Vorweihnachtszeit beginnt So viel Gäste wie noch nie: Was das Geheimnis des Wichtelmarktes in Wilsleben ist
Zur Eröffnung erlebt die Wilslebener Dorfkirche einen Ansturm auf die Marktstände. Wieviele Wichtel eine Ascherslebener getöpfert hat und was die neue Pfarrerin über den Tag denkt.

Wilsleben/MZ. - „So voll war es noch nie“, sagt Bärbel Ostermann, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Wilsleben, am späten Samstagnachmittag. Da ist die Dorfkirche schon etwas geräumiger, als am frühen Nachmittag. „Da konnten wir wirklich nicht durchlaufen. Das war sagenhaft“, sagt sie zum 5. Wichtelmarkt in Wilsleben.
Zu dem hat neben dem Gemeindekirchenrat auch der Förderverein zur Erhaltung und Nutzung der Dorfkirche zu Wilsleben eingeladen. Der gesamte Ort war scheinbar auf den Beinen. An zahlreichen Ständen in und um die Kirche können Besucher kleine Weihnachtsgeschenke kaufen. Der Förderverein kümmert sich mit um die Versorgung mit Würstchen und dem ersten Glühwein. Am Ende muss sogar Nachschub aus der Bäckerei geholt werden.
Kleinigkeiten und was fürs Herz in Wilsleben
„Wir haben ein paar Kleinigkeiten, schöne Kerzen und was Leckeres aus der Bäckerei Behrens mitgenommen“, erklären drei Rentnerinnen. „Sie haben wieder schön was auf die Beine gestellt, das ist jedes Jahr sehr schön“, sagt Christina Horenburg. „Es ist ja nicht mehr viel los auf dem Dorf, und deshalb muss man sich mal sehen lassen, wenn mal was los ist“, sagt Erika Dode. Ein bisschen Kaffeetrinken und ein bisschen was erzählen. Das sei mal etwas, wo man sich trifft, schwärmen die Rentnerinnen. Früher habe man sich im Konsum getroffen, heute nur noch in der Bäckerei. „Man sieht sich nicht mehr“, bedauert eine von ihnen. Doch, dass aus den Nachbarorten so viele gekommen sind, freut die Damen.
Vor allem die frischen Quarkbällchen der Bäckerei Behrens gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Nachschub muss mehrfach geholt werden. Auch die Würstchen, die der Förderverein für den Grill organisiert hatte, reichen bei schönstem Herbstwetter nicht ganz.
Töpferfrauen aus Winningen sind dabei
Bei den Töpferfrauen aus Winningen, die in diesem Jahr terminlich bedingt den eigenen Weihnachtsmarkt auslassen, läuft es zum Wichtelmarkt in Wilsleben gut. Schon im August hatten sie angefangen, Kantenhocker, Weihnachtsbäume und Wichtel für Weihnachten zu töpfern. Die getöpferten Weihnachtsbäume sind schon weg. Auch die Wichtel waren gefragt, sagt Anne Pollin. „Es hat Spaß gemacht. Es war ein gut gemischtes Publikum“, findet sie.
Gut zu tun hat auch die Ascherslebener Töpferin Andrea Meier, die wieder mit einer limitierten Auflage ihrer jährlich neuen Wichtelfiguren nach Wilsleben gekommen ist. Die 25 durchnummerierten Wichtel - Nummer 1 behält sie selbst, Nummer 2 kauft stets Steffen Amme, Ascherslebens Oberbürgermeister, sind schnell weg. Doch sie hat auch noch viele andere Geschenkideen für das Fest. „Hier muss ich jedes Jahr hin, weil es jedes Jahr etwas Neues gibt“, sagt Bianca Behrens. Die Wilsleberin töpfert selbst und hier holt sie sich auch Inspiration.
Spende an den Förderverein
Jedes Jahr spendet Andrea Meier an den Förderverein, „weil ich sehe, dass das Geld ankommt“. Jedes Jahr gebe es Fortschritte, immer kommt etwas Neues in der Kirche dazu, lobt die Ascherslebenerin. Und die Wilslebener seien sehr lieb, betont Andrea Meier.
Holzschnitzer Johannes Albig aus Aschersleben, der erstmals in Wilsleben ist, zeigt sich unzufrieden mit dem Umsatz. In Hecklingen habe er vor einem Jahr alles verkaufen können, hier kaum etwas, stellt er fest. Schöne Unikate hält Kerstin Anding aus Aschersleben bereit. Darunter auch besondere Adventskalender aus riesigen Walnüssen, die mit Schokolade gefüllt sind. „Ich denke, ich komme nächstes Jahr wieder“, sagt sie zufrieden. Bei Silvia Sebon liefen gestrickte Schneemänner gut. „Wir haben mal einen kleinen Ausflug gemacht“, formuliert es Hobbyschneiderin Cornelia Müller aus Wienrode. Sie konnte auf der Empore nicht viel verkaufen.

Pfarrerin lobt besondere Atmosphäre
„Ich bin wirklich überrascht. So viele Menschen lassen sich in die Kirche einladen, in eine ganz besondere Atmosphäre“, sagt Pfarrerin Catharina Janus. Sie hat auch eine kleine Andacht gehalten. „Wir kommen ans Limit“, gesteht Bärbel Ostermann. „Ein Glück, dass wir den Bäcker noch vor Ort haben“, sagt sie.
Bei Herrmann und Heike Gorges sind die Töpfe mit Kürbissuppe und anderer Suppe am späten Nachmittag auch leer. Man merke, dass es mehr Leute werden, stellt ihr Mann fest. Auch beim Kaffee und Kuchen findet eine Rentnerin, dass viele „Nicht-Wilslebener“, gekommen sind. „Die Leute wollen wieder auf Weihnachtsmärkte“, bestätigt Stephanie Amme von der Bäckerei Behrens. Bei ihr kaufen die Besucher die noch warmen Quarkbällchen vom Blech weg. Man merke auch, der Wichtelmarkt sei der erste in der Region.