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Silvio T. drohte: «Du bist jetzt mein Eigentum»

Von Angelika Adam 22.06.2007, 18:08

Aschersleben/MZ. - "Ich habe ihm mein Auto angeboten und sogar meine Geldkarte." Mit diesen Worten schildert das zweite Opfer die Angst vor dem 31-jährigen Mario T., der sich seit dem 28. Mai vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Magdeburg wegen Vergewaltigung verantworten muss. Der Angeklagte bestreitet die ihm vorgeworfenen Taten und spricht dagegen "von einem Komplott" gegen ihn.

Nach der Aussage des ersten Opfers am dritten Verhandlungstag am Dienstag (die MZ berichtete), sagte am Donnerstag das zweite mutmaßliche Opfer, die 25-jährige Claudia (Name geändert) aus. Sie hatte den Angeklagten am 15. Juli in der Disko getroffen und an diesem Tag "den größten Fehler ihres Lebens begangen". Vor der Disko erlebte sie mit, wie Mario T., den sie nur flüchtig kannte, Auseinandersetzungen mit einem Bekannten hatte. T's Bitte, ihn nach Haus zu fahren, sei sie nur deshalb nachgekommen, weil es so aggressiv wirkte und sie verängstigte. Als sie nach dieser kurzen Fahrt wieder zur Disko kam und zwei Freundinnen einladen wollte, sah sie den Bekannten auf der Straße liegen. Eine Freundin im Auto sagte, das sei T. gewesen, der zurückgekommen war. Claudia stieg aus und wollte T. zur Rede stellen, stieg dann aber wieder ein und fuhr los. T. rief daraufhin mehrmals auf Claudias Handy an, er drohte ihr ("ich finde dich") und forderte sie auf zurückzukehren. Nachdem Claudia eine Freundin nach Haus gebracht hatte, fuhr sie mit der anderen Freundin - die den Vorgang am 3. Verhandlungstag genauso geschildert hatte - nach Aschersleben zurück.

Dort wollte T. nach Haus gefahren werden. Claudia hörte, wie er am Handy ihr Autokennzeichen durchgab und fuhr mit der Freundin auf dem Rücksitz und Mario auf dem Beifahrersitz los. In einem Ort hinter Aschersleben stieg die Freundin aus. T. fuhr fortan Claudias Auto am Abenteuerspielplatz vorbei in Richtung Frose, dann einen Feldweg entlang. Er drohte ihr erneut, fuhr das Auto an eine Böschung, bis Claudia ihre Adresse preisgab. In ihrer Wohnung, so die junge Frau, sei sie mehrmals vergewaltigt worden. "Da hat er auch gedroht, dass ich jetzt sein Eigentum bin und für ihn anschaffen muss", sagte sie. Seit diesem Tag im Juli hat Claudia lange nicht mehr in ihrer Wohnung übernachtet, mehrmals habe sie Anrufe mit neuen Drohungen erhalten. Bis die beste Freundin und die Mutter sie schließlich überredeten, Anzeige zu erstatten. Claudia ist jetzt in psychologischer Behandlung.

In seinem Gutachten erklärte Dr. Stephan aus Blankenburg, dass Mario T. auch bei ihm die Taten abgestritten habe. Er habe aber angegeben, dass er zuschlage, wenn er sich provoziert fühle. Den Verdacht einer Persönlichkeitsstörung schloss der Gutachter ebenso aus wie eine Erkrankung im sexuellen Bereich. Er bestätigte aber "eine hohe Wahrscheinlichkeit weiterer Gewaltanwendung und - wenn die Vorwürfe stimmen - weiterer "phasenweiser Vergewaltigungen".

Am Dienstag wird die Hauptverhandlung um 9.30 Uhr am Landgericht fortgesetzt. Dann wird der zweite Gutachter gehört. Der Rechtsanwalt des Angeklagten hat Einsichtnahme in das Tagebuch des ersten Opfers beantragt. Auf Anregung der Staatsanwältin wird die Kammer jetzt auch prüfen, ob der Kriminalbeamte befragt werden soll, mit dem die Mutter und die Freundin kurz nach der Tat gesprochen haben sollen.