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Endlich wieder mehr Gemeinsamkeit So schmeckt der Sommer in Winningen

Beim Dorffest wird nach langer Zeit wieder gefeiert. Bei den Vorbereitungen ist der ganze Ort dabei.

Von Regine Lotzmann 30.08.2021, 14:00
Das Schaudreschen  ist einer der Höhepunkte des Winninger Sommer- und Kinderfestes, das von 200 Gästen besucht wurde.
Das Schaudreschen ist einer der Höhepunkte des Winninger Sommer- und Kinderfestes, das von 200 Gästen besucht wurde. Foto: Frank Gehrmann

Winningen/MZ - Axel Pich hält prüfend seinen Zeigefinger in die Luft. „Ah, der Wind kommt von dort. Ihr könnt loslegen“, ruft er den Männern an der Dreschmaschine zu, die nicht den ganzen Festplatz in eine Staubwolke einhüllen sollen. Und mit dem Starten des alten Traktors wird das Gerät, das um die 50 Jahre keinen Mucks mehr von sich gegeben hatte, zum Leben erweckt. Räder und Riemen surren, Luken klappern. Es tuckert, rüttelt und schüttelt sich.

„Unsere Strohbutze haben wir gestern Abend im strömenden Regen aufgebaut“

Auf raffinierte Weise trennt der historische Dreschkasten, der ab 1925 in Holthausen hergestellt wurde, Stroh von Spreu und Weizen. Sogar für die Hühner fällt noch etwas ab. Dass von Henrik Wolff und Hans-Peter Waldow aufgearbeitete Teil, das dem Klostergut Strudel gehört, ist wohl eindeutig der Höhepunkt des Winninger Sommer- und Kinderfestes am Sonnabend, das unter dem Motto „So schmeckt der Sommer“ steht.

„Wir haben Sonne“, schaut Ortsbürgermeister Axel Pich staunend und auch dankbar zum Himmel hinauf. „Unsere Strohbutze haben wir gestern Abend im strömenden Regen aufgebaut“, zeigt der Ortschef auf ein Konstrukt aus Strohballen, in dem die Kinder herumtoben können. Zur Sicherheit hat es dieses Mal noch eine Plane als Dach bekommen. „Gott sei Dank hat es sich aber in der Nacht beruhigt. Denn wenn es heute auch noch geregnet hätte, wäre die ganze Mühe umsonst gewesen“, glaubt Pich.

Das hätte er bedauert. Denn in der Vorbereitung steckt viel Arbeit drin. „Seit mindestens drei Monaten haben wir uns regelmäßig getroffen“, spricht der Ortsbürgermeister von 16 Leuten. Denn das erste Fest seit der Corona-Pause steht zwar unter der Obhut der Interessengemeinschaft „Sauberes Winningen“, doch hier ist wieder der ganze Ort mit dabei. „Schützen, Sportler, Sportfrauen, die Töpferinnen sind da, Jugendklub, FKZ, die Feuerwehr und auch die Kirchgemeinde, dazu etliche Privatpersonen“, zählt Axel Pich auf. Und freut sich, dass er für die Veranstaltung mit der Salzlandsparkasse, dem Landkreis, den Stadtwerken und der Rechtsanwaltskanzlei Niekamp aus Leipzig starke Sponsoren gefunden hat, die jeweils 500 Euro beigesteuert haben. Ebenso wie die Schützen, die die beiden Feste finanziell unterstützen.

Fußball im Fußball - die Kinder haben ihren Spaß.
Fußball im Fußball - die Kinder haben ihren Spaß.
Fotos (2): Frank Gehrmann

Die Winninger jedenfalls haben ihren Spaß auf der Festwiese, die mit Blumensträußen und bunten Wimpelketten geschmückt ist. „Und in den Bäumen hängen überall Lichterketten.“ Die hätten sie extra für das Fest gekauft, doch sie sollen auch bei späteren Aktionen wieder zum Einsatz kommen.

Die Frauen haben extra Kuchen gebacken. Und über den Platz zieht ein verführerischer Duft von Popcorn und Zuckerwatte. „Das ist für die Kinder doch das Größte“, findet der Ortsbürgermeister. Für die Kleinen wurde auch eine Hüpfburg aufgebaut. Und über das Gras laufen gerade riesige Bälle, aus denen kleine Beine herauslugen. Die Kinder, die darin stecken, versuchen Fußball zu spielen. „Das hat die Kirchengemeinde mitgebracht“, freut sich Pich. Und dank der Feuerwehr, die nicht nur Würstchen grillt, kann der Nachwuchs auch noch Runden mit der Feuerwehr durch das Dorf drehen.

Am Abend wird zur Disco in die Halle umgezogen. Dafür hätten sie vor ein paar Wochen extra einen Arbeitseinsatz gemacht, um das Vereinshaus herzurichten. „Was ich so toll finde, ist, dass hier so viele Leute mitziehen“, lobt Pich den Einsatz der Winninger, bevor er mit Landrat Markus Bauer, der es sich nicht nehmen ließ, beim Fest vorbeizuschauen, zur Dreschmaschine hinübergeht. „Ich finde es klasse, dass die Männer hier zeigen, wie pfiffig unsere Vorfahren waren. Das ist Historie, die nicht verloren geht.“

Michael probiert sich im Bogenschießen aus - und trifft.
Michael probiert sich im Bogenschießen aus - und trifft.
Frank Gehrmann, MZ-ALN

Auch das Töpfern verbinde man mit der Landwirtschaft, findet Cornelia Bethge, die Chefin der Winninger Töpferfrauen, die zum FKZ gehören. Sie haben Fische, Zaunhocker oder Hausnummern aus gebranntem Ton mitgebracht und wollen den Verkaufserlös spenden. „Denn ein Teil unserer Einnahmen des Festes soll für die Flutopfer sein“, bestätigt auch Pich. „Unsere Töpferstube gibt es schon seit 15 Jahren“, sagen die Frauen am Stand. „Und immer, wenn im Dorf etwas los ist, bieten wir etwas an, weil wir unseren Ton und die Farben selbst finanzieren“, sagt Cornelia Bethge.

In kürzester Zeit ganz viel handgemacht

Nebenan regiert Ines Pahl, die sich einen Strohhut aufgesetzt hat, über einen Stand kulinarischer Köstlichkeiten. „Wie der Sommer schmeckt, das ist das Motto - und so haben wir innerhalb kürzester Zeit ganz viel handgemacht“, spricht sie von den Frauen des Heimatvereins und zeigt auf Marmeladen, Hollunderblütenlikör, Löwenzahnhonig und Kräuteröle.

Die Idee für den Lavendelsirup hatte sie selbst. „Mit Sekt schmeckt das super“, sagt sie und erzählt: „Ich war mal im Saale-Unstrut-Tal unterwegs und habe da diese Getränk bekommen.“ Nirgendwo habe sie Lavendelsirup zu kaufen bekommen und habe ihn dann einfach selbst gemacht. „Wir sind auf dem Dorf, da hat man ja alles“, erklärt sie und lacht. Und so gibt es hier auch süßsauer eingelegte Zucchinis, Tomatenbutter, selbstgebackenes Brot, Eierlikör oder Fliedersirup - und für die Festbesucher ein Glas Ananasbowle...

Ines Pahl schenkt aus und meint: „Es ist schön, dass sämtliche Vereine im Ort etwas zusammen machen können - schließlich ist der Sommer ja auch für alle da.“