1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Straßenfest: Straßenfest: Großeinsatz an Feldküche

Straßenfest Straßenfest: Großeinsatz an Feldküche

Von Jochen Miche 12.12.2003, 18:31

Falkenstein/Harz/MZ. - "Iss es mit Verstand, es hat viel gekostet." Dieser Spruch, mit dem manche Mutter ihr Kind gern auf das Besondere eines Gerichtes hinweist, darf bei der Erbsensuppe, die Feuerwehrleute aus Ermsleben (Stadt Falkenstein / Harz) beim heutigen Straßenfest aus einer Feldküche von 1973 anbieten, getrost ein wenig ergänzt werden: "Es hat viel Arbeit gekostet."

Kein Zweifel besteht daran, dass die anderen Feldküchenköche, die am Samstag ihre dampfende Erbsensuppe anbieten, nicht auch eine Menge Arbeit in das Zubereiten der deftigen Kost investiert haben. Doch stellvertretend für alle hat die MZ den Ermslebern in den großen Topf geschaut. Seit fünf Uhr, sind sie auf den Beinen: Klaus Wirth, Thomas Scheffler, Klaus Schneider, Lothar Plättner und Sven Kaizerkowski. Der Sechste der Küchen-Stammbesatzung, Roland Meier, ist verhindert - er liegt im Krankenhaus.

Die Kochmütze in der Truppe hat Klaus Wirth (54) auf. Zu diesem Ehrenamt gekommen ist er durch das Hochwasser 1994. Damals - er war Marktleiter bei Kondi in Aschersleben - fragte ihn ein Feuerwehrmann, ob er nicht für die Einsatzkräfte, die Keller auspumpten und Wohnungen evakuierten, kochen würde. Wirth hat einst im VEG Aschersleben Koch gelernt, bevor er sich an einer Fachschule in Leipzig qualifizierte und später in die Verwaltung der HO wechselte.

Seit 1994 bieten Wirth und seine begabten Beiköche - Klaus Schneider zum Beispiel arbeitete während der Armeezeit selbst an der Feldküche - bei den verschiedensten Anlässen Feldküchenessen an. So bei Maifeiern, Tagen der offenen Tür der Feuerwehr, Festen von Schulen und Kleingartenanlagen. Manchmal, wie beim großen Feuerwehrausscheid am ersten Oktoberwochenende dieses Jahres, stehen die Männer sogar an zwei Feldküchen; eine weitere ist Eigentum der Stadt und wird für Großaufträge gern mit genutzt.

Die Vorbereitungen zum Kochen haben im Grunde schon vorgestern begonnen. Der Donnerstagvormittag war ganz dem Einkaufen vorbehalten. Wirth, Scheffler, Kaizerkowski und Meier kauften Fleisch. Welches? "Das ist ein kleines Geheimnis", meint Wirth schmunzelnd. Sie holten Kartoffeln, was sich einfacher anhört, als es zu sein schien, denn es sollten unbedingt "mehlige sein, um die Bindung hin zu bekommen". Anderswo kauften sie 20 Kilogramm Erbsen - auch hier gab es etwas zu beachten: "Wir holen die nicht beim Großhandel. Da sind manchmal harte Erbsen drin, die du auch nach Stunden nicht weich kriegst. Wir wollen gleichbleibende Qualität, und die gibt es in der Kaufhalle."

Möhren, Sellerie, Porree, Zwiebeln und diverse Gewürze wurden noch besorgt, und schon war fast alles da, um eine 180 Liter fassende Gulaschkanone zu füllen. Bei den Gewürzen darf eines nicht fehlen: "In unserer Ecke hier ist klar, dass Majoran dran gehört", so Wirth.

Gestern Abend hackte Steffen Kurze einen Berg Holz, die Suppe kocht über Holz-Kohle-Feuer. Die Erbsen wurden eingeweicht - ein Tag im Wasser ist gut. Am Abend half eine ganze Schar junger Feuerwehrleute beim Schälen der Kartoffeln, Zwiebeln, des Sellerie und Putzen der Möhren und des anderen Gemüses. Heute Morgen nun wurde Feuer unter dem Kessel gemacht. Fleisch und Erbsen werden als erstes gekocht, dann kommt das Fleisch zum Abkühlen und Schneiden heraus und das Gemüse rein. Halb elf ist Abfahrt Richtung B 6 n.

Nach Ermsleben hoffentlich mit einer völlig leergekratzten Feldküche zurückgekehrt, beginnt am Nachmittag das große Reinemachen. Drei Tage Freizeitarbeit, "die sich aber erst lohnt, wenn den Leuten unsere Suppe geschmeckt hat", meint Feldküchenchefkoch Wirth.