Stadtwerke Aschersleben Stadtwerke Aschersleben: Fast 200 Mal den Strom abgedreht
Aschersleben/MZ. - Die Stadtwerke Aschersleben haben im vergangenen Jahr fast 200 Kunden wegen unbezahlter Rechnungen vorrübergehend den Saft abgedreht. Damit mussten Stadtwerke-Mitarbeiter häufiger ausrücken als im Jahr davor, teilte das Unternehmen mit.
Besonders häufig wurden die Verbrauchsstellen in den Haushalten nach der Jahresschlussrechnung gesperrt - also am Anfang des Jahres. Die Stadtwerke haben in der Region insgesamt über 26 700 sogenannte Verbrauchsstellen für Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser.
Zwar halten sich die Sperrungen damit in Grenzen, allerdings musste das Unternehmen im vergangenen Jahr säumige Kunden über 1 600 Mal auffordern, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Dass es überhaupt soweit kommen musste, ist aus Sicht der Stadtwerke-Prokuristin Brigitte Klopstein nicht nötig.
"Die Kunden haben den Vorteil, direkt vor Ort mit uns reden zu können, um eine Ratenzahlungsvereinbarung abzuschließen, wenn sie bestimmte Summen nicht sofort bezahlen können." Betroffen von den Sperrungen sind laut Stadtwerke Menschen mit unterschiedlichsten Einkommensverhältnissen.
Das bestätigt auch die Schuldnerberaterin vom Cornelius-Werk in Aschersleben, Manuela Liesenberg. Zu ihr kommen neben Rentnern und Auszubildenden vor allem Arbeitslose, Geringverdiener und zunehmend auch kleine Selbstständige. Alle suchen Beratung aufgrund finanzieller Schwierigkeiten.
Die Schuldnerberaterin sieht jedoch nicht vordergründig die ständigen Strompreiserhöhung als Grund für die zunehmend mangelnde Zahlungsbereitschaft. Vielmehr sei es eine allgemeine Verschuldung aufgrund geänderter Lebensumstände oder übergroßer Konsumlust.
"Es kann heute alles auf Pump gekauft werden", sagt die Beraterin mit Blick auf die jungen Menschen. Die würden vor allem mit ihrem ersten Geld groß einkaufen gehen. Die Menschen würden auch nach dem Tod des Partners oder bei Arbeitslosigkeit ihre Hilfe suchen. Allein wegen Rückständen bei Stromrechnungen hat Liesenberg jedoch noch niemanden beraten müssen.
Hartz-IV-Empfänger bekommen unterdessen beim Jobcenter des Salzlandkreises Hilfe. Wenn der Strom abgeschaltet wird, dann kann unter anderem mit einem Darlehen ausgeholfen werden, teilte die Verwaltungssprecherin Ingrid Schildhauer in Bernburg mit.
Allerdings nur dann, wenn der Betroffene Gefahr läuft, aufgrund der Rückzahlungsforderungen seine Miete nicht mehr tragen zu können oder die Wohnung aufgrund der Sperrung droht, unbewohnbar zu werden. Schildhauer rät deshalb, bereits nach der ersten Mahnung Hilfe beim Amt zu suchen. Ansonsten können die Kosten für Mahnungen und Inkassobüros in die Höhe schnellen. Das Jobcenter des Salzlandkreises hat im vergangenen Jahr keine Zunahme der Stromsperren festgestellt.
Dass die Zahl der Sperrungen in nächster Zeit sinken wird, erscheint unwahrscheinlich. Erst zum Jahresbeginn wurden die Preise für die Kilowattstunde fast überall um 3,23 Cent erhöht - wegen der Energiewende.