1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Schutz für historisches Pflaster

Schutz für historisches Pflaster

Von REGINE LOTZMANN 20.09.2009, 14:58

HOYM/MZ. - Zuwegung der Hoymer Selkebrücke, das dort verlegte Kopfsteinpflaster von und zur Bundesstraße 6 einen Schutzstatus erhalten. Denn dieses Stück Straße ist pure Geschichte: Hier entlang führte im April 1945 ein Todesmarsch. Zwei Kolonnen mit jeweils 300 bis 400 KZ-Häftlingen aus der Buchenwald-Außenstelle Langenstein-Zwieberge schleppten sich hier durch den Ort.

"Deshalb ist dieses Pflaster historisch", erklärt der Hoymer Ortsbürgermeister Klaus-Dieter Andree, der die Idee von Dietrich Genau gemeinsam mit den Ortschaftsräten unterstützt. Genau hatte die ausgemergelten Gestalten selbst durch Hoym ziehen sehen. Damals war der heutige Rentner gerade einmal neun Jahre alt. Damit auch jüngere Generationen an dieses Grauen erinnert und gemahnt werden, hatte der Heimatforscher die Bitte an den Rat herangetragen, eine Unterschutzstellung zu prüfen.

Deshalb, so Andree, beschäftige sich derzeit auch das Bauamt der Stadt Seeland mit dieser Angelegenheit, schließlich gebe es einzelne Interessen abzuwägen. Denn das bei Feuchtigkeit und Kälte sehr glatte Kopfsteinpflaster sei auf der anderen Seite auch eine Gefahr für Fußgänger und Radler. Die parallel zur neuen B6-Selkebrücke verlaufende Möllerbrücke ist nämlich noch immer in Betrieb - für den Fußgängerverkehr.

Erbaut wurde die Brücke schon um 1910 - von dem Architekten Max Möller (1854-1935), der ihr auch den Namen gab. Nur einige Jahre zuvor hatte der Professor in Braunschweig die dazu passenden Untergurt-Träger entwickelt, bei denen die unterschiedlichen Eigenschaften des Eisens und des Betons die Zug- und Druckkräfte aufnehmen. Und so besteht auch die Hoymer Brücke aus mehreren nebeneinander angeordneten Betonrippen, die mit einem eisernen Zugband zusammengehalten werden. Daher auch die für solche Bauwerke charakteristische "Fischbauch-Ansicht".

Zudem sprechen die Experten von einer beachtlichen Stützweite von 16 Metern und einer Breite von insgesamt 10,50 Meter. Außerdem ist die Hoymer Möllerbrücke neben einer noch in Mehringen erhaltenen gleichartigen Brücke eine der letzten in Sachsen-Anhalt, ja in ganz Deutschland.

Eine Tatsache, die die Hoymer auch gebührend würdigen möchten: "Wir wollen hier ein Schild aufstellen, dass es sich um ein Bodendenkmal handelt", kündigt Ortsbürgermeister Klaus-Dieter Andree an, der damit eine Anregung des Denkmalvereins aufnehmen möchte. Auch an den Todesmarsch soll dabei erinnert werden - in einer würdigen Form.

Denn: "Die ganze Hauptstraße wurde in den 60er Jahren neu gemacht, doch dieses Stückchen hier ist noch ganz genauso wie früher", erklärt der Ortsbürgermeister das Besondere an dem alten noch erhaltenen Pflaster und berichtet auch von der gerade durchgeführten Brückenüberprüfung.

"Die hat ergeben, dass wir das zulässige Gewicht ablasten mussten", informiert Klaus-Dieter Andree und wird konkret: "Die Möllerbrücke darf jetzt nur noch mit bis zu sechs Tonnen befahren werden."