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Spurensuche in Schriften der Pfarrer

Von Petra Korn 22.07.2005, 18:48

Aschersleben/MZ. - Den Auftrag Festchronik hatten die drei fast automatisch erhalten: In der fünf Mitglieder zählenden Vorbereitungsgruppe zum Gemeindejubiläum waren Ideen für das Festjahr zusammengetragen worden - darunter das Erstellen eines Beutels, die Herausgabe eines immer währenden Kalenders und eben einer Festschrift, blickt Hannelore Kühnel auf erste Beratungen des Gremiums zurück.

Gemeinsam mit Druckereiinhaber Klaus Mahnert wurde geprüft und gerechnet, ob sich die Kirchengemeinde denn eine solche Festschrift leisten könnte - und auch dank Sponsoren ging es. Als Klaus Horenburg anbot, mal nachzuschauen, ob er etwas für die Chronik finden könne, war er für diese Aufgabe ebenso sofort "engagiert" wie Hannelore Kühnel, die wie Horenburg die altdeutsche Schrift lesen kann. Dritte im Team war Dr. Christiane Matthess, die seit drei Jahren im Gemeindekirchenrat mitarbeitet und sich mit der Arbeit am Computer auskennt.

Leicht hatte es das dreiköpfige Redaktionsteam bei seiner Recherchearbeit nicht: So befand sich das sonst in St. Stephani gelagerte Archiv der Johannis-Kirchengemeinde just zu jener Zeit gerade in Magdeburg, weil es dort erfasst wurde. Pfarrer Georg Warnecke fuhr schließlich in die Landeshauptstadt und fotografierte die Unterlagen ab, die dann in Aschersleben gelesen wurden.

Und auch dieses Lesen der alte Akten von 1900 an war nicht ohne: "Es war alles in altdeutscher Schrift. Manchmal habe ich für eine Seite eine ganze Stunde gebraucht, um alles entziffern zu können", beschreibt es Hannelore Kühnel, die seit 22 Jahren im Gemeindekirchenrat aktiv ist. Meist seien die Handschriften der Pfarrer sehr, sehr ausgeschrieben gewesen, und so haben sie und Klaus Horenburg, der - mit Unterbrechungen - von 1963 an im Gemeindekirchenrat mitarbeitet, ungezählte Stunden über den alten Akten zugebracht. "Manchmal habe ich jeden Abend gesessen, nicht selten mit der Lupe", erzählt Frau Kühnel.

Manch Widersprüchliches hat das Redaktionsteam in den Unterlagen entdeckt, anderes, was sich heute nicht finden lässt. So war in den Schriften von einem silbernen Vortragsschein, die Rede im Museum stehen solle - sich aber dort nicht befindet. Und nicht alles, was an Informationen zur Geschichte der Gemeinde gefunden wurde, steht auch in der Chronik. Das Wichtigste aber ist hier erfasst, unterstreicht das Redaktionsteam.

Dazu zählt zum Beispiel auch die Festordnung für den Einweihungsgottesdienst von St. Johannis am 20. August 1905: Hier war genau festgelegt, wie viel Pfarrer teilnehmen, wer welche Ehrung bekommt, schildert Klaus Horenburg. Er hat bei den Recherchen auch herausgefunden, dass Pfarrer Erfurth, der mit viel Engagement die treibende Kraft für den Kirchenneubau war, keinen Orden bekommen durfte - weil er noch zu jung war. In dieser alten Festordnung, so ergänzt Hannelore Kühnel, waren auch die zur Einweihung der Kirche gesungenen Lieder benannt - Lieder, die jetzt zum Jubiläumsgottesdienst wieder gesungen wurden.

Auch wenn es keine leichte und eine sehr aufwendige Aufgabe war, das dreiköpfige Redaktionsteam war mit Freude bei der Arbeit. Die Recherchen in alten Schriften, das Suchen nach besonderen Informationen, die Gespräche mit ehemaligen Pfarrern - "das war sehr, sehr interessant", fasst Hannelore Kühnel zusammen.

Die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum von St. Johannis ist bei der Kirchengemeinde erhältlich. Mit dem Kauf (fünf Euro) werden auch Sanierungsmaßnahmen in dem Gotteshaus unterstützt.