Situation im Landkreis Situation im Landkreis: Pfand führt zu Mehrwegnutzung
Quedlinburg/MZ. - "Ich habe vorher schon nur Mehrwegflaschen gekauft", berichtete Gisela Frenzel aus Gernrode, für die deshalb Dosen nie in den Einkaufswagen kam. Rainer Haderer, ebenfalls aus Gernrode, brachte zwei leere Bierdosen zum Händler zurück und gestand: "Das passiert mir nicht mehr, ich kaufe jetzt Flaschenbier". Wenn leere Dosen ein paar Tage stehen, könnten sie stinken fürchtet er. Die Quedlinburgerin Doris Dünkel überlegt noch, ob sie von Getränkedosen auf Mehrwegflaschen umsteigt. "Ich wohne ganz oben, das Hochtragen ist mir zu schwer", äußerte sie ihre Bedenken zu den schwereren Flaschen. Auf der anderen Seite sei nun die Dosenrückgabe recht umständlich.
Seit Anfang des Jahres hat Sabine Schrader im Quedlinburger Bahnhofskiosk keine Getränkedosen mehr an Reisende verkauft. Nur wer im Kiosk selbst etwas trinkt, greift auf die Dosen im Regal zurück, berichtete sie. Auch Mirella Roche in der Aral-Tankstelle auf dem Moorberg verkauft nun kaum noch Bier- und Coladosen. "Es werden bevorzugt Vitaminsäfte ohne Kohlensäure gekauft", hat sie festgestellt. Von einem Rückgang beim Verkauf von Einweggetränken berichtet auch Jürgen Schröfel in der Harzer Getränkequelle in Gernrode. Er ist davon überzeugt, dass dies so bleibt. Kurios findet er, dass Mixgetränke nicht bepfandet werden.
Während einige Märkte, wie auch der Gernröder Kondi-Markt, Einweggetränke, die der Pfandregelung unterliegen, völlig aus dem Sortiment genommen haben, setzen Branchenriesen auf ein eigenes Pfandsystem. Manche Händler nehmen die Einwegpfandflaschen gegen den Kassenbon zurück. Der Quedlinburger V-Markt hat dagegen Stempelkarten eingeführt. Für jede verkaufte Einweg-Pfandflasche bekommt der Kunde einen "V"-Stempel auf den A5-Pappkarten. Bei der Rückgabe werden sie entwertet. Die Karten können nicht so schnell verloren gehen, erklärte Marktleiterin Sabine Fuß. Die Kunden greifen trotz Pfand weiterhin zu Einweggetränken, zeigte sie sich etwas überrascht. Bedenken hat die Marktleiterin jedoch für die wärmeren Monate, wenn Wespen in den Dosen sitzen oder es zu Geruchsbelästigungen kommen könnte.
Der Bad-Suderöder Mineralbrunnenbetrieb hat in der Vergangenheit etwa die Hälfte seines Umsatzes mit Einwegflaschen erwirtschaftet. "Wir müssen uns neu orientieren", schätzte Geschäftsführer Frank Meißner ein. "Die großen Ketten haben Einweg vorübergehend ausgelistet. Der Handel hat bis auf den letzten Punkt ausgereizt und ist nun nicht vorbereitet", stellte er fest. Sein Betrieb hat vor zwei Jahren den Kauf einer neuen Abflüllanlage wegen der Unsicherheit zurückgestellt. Nun kauft der Bad-Suderöder Betrieb eine Abfüllanlage, mit der nicht nur Pfandflaschen, sondern auch Einweg und so genannte "Zweiwegflaschen" aus Kunststoff, die einen geschlossenen Kreislauf des Rohstoffes garantieren, gefüllt werden können. Peter Knoll, der Partner Meißners, ist davon überzeugt, dass ab 1. Oktober, mit dem geplanten Einzug der Rücknahmeautomaten, auch Einweggetränke wieder gefragt sind. "Wer das halbe Jahr nicht übersteht, fällt um. Das haben die Großen so gewollt", meint er zum Verdrängungswettbewerb, der so auf einer neuen Stufe geführt wird.