Schützenfest Badeborn Schützenfest Badeborn: Benjamin Engel ist jüngster König
Badeborn/MZ. - Während die älteren Frauen laut im Badeborner Platt über Erlebnisse der Nachbarn mit Küken meuchelnden Füchsen und Hunden debattieren und feststellen, auf wessen Hof es inzwischen "ooch keene Viecher" mehr gibt, laden Uniformierte eine kleine Kanone. "Wir wollen sehen, wer in diesem Jahr Schützenkönig wird", erklärt eine der Frauen. "Die ganze Familie ist im Schützenverein", meint eine andere. Ihre Namen wollen sie nicht verraten. "Aber das muss in die Zeitung: der Seniorenkönig ist schon am Montag gekürt worden, weil er heute nach Norwegen fährt. Das ist Bernhard Franke."
Dass ein König einen Tag früher ausgezeichnet wurde, ist in diesem Jahr nicht die einzige Besonderheit des Schützenfestes. Bei der Jugend gab es gleich zwei dritte Plätze, weil Sebastian Schumann und Steven Sobolewski exakt das gleiche Trefferbild hatten. Das wohl unglaublichste in den Augen der Vereinsmitglieder vollbrachte aber Benjamin Engel. Der 18-Jährige durfte im vergangenen Jahr die Schützen auf den elterlichen Hof einladen, da er Jugendkönig wurde. Am Sonntag musste die Mutter wieder auftischen: Der Kfz-Mechaniker-Lehrling im ersten Ausbildungsjahr ist der erste 18-Jährige Schützenkönig seit 1939.
"Das macht mich irgendwie schon besonders stolz", bekannte der junge Mann, der 1997 durch seinen Vater Uwe Engel zum Schützenverein kam. Die erste Reaktion nach der Gratulation war ein Anruf zu Hause: "Meine Mutter hat nicht geglaubt, dass ich Schützenkönig geworden bin."
Vereinschef Jörg Pache hat trotz des Erfolges des jungen Badeborners Nachwuchssorgen. "Die alten werden immer mehr, die jungen immer weniger", bekannte er. Nur acht Jugendliche seien unter den 56 Vereinsmitgliedern. "Es ist schon gut, wenn die Jugend mal rankommt. Wir Alten müssen langsam zurücktreten", urteilte eine der Seniorinnen. Früher, erinnert sich eine 83-Jährige, da haben die jungen Mädchen zum Schützenfest neue Kleider bekommen. "Wir wollten doch schick sein, da wurde getanzt auf dem Saal." Weil es so viele Gäste waren, musste sogar in zwei Abteilungen im damaligen Schützenhaus, dem heutigen Kulturhaus, getanzt werden.