Rollstuhl-Test Rollstuhl-Test in Aschersleben: Bordsteinkante ist große Hürde

Aschersleben - Die Sporthalle im Bestehornpark ist neu und schick. Aber: Sie hat keinen Fahrstuhl. Deshalb muss Thomas Reimann mit seinem Rollstuhl die Treppen nehmen.
Er kann das, wenn er es muss. Aber es ist beschwerlich und braucht einen zweiten Mann.
Rollstuhl-Test in Aschersleben: Basketballer ist Teil eines Projektes
Die kleine Begebenheit am Rande hat aber auch etwas Gutes, denn sie führt direkt hin zum Thema, mit dem sich Schülerinnen und Schüler der Adam-Olearius-Schule am Donnerstag befassen.
Basketballer Thomas Reimann sitzt seit 35 Jahren im Rolli, spielt in der Regional- bzw. Oberliga und ist Teil eines landesweiten Projekts, das Schüler sensibel machen möchte für die Bedürfnisse von behinderten Mitmenschen.
Am besten geht das, wenn die Jungen und Mädchen selbst die Chance haben, sich im Rollstuhl zu bewegen.
Wenn sie spüren, wie schwierig sich Bordsteinkanten und Steigungen nehmen lassen und wie es ist, mit dem Rollstuhl Hindernissen auszuweichen.
Rollstuhl-Test in Aschersleben: Oft kommt der Aha-Effekt
Deshalb sind Thomas Reimann, Volker Möws von den BG Kliniken Bergmannstrost und Richard Reichenbach vom Behindertensportverband in den Schulen des Landes unterwegs.
Sie bringen nicht nur Rollstühle mit, sondern auch viel Spaß, Erfahrung und manchen Aha-Effekt. „Es wird echt anstrengend mit der Zeit“, sagt eines der Mädchen.
Gerade haben die Zehntklässler eine kleine Steigung genommen. Der Finger eines Mitschülers hat bereits schmerzhafte Erfahrung gemacht mit dem rollenden Reifen, und wenn es über die Ampelkreuzung geht, ist Eile geboten.
„Wir möchten natürlich, dass die Schüler den Alltag von Rollstuhlfahrern nachvollziehen können. Aber wir möchten auch zeigen, dass das Leben im Rollstuhl nicht nur extrem traurig ist“, sagt Volker Möws.
Zum Projekt gehören deshalb eineinhalb Stunden Basketball mit Thomas Reimann, der infolge einer Meningitis seit dem Kleinkindalter auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Rollstuhl-Test in Aschersleben: Spezielle Rollstühle werden ausprobiert
Es sind spezielle, leicht gängige Sport-Rollstühle, die die Jugendlichen ausprobieren können. Sie lernen, wie sie heruntergefallene Bälle aufnehmen, wie sie geschickt Kurven fahren und sich richtig zum Korb stellen, um möglichst auch zu treffen.
Die sitzende Position macht das Zielen schwerer, das merken alle schnell. Trotzdem: „Ich hätte noch eine Stunde machen können“, sagt eines der Mädchen.
Auch Lehrerin Julia Nürnberg findet: „Diese Rollstühle fahren sich toll, während ich es draußen auf der Straße super anstrengend fand. Da macht einem ja jede kleine Steigung zu schaffen.“
Und Natalie Wuwer sagt: „Ich kann jetzt viel besser verstehen, wie man sich als Rollstuhlfahrer fühlt.“
Rollstuhl-Test in Aschersleben: Viele Bereiche sind schon rollstuhlgerecht
Thomas Reimann findet, dass das Leben für Menschen mit Handicap in den vergangenen zehn, 20 Jahren um einiges leichter geworden ist. Viele Bereiche des öffentlichen Lebens sind inzwischen rollstuhlgerecht, „man kommt gut klar.“ Und die Zehntklässler der Olearius-Schule haben künftig vielleicht viel weniger Berührungsängste. (mz)