Offene Schranken am Bahnübergang Staßfurter Höhe in Aschersleben: Zug passiert Bahnübergang bei offenen Schranken

Aschersleben - Geschlossene Schranken sind für Autofahrer - zumindest wenn sie es eilig haben - oft ein Ärgernis. Aber auch offene Schranken können für erhebliche Verunsicherung sorgen. So wie am Dienstagnachmittag, als die Schrankenanlage an der Staßfurter Höhe in Aschersleben ihren Dienst versagte. Kurz nach 17 Uhr begannen zwar die roten Lampen am Bahnübergang zu blinken, nur die Schranken schlossen sich nicht.
Schnell bildete sich ein Stau auf der Staßfurter Höhe und am Johannisplatz. Der wäre vielleicht noch länger ausgefallen und hätte größere Auswirkungen gehabt, wenn die Geschwister-Scholl-Straße nicht wegen Sanierungsarbeiten am Straßenbelag gesperrt gewesen wäre. Allerdings fließt aus diesem Grund auch ein Teil des Umleitungsverkehrs über die Staßfurter Höhe.
Zug warnte durch Hupen die Autofahrer
Trotz der offenen Schranken passierte zunächst ein Zug den Bahnübergang. Allerdings nicht, ohne kurz vor dem Übergang zu halten und per akustischem Signal auf sich aufmerksam zu machen. Der Ascherslebener Klaus-Dieter Zapke war als Fußgänger gerade auf dem Heimweg und beobachtete die Szenerie. Geistesgegenwärtig griff er zum Handy, schoss ein Foto und drehte ein kurzes Video. „Das im Bild festzuhalten war nur Sekundensache“, sagt er einen Tag später.
Und als sich nach der Zugdurchfahrt die Lichtsignalanlage nicht wieder ausschaltete, fällte Zapke kurzentschlossen eine Entscheidung. Der ehemalige Kraftfahrer griff noch einmal zum Handy, rief die Polizei zur Hilfe und stellte sich zunächst selbst auf den Bahnübergang, um die wartenden Fahrzeuge über den Übergang zu winken. Das funktionierte sogar - der Verkehr begann wieder zu rollen, und der Stau löste sich langsam auf.
Polizei leitete den Verkehr um
Minuten später traf die Polizei ein und übernahm den Job des hilfsbereiten Ascherslebeners. Dass der mit der Verkehrsregelung seine Kompetenzen überschritten hatte, sei ihm im Nachhinein schon klar, sagt Klaus-Dieter Zapke. Negative Konsequenzen werde der Einsatz für den „Ersthelfer“ aber nicht haben, hieß es am Mittwoch von der Polizei.
Die leitete den Verkehr schließlich über die Schrankenanlage an der Staßfurter Höhe um, informierte die Bahn über den Defekt der Anlage und sorgte dafür, dass auch ein zweiter Zug problemlos den Bahnübergang passieren konnte. Das war die Gelegenheit für Klaus-Dieter Zapke, eine zweite Videosequenz von dem seltenen Ereignis aufzunehmen.
Defekt war eine Stunde später behoben
Kurz vor 18 Uhr war schließlich ein Monteur der Bahn zur Stelle, um den Defekt an der Schrankenanlage zu reparieren, erklärte auf MZ-Anfrage der Pressesprecher des Polizeireviers Salzlandkreis, Marco Kopitz. Nur fünf Minuten später, um 17.58 Uhr, sei der Schaden behoben gewesen, und der Verkehr konnte wieder ungehindert rollen. Oder eben - bei geschlossener Schranke - ordnungsgemäß zum Stillstand kommen. Eine Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung bei der Bahn zur Ursache des Defektes blieb am Mittwoch unbeantwortet.
Klaus-Dieter Zapke wird sich wohl noch lange an seinen unvermittelten Einsatz erinnern. Auch daran, dass sich eigentlich alle Kraftfahrer vorschriftsmäßig verhalten hätten, wie er die Situation einen Tag später einschätzt. Die Gefahr, dass ein Auto mit einem der Züge kollidiert, habe seiner Meinung nach nicht bestanden. Offensichtlich haben wohl auch die Lokführer nach ihren Vorschriften für derartige Fälle gehandelt.
(mz)