Salzlandkreis Salzlandkreis: «See» im Namen und nicht eine einzige Bademöglichkeit
FROSE/MZ. - Und er ist nicht der Einzige, der diesen Wunsch hegt. Auch Klaus Stert vermisst das Seeidyll vor seiner Haustür, sei es um zu schwimmen oder spazieren zu gehen. "Wir waren bis zur Sperrung beinahe täglich am See", so Zelfel. Er handhabte es so wie viele Froser, die ihre Badesachen eingesackt und sich mit Auto, Rad oder zu Fuß auf den Weg gemacht haben, um sich zwischendurch oder nach Feierabend kurz abzukühlen.
Das Tagebaurestloch in Frose ist kurz nach dem verheerenden Erdrutsch in Nachterstedt wegen drohender Gefahr von der Stadt Seeland in Abstimmung mit dem Bergamt ebenfalls gesperrt worden. Zu groß waren die Befürchtungen, das Unglück könne sich auf das künstlich angelegte Gewässer ausgewirkt haben. Die Stadt gab daraufhin ein Gutachten in Auftrag. Im März lag das Ergebnis vor: Entwarnung für den südöstlichen Bereich. Die Sperrung kann aufgehoben werden. Doch passiert ist das bislang nicht. Jetzt soll eine Entscheidung fallen, der Stadtrat hat das Thema auf seine Tagesordnung gehoben. Am 6. Juli befinden die Räte darüber, ob das Baden im Restloch künftig wieder gestattet wird.
"Viel zu spät", schüttelt Zelfel den Kopf, "es ist Sommer, die Ferien haben angefangen, das Wetter ist schön." Seiner Meinung nach könne die Angelegenheit längst vom Tisch und die Froser wieder im Wasser sein. Weil es ihm eine Herzensangelegenheit ist, machte er sich kundig, kontaktierte zunächst die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Vom Bergbausanierer verwiesen ans Landesamt für Geologie und Bergwesen - das Restloch fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich der LMBV - erhielt er folgende Auskunft: Die Untersuchungen seien abgeschlossen, das Südufer werde als "ungefährlich" eingestuft, stützen sich die Mitarbeiter auf das aktuelle Gutachten und dessen Vorgänger aus dem Jahr 2003. Die Aufhebung der Sperrung liege folglich allein in den Händen der Stadt Seeland.
"Man muss doch nur die Gitter wegnehmen, das ist doch kein großer Aufwand", ärgert sich Stert, dass die Mühlen der Verwaltung derart langsam mahlen, "und wenn sie uns nur erlauben, bis zur Mitte zu schwimmen. Alles ist besser als der Zaun drum." Überzogene Ansprüche stellen er und Zelfel ja gar nicht. Umkleidemöglichkeiten brauchen sie nicht. Lediglich einen Toilettencontainer hielten sie für angebracht und den "kann man doch aus Schadeleben hierher holen", schlagen sie vor. Grundsätzlich gehe es ihnen aber lediglich um die Aufhebung des Verbots - "und wenn das Baden nur auf eigene Gefahr erlaubt oder Kindern in Begleitung eines Erwachsenen gestattet wird", sind sie einfach nur bestrebt, "ihren" See wieder zu bekommen. Den beiden Männern schwant allerdings Böses, denken sie an die Stadtratssitzung: "Das wird wieder zerredet, bis der Sommer vorbei ist", befürchten sie.
Dem kann Heidrun Meyer, Bürgermeisterin der Stadt Seeland, nur energisch widersprechen. Fällt die Entscheidung zugunsten des Restlochs als Badesee aus, geht alles ruckzuck, verspricht sie, denn die Vorbereitungen seien längst getroffen. "Der komplette See wird aber auf keinen Fall freigegeben", verwies die Bürgermeisterin auf die von der Böschung ausgehende Gefahr. Eine Bojenkette, die den zu beschwimmenden Bereich eingrenzt, werde etwa 100 Meter vom Strandbereich befestigt.
Den dringenden Wunsch der Seeländer, speziell Froser, nach einer Bademöglichkeit, kann sie durchaus nachvollziehen, "es bringt aber nichts, den See schnell zugänglich zu machen und dann kommen erste Beschwerden schon nach ein paar Tagen", bittet sie um Verständnis, dass bislang nichts geschehen sei. Obwohl "nichts" nicht ganz stimmt, denn hinter den Kulissen ist eine Menge passiert, so Meyer: "Wir gehen davon aus, dass der See intensiv genutzt werden wird." Deshalb wollte man auch nichts dem Zufall überlassen. Es habe Gespräche gegeben mit dem Bergamt, mit dem Salzlandkreis, Diskussionen mit den Räten, Überlegungen seien angestellt worden, was Sauberkeit und Sanitär betrifft. "Wir müssen alles genau abwägen, nehmen wir den Badebetrieb auf und kommen hunderte Badegäste", so Meyer.
Während die Schwimmer und Sonnenanbeter noch beste Chancen haben, dass ihrem Begehren entsprochen wird, nimmt Meyer den Tauchern noch vor der Stadtratsentscheidung den Wind aus den Segeln. Ein Tauchverbot bestehe seit jeher und werde auch nicht aufgehoben. "Bislang ist die Durchsetzung recht lax gehandhabt worden", kündigt sie an, dass Verstöße geahndet werden. "Der Endwasserstand ist noch nicht erreicht", schließt sie die Möglichkeit nicht aus, die Angelegenheit später noch einmal prüfen zu lassen.