Salzlandkreis Salzlandkreis: «Pate von Leipzig» wirft einen Schatten auf Camper-Euphorie
ASCHERSLEBEN/WOLMIRSLEBEN/MZ. - Der Schachtsee Wolmirsleben ist seit Mittwoch verkauft. Joachim Nöske aus Leipzig, der in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates den Zuschlag erhalten hatte, und Bürgermeister Michael Stöhr haben bei einem Notar den Kaufvertrag unterzeichnet und besiegelt. Am morgigen Sonnabend will sich der Leipziger ab 11 Uhr auf dem Gelände präsentieren und erläutern, wie er sich die Zukunft des 2 000 Quadratmeter großen Erholungszentrum vorstellt. Damit sollte in die monatelangen Ringen um eine sichere Zukunft des Areals Ruhe einziehen, wenn da nicht die Vergangenheit des neuen Besitzers einen Schatten auf die Euphorie der rund 120 Dauercamper werfen würde.
Denn inzwischen ist bekannt geworden, dass Joachim Nöske der so genannte "Pate von Leipzig" ist , der Anfang der 90-iger Jahre in der Messestadt als die "Schlüsselfigur der Unterwelt" von sich Reden machte. Der 58-Jährige mit Spitznamen "Lolo", besaß im Jahr 1992 fünf Kneipen in Leipzig und nannte den Großteil der Spielautomaten in der Stadt sein eigen. In die Schlagzeilen geriet er, als er in diesem Jahr von einer Sondereinheit der Polizei festgenommen wurde und auf der Anklagebank landete. Vorgeworfen wurden dem Leipziger Anstiftung zur schweren räuberischen Erpressung, gefährliche Körperverletzung, gemeinschaftlicher erpresserischer Menschenraub, illegales Glücksspiel und unerlaubter Waffenbesitz, was ihm einen dreieinhalbjährige Haftstrafe einbrachte. Laut Recherchen des Magazin "Focus" aus dem Jahr 1993 wurde Joachim Nöske 1952 als Sohn des 1. Sekretärs der SED-Kreisleistung Torgau geboren. Sein eigentlicher Nachname lautet Scheuermann. Er soll wegen seines Vaters den Namen Nöske angenommen haben und arbeitete in der DDR als Leiter des Bauarbeiterhotels in Leipzig-Grünau. Vor zwei Jahren saß Joachim Nöske wiederum auf der Anklagebank. Im wurde vorgeworfen, einem Mann, der in seinem Lokal "K 17" für zwei Flaschen Champagner die Zeche geprellt habe, ein Bierglas in das Gesicht geschlagen zu haben. Eine Verurteilung blieb aus, da sich die Parteien im Prozessverlauf gütlich einigten.
Auf dem Campingplatz, wo die Nachricht wie eine Bombe einschlug, mehren sich jetzt die Befürchtungen, dass die "Schlüsselfigur der Unterwelt" mit ähnlichen Aktivitäten auch in Wolmirsleben in Erscheinung treten könnte. Für Magdalene Krause (Name von der Redaktion geändert) ist das Fass damit endgültig übergelaufen. "Das ist eine Schande und wir werden den Platz verlassen", kündigt sie in einer E-Mail an die Lokalredaktion Aschersleben an. "Muss man in diesem Land erst kriminell werden, um als erfahren eingestuft zu werden?", fragt sie sich besorgt. Und: "Den Räten in Egeln wurde die Vergangenheit verschweigen, da wäre die Anstimmung aus Sorge um die eigenen Kinder bestimmt anders verlaufen." Diese Sorgen teilt der Vorsitzende des Campingrates, Manfred Fürst", nicht. "Wir sollten damit umgehen können und den Beschluss des Gemeinderates akzeptieren", meint Manfred Fürst, der zudem betont, dass man nicht umsonst gekämpft haben wolle. "Wir werden, wie versprochen, den neuen Besitzer unterstützen", kündigt der Campingratsvorsitzende an. Keine Probleme mit dem Vorleben des Leipzigers hat Michael Stöhr, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Egelner Mulde: "Ich habe eine Auskunft von der Creditreform eingeholt und mich mit der Gemeinde Aken, wo Herr Nöske den Zeltplatz und das Akazienbad betreibt, in Verbindung gesetzt und nur Gutes gehört." Der Rat sei froh, das Grundstück verkauft und einen Investor gefunden zu haben, der seine konkreten Vorstellungen auch umsetzen werde und "wir wussten von dem Vorleben des Investors", räumt Michael Stöhr ein.
Joachim Nöske, der Donnerstag geschäftlich den ganzen Tag unterwegs war, war trotz intensiver Bemühungen der Redaktion für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Aus seinem Büro war zu erfahren, dass er am Sonnabend in Wolmirsleben für alle Fragen zur Verfügung stehen würde.