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Reparaturbedürftig Stundenschlag ist verstummt: Schlagwerk der Optima-Uhr in Aschersleben defekt

Das Schlagwerk der Uhr im Optima-Turm ist zu den vollen Stunden verstummt. Anwohner finden das schade, gehört der markante Turm doch zu den Wahrzeichen der Stadt.

Von Regine Lotzmann 16.04.2025, 08:15
Der Optima-Turm gehört zum Stadtbild von Aschersleben. Doch seine Uhr schlägt derzeit niemandem mehr die Stunde.
Der Optima-Turm gehört zum Stadtbild von Aschersleben. Doch seine Uhr schlägt derzeit niemandem mehr die Stunde. (Foto: Frank Gehrmann)

Aschersleben/MZ - „Irgendwie fehlt mir etwas.“ Versonnen blickt Angelika Dittmann von ihrem Balkon aus direkt auf den hübschen, stadtprägenden Uhrenturm der ehemaligen Optima. „Ich sehe jeden Tag hinüber“, sagt sie. Und so habe sie vor etwa drei Wochen bemerkt: „Die Uhr schlägt nur noch die Viertelstunden, nicht mehr die vollen.“ Normalerweise würde es etwa um 3 Uhr sieben Schläge geben: vier für jede vollendete Viertelstunde plus die Stunden-Zahl. Doch bei den letzteren, prägnanten Schlägen hüllt sich das Schlagwerk derzeit in Schweigen.

Stadt weiß Bescheid

Und Dittmann, die sich Gedanken macht, fragt nach, wer für die Uhr verantwortlich sei. „Der Sachverhalt ist uns bekannt“, sagt Judith Franz, die Sprecherin der Stadt Aschersleben ist. Denn zuständig sei tatsächlich die Stadt, genaugenommen das Amt für Bildung und Sport. „Wir haben den Anruf einer Bürgerin erhalten, die darauf hingewiesen hat“, sagt Franz und könnte damit vielleicht sogar Angelika Dittmann meinen.

Eine sofortige Reparatur kann die Stadtsprecherin allerdings nicht versprechen. „Wir werden dies im Rahmen der turnusmäßigen Wartungsarbeiten an der Uhr prüfen lassen“, erklärt sie. Denn einmal im Jahr werde eh ein grundlegender Checkup durchgeführt. Falls der Termin dafür aber in zu weiter Ferne liege, müsse die Stadt vorher einen Auftrag auslösen. Die Terminfindung laufe noch, so Franz.

Dass sich die Bewohner Sorgen um ihre Turmuhr machen, ist übrigens kein Wunder. Der markante Optima-Turm – 1911 erbaut und von dem berühmten Ascherslebener Stadtbaurat Hans Heckner entworfen – zählt wohl zu den Lieblingsgebäuden vieler Bürger und ist erkennbarer Bestandteil der städtischen Silhouette.

Optima Gebäude war Synonym für eine graue Stadt

Jahrelang hatte er als „Anhängsel“ der Optima ein graues Dasein gefristet. Das Unternehmen – ein riesiger Verpackungsmittelhersteller – war Nachfolger der Firma Bestehorn. Hier wurden Beutel und Tüten, etwa für Kaffee, Waschmittel oder Goldbroiler, produziert. Die staubgraue Fassade des gewaltigen Industriekomplexes wurde für viele Durchreisende zum Synonym für eine damals graue Stadt. Auch an dem 35 Meter hohen Uhrenturm, der in dieser Zeit als Wasserturm und von der Betriebsfeuerwehr zum Trocknen der Schläuche genutzt wurde, gingen Zeit und Vernachlässigung nicht spurlos vorüber.

„Ich kann mich noch daran erinnern: Wenn die Optima früh um 6 Uhr angefangen hat, hat es immer laut getutet“, nickt auch Angelika Dittmann. Die Wende machte dem allerdings ein Ende. Ab 1991 stand fast der gesamte, später sehr verwahrloste Komplex an der Wilhelmstraße leer.

IBA und Gartenschau als Rettung

Betriebshallen wurden in den folgenden Jahren abgerissen. Nur der Heckner-Bau, zu dem auch das Dreibogentor gehörte, blieb als bauliche Besonderheit stehen. Ein neues Leben gab es für das Betriebsgelände durch die anstehende Landesgartenschau im Jahr 2010 und die Internationale Bauausstellung (IBA).

Es wurde zum „Bildungszentrum Bestehornpark“ umgebaut, in dem es jetzt Schulen und die Kreativwerkstatt gibt, Sporthalle und das Parkgelände. Auch die international bekannte Grafikstiftung Neo Rauch ist hier angesiedelt.

Uhr wurde repariert

Mit der Sanierung und dem Umbau des Geländes, der 2014 abgeschlossen wurde, rückte auch der Uhrenturm wieder in den Mittelpunkt und ins Bewusstsein. Die lange Zeit stumme, goldene Turmuhr schlug nun wieder die Stunden. „Es ist eine mechanische Turmuhr, die um eine elektronische Komponente erweitert wurde“, weiß Stadtsprecherin Judith Franz.

Hoch hinauf ins Uhrenstübchen geht es über eine stählerne Industrietreppe und eine Leiter, denn untergebracht ist das Uhrwerk ganz oben im Turmhelm. Die einzelnen Etagen des Turms sind dabei durch dessen Sprossenfenster hell erleuchtet.

Angelika Dittmann jedenfalls schaut gern zum Turm hinüber. „Ich wohne schon über 60 Jahre hier“, sagt sie und hofft deshalb sehr, dass das Schlagwerk der Uhr bald wieder repariert ist.