Richtiges Wohlfühlklima für Saatgut
Gatersleben/MZ. - Die perfekten Bedingungen also, um die auch als Studentenblume bekannte Schönheit zum Keimen zu bringen. "Wir arbeiten hier unter richtigen Laborbedingungen, können Brut- und Kälteschränke nutzen", schwärmt WienkeFleischer, die im Grünen Labor von Gatersleben eine sogenannte besondere Lernleistung absolviert.
Dafür kommen vier Schüler aus dem Ascherslebener Stephaneum und dem Staßfurter Dr.-Frank-Gymnasium zwei bis drei Stunden wöchentlich - natürlich nach dem Unterricht - nach Gatersleben, schreiben am Ende des Jahres eine Belegarbeit und werden diese dann auch verteidigen.
Für Laborleiter Steffen Amme die richtige Verknüpfung von Wirtschaft, Schule und Forschung. Denn die Ergebnisse der Untersuchung, die das Keimverhalten von Blumen- und Gemüsesamen auch unter Stressbedingungen testen, werden von der Gartenland GmbH genutzt. Die stellt auch das Material für die Testreihen zur Verfügung. Gartenlandgeschäftsführer Helmut Kreßer ist froh, dass dieses Pilotprojekt zustande gekommen sei. Es stellt die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft her. Die Versuche haben, so Kreßer, für ihn einen hohen Aussagewert. Neben den wissenschaftlichen Ergebnissen stehe auch die wirtschaftliche Seite, die in Betracht gezogen werden müsse. Denn es gebe strenge gesetzliche Regelungen, die im Saatgutverkehrsgesetz europaweit geregelt sind. Hier ist unter anderem auch geregelt, wie hoch die Keimfähigkeit sein muss, erklärt Kreßer. "Ich finde es umso beachtenswerter, dass die Schüler in ihrer Freizeit an diesem Projekt, das Ende 2007 an den Start ging und Ende 2008 seinen Abschluss findet, teilnehmen. Sie müssen auch eine Mini-Diplomarbeit schreiben und ihre Ergebnisse in öffentlicher Diskussionsrunde verteidigen",weiß Kreßer, der selbst vor Ort ist und die Versuche begutachtet.
Doch auch den Schülern bringt die Arbeit richtig viel. "Ich bin sehr interessiert an wissenschaftlichen Experimenten und denke, dass das Schreiben dieser Arbeit mir beim Studium weiterhilft", meint Wienke Fleischer, die wahrscheinlich etwas Naturwissenschaftliches studieren möchte. Die 18-jährige Staßfurterin war durch ihre Schule - die genauso wie das Stephaneum eine Kooperationsvereinbarung mit dem Grünen Labor unterschrieben hat - auf die Forschungseinrichtung für Schüler gestoßen. "Da habe ich gemerkt, dass mir das richtig Spaß macht."
Auch Tobias Oeck schätzt die Bedingungen hier vor Ort. Der Gaterslebener untersucht gemeinsam mit Svenja Pfützenreuter und Katja Becker die Keimfähigkeit von Gemüsesamen - wie Gurken, Möhren oder Radieschen. "Ich habe das hier gewählt, weil es beruflich die Richtung zeigt, die ich gern einschlagen würde", meint der Stephaneer, der Biotechnologie studieren möchte. Etwas mit Biologie, das wäre vielleicht auch etwas für Katja Becker. So richtig weiß sie das aber noch nicht. "Doch hier kann ich Erfahrungen sammeln", nickt die 17-Jährige und bestätigt damit auch Steffen Amme, der das Projekt als Hilfe für die Berufsorientierung sieht. Der Ascherslebenerin macht die freiwillige Arbeit Spaß. "Mir gefällt das Forschen und die Teamarbeit und dass immer wieder etwas Neues herauskommt, was ich noch gar nicht wusste", spricht sie als Beispiel die Vorgebirgstraube an, die sich als Name für eine Möhrensorte entpuppte. Die ließen die Schüler beim Keimen gegen andere antreten und stellten fest: Gerlinde hatte eindeutig die Nase vorn.
"Die Gymnasiasten führen hier auch Stressexperimente durch, versuchen bestimmte Umweltfaktoren, wie Kälte, Salz und Trockenheit, mit ins Boot zu holen", freut sich der Laborleiter über den Einsatz der vier. Denn schon in fünf oder zehn Jahren könnten solche Dinge durch die Klimaveränderung auch bei uns eine Rolle spielen. Die Gartenland GmbH ist dann gewappnet.