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Salzlandkreis Salzlandkreis: Identität dank Autokennzeichen

Von THORSTEN KÖHLER 07.05.2010, 15:37

ASCHERSLEBEN/MZ. - Wer glaubt, ein Kraftfahrzeug-Nummernschild sei ein schlichtes weißes Blech mit einer Kombination von schwarzen Buchstaben und Zahlen, der irrt. Mancher Autofahrer soll seinen Wohnsitz verlegt haben, um nicht Anfangsbuchstaben, die zu Wortspielereien oder sogar zu Beschimpfungen verleiten, als Kennzeichen zu haben.

Doch das könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn es nach Professor Dr. Ralf Bochert geht. Der Leiter der Fachgebiete Volkswirtschaftslehre und Destinationsmanagement im Studiengang Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn hat ein Forschungsprojekt mit dem Titel "Initiative Kennzeichenliberalisierung" ins Leben gerufen.

Seiner These nach ist ein Nummernschild nicht nur für die Polizei oder touristische Vermarktung einer Stadt oder Region von Bedeutung, sondern auch für die regionale Identität. "Die Menschen wollen sich in Zeiten der Globalisierung kleinräumiger verorten lassen", ist sich Bochert sicher. 120 von 350 Angeschriebenen hätten laut Bochert Interesse bekundet. "Dabei geht es nicht nur um neue, sondern auch um die Wiedereinführung alter Kennzeichen." Die neue Initiative will die Interessen der betroffenen Städte bündeln und auf Bundesebene zusammenführen.

Die Stadt Aschersleben will sich auch an dieser Initiative beteiligen. "Die Stadt macht bei der Initiative mit, weil wir das Ansinnen der Hochschule voll und ganz teilen. Denn mit dem Übergang von ASL zu SLK ist auch ein Stück Identität verloren gegangen", sagt Oberbürgermeister Andreas Michelmann.

"Die Außenwirkung eines Landkreises ist wichtig, auch wenn es sich nur um zwei Buchstaben auf den Kraftfahrzeugen handelt. Das Kulturobjekt Automobil erhöht die Bedeutung von Kennzeichen um ein Vielfaches", meint Ralf Bochert. Eine Buchstabenkombination, die nicht mit dem Namen des Landkreises assoziierbar sei, tauge kaum für touristisches Marketing.

Als Beweis, dass die Wiedereinführung bereits verschwundener Kennzeichen ohne weiteres möglich ist, nennt er die Lösung des Main-Kinzing-Kreises (Hessen), wo die kreisangehörige Stadt Hanau durch HU, das übrige Kreisgebiet jedoch durch MKK präsentiert wird. Hintergrund ist für Bochert der Fakt, dass viele deutsche Städte und Gemeinden in den vergangenen 40 Jahren ihre Kfz-Kennzeichen verloren. Grund waren zahlreiche Umstrukturierungen der Landkreise. Davon können auch die Einwohner der hiesigen Region ein Lied singen. In der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts sind die Mitarbeiter der Hochschule am Donnerstag, 20. Mai. Am Hennebrunnen können die Ascherslebener in den Vormittagsstunden ihre Meinung zum Thema Kraftfahrzeugkennzeichen äußern.