - alle sechs Küken sind putzmunter - nun ihre ersten Wochen hinter den Kulissen. „Für unsere Tierpfleger bedeutet das einen deutlichen Mehraufwand“, weiß Beck und lobt den Einsatz seiner Mitarbeiter. „Denn die Küken fressen nicht von allein.“

„Für unsere Tierpfleger bedeutet das einen deutlichen Mehraufwand. Denn die Küken fressen nicht von allein.“

Alexander Beck, Leiter des Zoos in Aschersleben

Normalerweise hebe der Hahn das Futter - damit sie wissen, was genießbar ist - mit dem Schnabel auf und lasse es fallen. Das müssen nun die menschlichen Zieheltern tun. Wenn auch nicht mit einem Schnabel. Und so hocken sie vor dem kleinen Kükenabteil, in dessen Mitte eine Wärmelampe eine wohlige Atmosphäre verbreitet, und heben immer wieder das Futter auf, damit die Kleinen fressen.

Auch bei der Auswahl der Mahlzeiten selbst sind die Nandu-Jungen sehr wählerisch. Für sie gibt es Kräuter, Haferflocken, ein bisschen Banane, Brennnesseln - aber nur die Blätter. „Sonst gibt es eine Darmentzündung. Und wir wollen sie ja groß bekommen.“

Deshalb sei auch die Futterzubereitung ein bisschen aufwendiger als sonst. „Fertigfutter können sie nicht bekommen.“ Das sei zu energiereich. Da käme das Knochen- nicht mit dem Muskelwachstum mit, was zu Gelenkproblemen führe. Und einfach Salat geben? „Der hat zu viel Wasser und sorgt für Durchfall.“ Doch die Pfleger hätten das richtige Händchen für die Kleinen, freut sich Beck.

Raus können die jungen Nandus jedoch noch nicht. „Die Krähen würden sie holen“, befürchtet der Zooleiter. „Aber ich denke, im Alter von drei Monaten können wir sie mit auf die Anlage zu den Großen setzen“, überlegt er weiter. Und vielleicht entwickelt der Hahn, der im letzten Jahr seinen Nachwuchs vorbildlich großgezogen hat, dann ja doch noch einmal Vatergefühle? Eine zweite Chance sollte schließlich jeder haben. (mz)