Salzlandkreis Salzlandkreis: Die «böhmischen Dörfer» sind schon längst vergessen
ASCHERSLEBEN/MZ. - "Sehen, draufhalten, knipsen. Das galt für mich noch am Anfang des Jahres. Mittlerweile ist das anders. Und nicht nur bei mir", sagt Katja Kahlenberg und blickt in die Runde. Zehn Frauen und Männer hatten sich im Februar dieses Jahres dazu entschlossen, eine Fotowerkstatt zu gründen. Zum einem, um das Fotografieren zu lernen, den Umgang mit der Kamera zu beherrschen, mögliche Motive zu entdecken und zum anderen, um in einer Ausstellung das Ergebnis zu präsentieren. Über 40 Bilder sind nun von diesen "Hobbyknipsern" zur Zeit im Ascherslebener Bestehornhaus zu sehen. "Und die Ausstellung ist ein voller Erfolg", findet die junge Frau. Aber nicht nur diese. Denn man habe sich gesucht und gefunden. "Die Chemie stimmt einfach. Wir wollen auf jeden Fall weitermachen", erklärt die Hobbyfotografin.
Gefunden haben sich die zehn Mitglieder der Fotowerkstatt durch einen Aufruf in der Zeitung. "Vom Knipser zum Handwerker" hieß es. "Viele haben sich gemeldet. Fast 50 Leute. Wer nicht in unseren Kurs hereingekommen ist, ist bei der Volkshochschule untergekommen", erzählt sie weiter.
Die ersten Zusammenkünfte waren schweißtreibend. Brennweite, Belichtung, Iso, Bildaufbau, Bewegungsrichtung... - "alles böhmische Dörfer." "Und auch egal war es, ob
von einem Kirchturm die Spitze auf dem Bild zu sehen ist oder nicht. Bis zur Fotowerkstatt. Da wurden wir eines Besseren belehrt. Nun achten wir auf viele Dinge und beherrschen unsere Kameras viel besser. Einige haben sich sogar neue gekauft", plaudert sie weiter aus dem Nähkästchen.
Nach den Technikstunden ging es an das Praktische. "Gesichter meiner Stadt" - so das Thema, auch der Ausstellung, ließ die "Knipser" nicht nur Architektur, sondern auch Menschen nun auf Fotopapier festhalten. "Das war schon eine Herausforderung. Ich glaube, ich habe allein beim ersten Mal 200 Fotos geschossen", gibt Katja Kahlenberg gern zu. Die Kritik von ihrem Lehrer, dem Fotografen Frank Blösch, haben alle überlebt. "Wir sind sehr froh, in seinen Händen zu sein", spricht sie allen Teilnehmern aus dem Herzen. "Ohne tolle Anleitung geht das auch gar nicht", ergänzt Kursteilnehmer Kurt Olschewski.
Auch ein Crash-Kurs in der Bildbearbeitung am Computer haben sie unter Anleitung ihres Lehrers mitgemacht. "Das hat sich gelohnt und es war sehr spannend Es sind viele schöne Fotos entstanden. Doch seit der Bildbearbeitung glaube ich gar nichts mehr. Nur noch, was ich selber fotografiere. Was man da alles verändern kann", schüttelt Katja Kahlenberg den Kopf. Das sei auch Neuland für einige andere Kursteilnehmer gewesen. Einmal in der Woche haben sich die Hobbyfotografen in der Volkshochschule getroffen. "Allein für die Auswertung, welche Bilder in die Ausstellung kommen, haben wir mehrere Stunden gebraucht." Doch das hat sich gelohnt, denn nach dem Ende der Ausstellung im Bestehornhaus gehen die Fotos zu den Stadtwerken in die nächste Ausstellung.
Der Kurs Fotowerkstatt, der von der Aktion Mensch, dem Arbeiter-Samariter-Bund und der Volkshochschule gefördert wurde, läuft am 30. September aus. "Doch wir wollen alle weitermachen", verraten sie. Alle hat der Ehrgeiz gepackt. "Ich bin jetzt Rentnerin und habe nun endlich Zeit für dieses Hobby", sagt Kursteilnehmerin Almut Hechler.
"Nach dem Crash-Kurs werden wir die Sache vertiefen. Es sind tolle Leute. Die Bereitschaft etwas lernen zu wollen, war immer sehr groß. Hier wurde nachgefragt, bis auch der Letzte es verstanden hat. So viel Interesse hätte ich mir von so manchem Lehrling oder Praktikanten gewünscht", lobt Kursleiter Frank Blösch.