Salzlandkreis Salzlandkreis: Schatten über dem Jubiläum?
Giersleben/MZ. - Hochstimmung auf dem Festplatz: Drei Tage haben die Gierslebener gefeiert - ausgelassen und mit viel Getöse. So, wie es sich für eine 1 075-Jahrfeier gehört. Spaßfaktor: ganz groß. Augenscheinlich. Denn am Rande der Feierlichkeiten - Tiefstimmung: "Das ist nicht unser Fest", wettert Karin Stahmann. "Der Großteil der Gierslebener" - auch wenn er mitgefeiert hat - sehe das wie sie. Ihrer Meinung nach seien die "Vereine auf der Strecke geblieben" - nimmt man Fußballer und Schützen aus: "Man hätte keine Ritter aus Berlin holen müssen", macht Stahmann ihrem Unmut Luft, "unsere Vereine hätten auch ein Programm auf die Beine gestellt." Das aber habe ein "misslicher Umstand" verhindert: Zu spät seien sie einbezogen worden. Vielleicht "war es auch gar nicht gewollt", dass sie mitmachen, mutmaßt die Gierslebenerin. Aber noch etwas stieß ihr übel auf: "Die beiden Wirtsleute aus dem Ort sind außen vor geblieben. Das finden wir ganz schlimm, waren sie sonst doch immer auf dem Platz."
Vorwürfe, die Peter Rietsch, stellvertretender Bürgermeister, entschieden zurückweist: "Wir haben Anfang des Jahres alle Vereine eingeladen." Jeder, der sich mit Ideen einbringen wollte, hatte die Gelegenheit, erklärt er auf MZ-Anfrage. Der Schützenverein Union 91, der SV Grün-Weiß Giersleben, die Kindertagesstätte "Wipperzwerge" und die "Wipperperlen", die Seniorentanzgruppe der Volkssolidarität, sie alle haben einen Beitrag zum Gelingen des Fests geleistet. Ebenso Axel Hiegemann, der sein Ritterlager aufgeschlagen hat, und nicht zuletzt die vielen Helfer, die beim Tauziehen und Wipperentenrennen mit von der Partie waren und das "Havariemanagement" an dem zum Teil arg verregneten Wochenende gestemmt haben. "Ein Dankeschön gebührt dem ganzen Team, das fast rund um die Uhr Kreativität und Einsatz gezeigt hat", sagt Rietsch, der nach der 1 075-Jahrfeier eine durchweg positive Bilanz zieht: "Es gab keine Zwischenfälle, die Leute waren gut gelaunt. Die einhellige Meinung: In Giersleben hat es noch nie so eine Feier gegeben." Mittelaltermarkt, Schaustellerbetrieb, Radio-Brocken-Party und Feuerwerk - das bunte Programm zog längst nicht nur Gierslebener, sondern auch Publikum von außerhalb. "Wir haben uns bemüht, jedem etwas zu bieten", so Rietsch. Gierslebenern wie Besuchern von außerhalb, ob mit kleinem oder großem Geldbeutel.
Ganz bewusst habe man sich einen erfahrenen Veranstalter an Bord geholt. Und der soll auch die Gierslebener Gastwirte angesprochen haben, ob sie einen Stand betreiben wollen. Das, sagt Peter Becker, Inhaber des Landgasthauses "Waidmanns Heil", sei allerdings erst 14 Tage vor der 1 075-Jahrfeier geschehen. "Im Vorfeld - ein halbes Jahr vor dem Fest - wurden wir informiert, dass es einen Gesamtanbieter gibt", erklärt er. Für ihn war die Veranstaltung damit abgehakt. "Innerlich hat's zwar gebrodelt", gesteht Becker, der seit 23 Jahren der Gastwirt vor Ort ist, "aber wir waren einverstanden und haben uns anderweitig gekümmert." Die kurzfristige Anfrage, gegen Bezahlung doch noch ausschenken zu dürfen - für ihn nicht mehr als eine Farce: "Da wurde nicht mit offenen Karten gespielt."