Satimex Quedlinburg Handelsgesellschaft Satimex Quedlinburg Handelsgesellschaft: Astern für ganz Osteuropa
Quedlinburg/MZ. - Noch ist das Hochregallager nur spärlich gefüllt. Doch in wenigen Wochen werden sich die Säcke mit Saatgut in drei Etagen bis unter die Decke der 850 Quadratmeter großen Halle stapeln. Pünktlich vor Beginn der Erntesaison ist das Lager fertig geworden - das ebenfalls neu gebaute Verwaltungsgebäude der Satimex Quedlinburg Handelsgesellschaft steht direkt davor.
Satimex? "In Quedlinburg kennt uns kaum jemand", bekennt Geschäftsführer Hartmut Klein. Dabei hat die kleine Firma seit ihrer Gründung 1996 eine wahre Erfolgsgeschichte hinter sich. Klein ist seit 1976 in der Pflanzenzucht und Saatgutgewinnung tätig. Nach "einer Reihe von Höhen und Tiefen in verschiedenen Saatgutbetrieben" habe er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen. Einigen Unkenrufen zum Trotz. Denn Kleins traditionelles Arbeitsfeld ist Osteuropa. Vor der Wende hatte der VEB Saat- und Pflanzgut, in dem auch Klein begann, für rund 100 Millionen Ostmark jährlich Sämereien an die damalige Sowjetunion verkauft. Doch heute? Da könne man kein Geld verdienen, hieß es, dennoch hat der 50-Jährige dieses Feld weiter beackert.
Zwar sei auf dem Saatgut-Sektor 1992 "unwahrscheinlich viel zusammen gebrochen", sagt der Firmenchef, "doch seit dem geht es nach oben". Wenngleich "das nur noch ein Bruchteil von früher ist". Und der Markt im Osten tatsächlich kein einfacher. Wodka nach Geschäftsabschlüssen sei noch das kleinere Übel, deutet der Saatgut-Spezialist an. Aber Satimex hatte den Fuß in der Tür, anders als in Westeuropa, "wo der Markt aufgeteilt und wir als kleine Firma keine Chance gehabt hätten".
Neben den Staaten der GUS und des Baltikums gehören Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien aber auch Exoten wie Kolumbien und der Iran zu den Hauptabnehmern. Satimex produziert nicht selber Saatgut, sondern bündelt quasi die Angebote verschiedener Hersteller. "Wir arbeiten eng mit Unternehmen in Quedlinburg, Aschersleben und Möringen bei Stendal zusammen", so Klein. Deren Sortimente - Blumen-, Kräuter- und Gemüsesamen - werden als komplettes Angebot geschnürt und je nach Kundenwunsch in Großgebinden für Abfüller in den Zielländern oder als Produkte für den Profisektor kommissioniert und ausgeliefert. Die ständige Produktpalette umfasst sage und schreibe 200 Sorten Gemüse- und 3 000 Sorten Blumensamen. Absoluter Renner ist die Quedlinburger Aster, die "in Rußland das Nonplusultra ist". Heiß begehrt sind aber auch Hybridgurken und Radieschen. Im hauseigenen Labor werden die Sämereien zuvor auf ihre Keimtauglichkeit getestet. Nach dem bescheidenen Start auf 100 Quadratmeter beim Staudenspezialisten floraque vor den Toren der Stadt wuchs die Firma sehr rasch - die Kapaziäten mussten erweitert, später sogar ein Mietlager genutzt werden. "Da ist dann der Entschluss gewachsen, neu zu bauen", erklärt Geschäftsführer Klein. Der wirtschaftliche Erfolg habe dies zudem zugelassen - wenngleich Angaben zum Umsatz unter Verschluss gehalten werden.
Die Stadtverwaltung Quedlinburg habe sich große Mühe gegeben, das Unternehmen am Standort zu halten. Vor neun Monaten startete der Neubau im Gewerbegebiet Groß Orden, eine Million Euro investierte Satimex in den neuen Firmensitz, in dem inzwischen zehn Mitarbeiter beschäftigt sind. "Wir haben bewiesen, dass es in Quedlinburg nicht nur nach unten gehen muss", resümiert Hartmut Klein.