1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Raubgräber machen Burgen unsicher

Raubgräber machen Burgen unsicher

Von Hendrik Kranert 25.01.2005, 16:36

Friedrichsbrunn/MZ. - Revierförster Christian Stuy bekommt sie regelmäßig zu Gesicht, jene heimlichen Gestalten, die sich an der Erichsburg zu schaffen machen: Die Ruine liegt verkehrstechnisch günstig - an einem bestens ausgebauten Waldweg zwischen Friedrichsbrunn und Siptenfelde.

"Das ist hier manchmal wie auf einer Bundesstraße", erzählt Stuy, "und wenn hier ein Auto parkt, geh' ich gleich gucken." Erst vor wenigen Wochen waren drei Jugendliche aus Friedrichsbrunn mit einem Metalldetektor auf dem Weg zu den Ruinen: "Die konnte ich aber verscheuchen", sagt der Revierförster. Doch nur selten hat er soviel Glück. Oliver Schlegel und Grabungstechniker Jens-Uwe Pflug trauen ihren Augen kaum, als sie auf den Burghügel klettern: Die Raubgräber haben nicht nur die klassischen trichterförmigen Löcher an jenen Stellen gebuddelt, an denen sie Artefakte zu finden glaubten. "Die haben ja richtig Suchschnitte gegraben und Mauern freigelegt", staunt Schlegel. Trotz der semiprofessionellen Arbeit ist der Schaden immens: Zum einen sind die freigelegten Mauern nun schutzlos dem Wetter ausgesetzt und drohen nach Jahrhunderten der Konservierung im Boden binnen weniger Jahre zerstört zu werden. Zum anderen werden sowohl der Wissenschaft als auch der Öffentlichkeit wertvolle Informationen und Fundstücke vorenthalten. "Wenn Artefakte aus ihrem Umfeld entfernt werden, sind sie für eine wissenschaftliche Auswertung nahezu wertlos", so Schlegel. Ein weiteres Problem sind Gesetzeslücken: Das Graben nach Bodendenkmälern ist zwar verboten, Sondengehen und das Verkaufen von Bodenfunden jedoch nicht. Auch in Auktionshäusern der Region seien regelmäßig entsprechende Funde im Angebot, im Internet sowieso, weiß Schlegel.

Mit Hilfe eines metallverarbeitenden Betriebes aus der Region hat der Kreisarchäologe den Sondengängern nun den Kampf angesagt: Das Gelände von Ruinen wie der Erichsburg, der Heinrichsburg bei Mägdesprung, der Lauenburg bei Stecklenberg und der Burg Anhalt wurde und wird mit feinkörnigen Stahl- und Buntmetallspänen bestreut. Die Sonden der Raubgräber liefern auf diese Weise keine verwertbaren Signale mehr. Inzwischen sind in Absprache mit den zuständigen Förstern rund 120 Kilogramm Späne verteilt worden.