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Salzlandkreis Salzlandkreis: Sicherheitssperre für Tagebaurestloch in Frose

Von ELFI SCHURTZMANN UND DETLEF VALTINK 10.08.2009, 17:00

FROSE/MZ. - Zudem wurden der bisherige Zugang mit Bauzäunen versperrt und rund um das Restloch Verbotsschilder aufgestellt.

Das Bergamt kann derzeit nicht ausschließen, dass es in Frose zu ähnlichen dramatischen Ereignissen wie in Nachterstedt kommt. "Solange die Grundwasserstands-Analysen von Nachterstedt nicht ausgewertet sind und wir keine gesicherte Ursache des Unglückes kennen, handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme", erklärt Bodo-Carlo Ehling, Pressesprecher des Bergamtes, auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung. Denn auch in Frose wurde in Zeiten des Tageabbaus mit zwei angelegten Teilböschungen gearbeitet - eine zum Abbau des Abraumes und eine zur Kohlegewinnung. Dadurch kamen auch die steilen Böschungen zustande. Und nach dem Nachterstedter Unglück, wo allein die alten Abraumhalden abrutschten, wollen sich die Verantwortlichen keinen Unwägbarkeiten aussetzen, zumal auch in Frose noch nicht der Endwasserstand erreicht ist. Der nach Ansicht von Experten das Unglück hätte verhindern können. "Die Untersuchungen in Nachterstedt werden noch einige Tage in Anspruch nehmen und solange muss abgewartet werden", bittet Ehling um Verständnis. Klaus Dünnhaupt aus Nachterstedt, Pächter des Tagebaurestloches seit 2006, hatte schon früher die Notbremse gezogen und baden verboten. Das bestätigte gestern Heidrun Meyer, Bürgermeisterin der Stadt Seeland. "Es waren einfach zu viele Leute da. Und da der Concordia-See seit dem Erdrutsch nicht mehr als Badesee genutzt werden kann, sind die Menschen nach Frose ausgewichen", so Meyer.

Auch im Tagebaurestloch musste die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) mit den Jahren mehr Sanierungsaufwand betreiben, als zunächst geplant. Im Jahr 1994 musste die Landkreisverwaltung im Rahmen der Gefahrenabwehr Maßnahmen einleiten. Es bestand die Gefahr, dass an den Böschungen Erdbrüche abgehen und es zum Setzungsfließen kommt. Damit war die Gefahr allgegenwärtig, dass die Bahnlinie Halle-Halberstadt abrutscht. Um ein weiteres Ansteigen des Grundwassers zu verhindern und zunächst den Wasserstand im Restloch zu halten, wurde eine Pumpe installiert. Das abzuführende Wasser wurde über eine mobile Schlauchleitung in das Nachterstedter Kanalnetz abgepumpt. Später stellten Gutachter fest, dass der Wasserstand selbst keine unmittelbare Gefahr mehr darstellt, trotzdem musste die Böschung entlang der Bahnlinie stabilisiert werden.

Doch Ruhe kehrte in das Tagebaurestloch nicht ein. Im Frühjahr 1998 läuteten in Frose wieder die Alarmglocken. An der Südwestseite wird wieder eine "Hangfließgefährdung" analysiert. Entlang der Böschung wurden durch die LMBV Mess- und Kontrollpunkte bzw. Bohrungen gesetzt. Und im 14-tägigen Abstand wird die Spannungsbewegung durch den Grundwasseranstieg kontrolliert, um sofort reagieren zu können. Zu dem 20 Hektar großen Areal werden die Zufahrtsweg gesperrt und an jedem Zugang Hinweisschilder aufgestellt. Nach weiteren umfangreichen Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen wird im Jahr 2006 das Tagebaurestloch verpachtet, um es in einen Badesee umzuwandeln. Klaus Dünnhaupt hatte sein Konzept dem Froser Gemeinderat vorgestellt und den Zuschlag dafür bekommen. Der Badestrand befindet sich am südöstlichen Ufer des Sees.

Die Entscheidung, das Restloch vorerst präventiv zu sperren, sei am Freitag gefallen, erklärt Heidrun Meyer. "Wir haben beim Bergamt eine Anfrage gestellt , ob es möglich ist, dass der Erdrutsch von Nachterstedt auch Auswirkungen auf Frose haben könnte. Heute soll dazu in Nachterstedt beraten und eine Prüfung veranlasst werden", so die Bürgermeisterin. Am Freitag hatte die Bürgermeisterin eine Verfügung erlassen, das Froser Restloch aus Sicherheitsgründen abzusperren. Die Sperrung könne jederzeit wieder aufgehoben werden.