Täuschung aufgeflogen Täuschung im Zoo Aschersleben aufgeflogen: Der Nandu-Hahn ist eine Henne

Aschersleben - Nein, grinsen kann sie nicht, obwohl es der Nandu-Henne vielleicht auch noch zuzutrauen wäre. In Aschersleben hat die gefiederte Dame schließlich den ganzen Zoo genarrt und gekonnt hinters Licht geführt - indem sie sich als Hahn präsentierte. Mit schwarzem Hals und schwarzer Brust, der typisch männlichen Färbung eben.
„Wir haben unsere Nandus tatsächlich als zwei Hennen und einen Hahn bekommen“, bestätigt Zooleiter Alexander Beck, dessen Team nun jeden Tag auf Nachwuchs hoffte.
Als drei Eier im Gehege lagen, da war klar: Hier stimmt etwas nicht
Doch als an einem Tag plötzlich drei Eier im Gehege lagen, da war klar: Hier stimmt etwas nicht! Und so wurde die Simulantin auf ganz natürliche Art enttarnt, denn die Hennen legen nur alle zwei Tage ein Ei.
„Aber“, gesteht Beck, „es ist bei Nandus auch gar nicht so einfach, die Geschlechter zu erkennen.“ Schließlich, schiebt der Zoochef lachend hinterher, gebe es auch bei Menschen Frauen mit maskulinem Aussehen und Männer, die ausgesprochen feminin seien. „Schlimm“, spricht er das Täuschungsmanöver an, „ist das jetzt aber nicht, dann haben wir eben drei Hennen hier im Zoo.“
Der Nandu-Hahn wurde aus dem Tierpark in Stralsund in den Zoo nach Aschersleben transportiert
Für die haben die Ascherslebener vor wenigen Tagen auch einen Hahn besorgt. Aus dem Tierpark Stralsund wurde er in einem klimatisierten Fahrzeug in den Vorharz gebracht.
Allerdings hat der noch ein bisschen zu kämpfen. „Die Hennen sind schon zwei Jahre alt, er erst ein dreiviertel Jahr - da braucht es noch ein bisschen, bis er sich durchsetzen kann“, spricht der Zooleiter die noch bestehenden Größenunterschiede an. Und erzählt, dass die Damen ihn erst einmal durchs Gehege gescheucht hätten.
„Im nächsten Jahr“, ist sich der Experte sicher, „sieht das aber schon ganz anders aus.“ Dann könne der Zoo auch bald auf Nachwuchs hoffen.
Zooleiter Alexander Beck hofft nun im nächsten Jahr auf Nachwuchs bei den Nandus
Um den kümmert sich bei den aus Südamerika stammenden Nandus übrigens der Mann. „Die Hennen legen nur die Eier, alles andere macht der Hahn“, zählt Beck alles vom Anlegen der Nestkuhle über das Brüten bis hin zum Beschützen der Kleinen auf. Damit der Papa damit nicht überfordert ist, werden die Eier im Gelege gekennzeichnet. „Maximal 20 kann er bewältigen, den Rest nehmen wir dann weg“, kündigt Alexander Beck an.
Zur Welt kommen etwa 50 bis 75 Prozent der Jungen. Wobei sie - wie alle Nestflüchter - einen erstaunlichen Kniff beherrschen: Alle Küken schlüpfen zur gleichen Zeit. „Dafür synchronisieren sie sich noch im Ei - durch ein Pfeifen“, verrät der Ascherslebener Zoochef. Und erst, wenn alle dieselbe Frequenz haben, ist das das Signal zum Schlüpfen. Erst dann zersprengen die Kleinen die Eierschale. „Die Natur ist halt praktisch, die kann es sich nicht erlauben, zwei Küken zu verlieren, weil die noch im Schlupfprozess sind“, kommentiert der Experte das.
Der Zoo würde sich jedenfalls sehr über Nandu-Nachwuchs freuen. „Stralsund hat uns fest versichert, dass der Neuzugang ein Hahn ist“, sagt Beck und muss schon wieder lachen. Ganz pragmatisch schiebt er nämlich hinterher: „Wenn sich dieser Hahn auch noch als maskuline Henne entpuppt, gut, dann haben wir eben vier Hennen...“ (mz)