Salzlandkreis Salzlandkreis: Halbvolle Weinflasche mit Fingerabdrücken vom Autor
STASSFURT/MZ. - Skurrile Auktionen stehen beim Online-Auktionshaus eBay zwar nicht auf der Tagesordnung, haben aber doch so etwas wie Tradition. Luftgitarren, heilige Käsebrote, Großmutters Gebiss - es gibt nichts, was es nicht gibt. Und hält dann noch ein Promi mit seinem Namen her, dann schlagen kuriose Angebote ein wie eine Bombe. Man erinnere sich nur an den Papst-Golf - Höchstgebot fast 190 000. Paris Hilton versteigerte eine leere Dose Hundefutter und eine benutzte Zahnbürste - für je 240 Euro sowie zwei Briefumschläge für 403 Euro.
Teenie-Schwarm Justin Bieber versucht's ganz aktuell mit seinen Haaren. Die Auktion läuft noch. Doch man muss nicht in die Ferne schweifen, um auf solcherlei Kuriositäten zu stoßen. Auch vor Ort gibt es findige Verkäufer oder vielmehr Marketingspezialisten.
"2011theatermann" aus Staßfurt - hinter dem Pseudonym verbirgt sich Norbert Viertel, Leiter des Salzlandtheaters - wirbt zum Beispiel für sein "Wladimir-Kaminer-Überlebenspäckchen". Es beinhaltet eine halb volle Flasche Grauen Burgunder. Halb voll, weil die andere Hälfte während seiner Lesung am 19. Februar im Salzlandtheater von Wladimir Kaminer selbst getrunken wurde - und ein Weinglas, benutzt vom Schriftsteller und seitdem nicht abgewaschen. Mit Fingerabdrücken. Zum genussvollen Nachgießen gibt's einen trockenen Rotwein - selbstverständlich ungeöffnet - sowie das Buch "Es gab keinen Sex im Sozialismus" mit Autogramm des Autors und ein Zertifikat mit Stempel und Unterschrift der Theaterleitung.
Und wer denkt, niemand bietet, weil Wladimir Kaminer nicht der Papst oder Paris Hilton ist, der irrt gewaltig. Elf Gebote sind bereits verzeichnet. Derzeit steht die Auktion bei 26,50 Euro. Und geboten werden kann noch locker bis Mittwochnachmittag, denn der Hammer fällt erst um 14.39 Uhr. "Der Erlös kommt direkt der Kultur zugute", sagt Theaterleiter Viertel. Wie viel das am Ende sein wird, kommt ganz drauf an... "Die Auktion muss die richtigen Stellen erreichen", ist er überzeugt. Dann sei der großer Coup nicht ausgeschlossen. "Im besten Fall bieten zwei reiche Russen um die Wette", meint "2011theatermann". "Aber es geht hier nicht nur um den Betrag. Wichtig ist, dass die Leute auf das Theater aufmerksam werden", so Viertel. Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Werbea(u)ktion sei keineswegs von langer Hand geplant gewesen. Sie kam spontan. Kaminer stand schon auf der Bühne vor rund 300 Besuchern, Viertel schenkte ihm noch schnell einen Schoppen Wein ein. Dabei machte es gleich zweimal Klick. Beweisfoto, und dem Theaterleiter schoss die Idee durch den Kopf, dass sich daraus doch etwas machen ließe...