Fernwärme Stadtwerke Aschersleben bauen Solarthermie nahe Güstener Straße: 2 Millionen Euro werden investiert

Aschersleben - Sie ist nur gute 20 Zentimeter groß. Schafft es aber, ein Solarthermieprojekt der Stadtwerke Aschersleben um ein ganzes Jahr zu verzögern: die Zauneidechse. Die Tierchen leben auf einer 5.000 Quadratmeter großen Brachfläche hinter dem Schnellrestaurant „Burger King“ an der Güstener Straße.
Seit hier keine Kohle mehr gelagert wird, hat sich die Natur das Terrain zurückerobert. Und hier fühlt sich neben der Blauflügeligen Ödlandschrecke eben auch die Zauneidechse wohl. Sie zählt zu den streng geschützten Arten. Weil das so ist, hat sie der Naturschutzbund (Nabu) zum Reptil des Jahres 2020 gekürt.
Im Sommer 2020 sollen die Eidechsen umziehen, Im Frühjahr 2021 könnten die Bauarbeiten beginnen
Ehe die Stadtwerker also ihr Investitionsprojekt beginnen können, brauchen die Mini-Echsen nun ein neues Zuhause. Sprich: Sie müssen im Gelände umgesiedelt werden. „Wir werden dafür eine Fläche von 1.000 Quadratmetern herrichten, weil wir nicht das ganze Areal benötigen“, erklärt Henning Seidig, Abteilungsleiter Fernwärme.
Derzeit werden die Umsiedlungsarbeiten geplant und ausgeschrieben. „Das ist richtig kompliziert und eine ganz andere Welt für uns“, so Seidig. Im Sommer sollen die Eidechsen dann umziehen, im Herbst wird wild wachsendes Gehölz gefällt, so dass im Frühjahr 2021 Baufreiheit herrscht. Ziel ist es, die Anlage vor dem Sommer 2021 in Betrieb zu nehmen.
Das durch Sonnenenergie erwärmte Wasser wird ins Heizwerk gepumpt
Installiert werden Kollektoren auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern. Die durch Sonnenenergie entstehende Wärme wird ins Heizwerk gepumpt, von dort ins Netz eingespeist und verteilt.
Laut Seidig können damit etwa eintausend Wohnungen im Wohngebiet Nord im Sommer mit warmem Wasser versorgt werden. Wenn die Sonne nicht scheint oder die Kraft nicht ausreicht, wird Abwärme aus der Stromerzeugung ins Netz eingespeist.
„Wir nehmen dafür 1,5 bis zwei Millionen Euro in die Hand“, so der kürzlich in den Ruhestand gegangene ehemalige Stadtwerke-Chef Peter Heister, unter dessen Ägide das Projekt auf den Weg gebracht wurde. „Damit tun wir was für die Umwelt und sparen fossile Brennstoffe, ich bin ganz begeistert“, so Heister, der offenbar auch den Aufsichtsrat überzeugen konnte.
Stadtwerke Aschersleben investieren rund zwei Millionen Euro
Laut Seidig können, wenn die Anlage läuft, pro Jahr 271 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Die Anlage auf der ungenutzten Brachfläche werde sich in etwa zehn Jahren amortisieren, so die Verantwortlichen bei den Stadtwerken, was auch an Mitteln aus einer KfW-Förderung liegt. Das Projekt wird mit 45 Prozent Tilgungszuschlag unterstützt. „Das macht das Projekt wirtschaftlich und gut finanzierbar“, ist Heister überzeugt.
Generell habe sich die Fernwärme-Sparte gut entwickelt. Ans Fernwärmenetz der Stadt Aschersleben sind laut Angaben von Seidig mittlerweile 3.500 Wohnungen angeschlossen.
Dass bei Sanierungen Fernwärmeleitungen und Hausanschlüsse mit verlegt wurden, erweise sich da von Vorteil, wo die Gaskessel mittlerweile verschlissen sind und mancher sich nun doch überlegt, sich ans Fernwärmenetz anschließen zu lassen. „Es ist eine bequeme, effiziente und sichere Art der Versorgung und nicht teurer als andere Varianten.“
Und wohin nun mit der geschützten Blauflügeligen Ödlandschrecke? Für sie wird es nur während der Bauarbeiten ungemütlich. Sie sucht sich selbst ein neues Quartier und wird zurückkehren, wenn es wieder ruhiger wird.
(mz)