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"Racheprofi" Thomas Wiele aus Aschersleben "Racheprofi" Thomas Wiele aus Aschersleben: Nach "Big Brother" läuten Hochzeitsglocken

Von Regine Lotzmann 12.02.2016, 13:52
Freund Atchi (li.) ist jetzt auch oft mit Thomas Wiele (r.) in Aschersleben, wie hier in der alten Hobelei.
Freund Atchi (li.) ist jetzt auch oft mit Thomas Wiele (r.) in Aschersleben, wie hier in der alten Hobelei. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Lachend schiebt Thomas Wiele seine Sonnenbrille ins Haar. Natürlich wird der 32-Jährige, der genau 92 Tage im Fernsehen unter Beobachtung stand, auch mit Brille erkannt. „Das bringt so ein Format wie Big Brother einfach mit sich“, weiß der Ascherslebener, der zuvor schon als Racheprofi von sich reden machte. „Doch hier ist es so, dass die Leute nur gucken und tuscheln, wenn ich unterwegs bin, mal einen Kaffee trinke“, erzählt er von den Reaktionen in seiner Heimatstadt. Nur wenige würden ihn um ein Foto oder ein Autogramm bitten. „In der Großstadt ist es da ganz anders...“

Wiele neue Fans

Das weiß Thomas Wiele, denn nach dem Auszug aus dem BB-Haus am 22. Dezember - das er immerhin als Sechstplatzierter verlassen hat - ist er immer viel unterwegs. Vorzugsweise mit seinem ehemaligen Mitbewohner Atchi, der ein enger Freund geworden ist. Und deshalb ebenfalls die eine oder andere Stippvisite in Aschersleben vorzuweisen hat.

„Durch BB ist man gehypt, hat neue Fans“, gibt Wiele zu und nutzt das natürlich für anstehende Projekte. „Mit Dennis und Atchi nehme ich gerade einen Song auf“, erzählt er und berichtet auch von öffentlichen Auftritten, Interviews und Angeboten für Werbung. „Zum Beispiel von einer Baumarktkette“, lacht er und weiß, dass sein im Haus oft benutzter Spruch „Bist du ein Quatscher oder ein Macher?“ daran schuld ist. „Es liegt viel an, aber ich muss das erst einmal alles sortieren“, gesteht er, nichts überstürzen zu wollen. Was jedoch schon feststeht: Ab Ende Mai, so sagt er, sollen Folgen für seine neue Fernseh-Sendung „Der Racheprofi“ produziert werden.

„Big Brother“ ist eine Fernsehshow, bei der eine Gruppe von Menschen abgeschottet in einem „Container“ lebt und rund um die Uhr von Fernsehkameras beobachtet wird. Aufgelockert wird alles durch Spiele und Wochenaufgaben, die die Bewohner absolvieren müssen. Am Ende küren die Fernsehzuschauer einen Gewinner. Bei der zwölften deutschen Staffel mit normalen Bewohnern - die vom 22. September bis zum 22. Dezember lief - war auch der Ascherslebener Thomas Wiele dabei.

Warum er bei Big Brother einzog? „Ich hab durch meine Rachegeschichte vom Sender die Anfrage bekommen, ob ich nicht Lust hätte mitzumachen“, erzählt der 32-Jährige, der sich zwei, drei Tage Bedenkzeit gönnte. „Werbetechnisch war ich für meine Racheagentur eigentlich vorher schon gut versorgt.“ Trotzdem wollte er dabei sein. „Ich wollte dem Alltag entfliehen und mich austesten. Sehen, wie es ist, mit fremden Menschen eingeschlossen zu sein. Es hat mich interessiert, ob man das aushält.“

Gleich beim Einzug landete Thomas Wiele für eine Woche im Strafbereich. „Das war wie ein Survival-Erlebnis. Draußen zu schlafen war nicht schlimm. Es war immer warm“, erzählt er von einem großen Heizstrahler. „Aber ich war schnell genervt. Es war langweilig, man war in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Dafür konnte ich in Ruhe beobachten, welche Strategien die anderen anwenden.“ Insgesamt verbrachte Wiele 17 Tage im Strafbereich.

„Mit dem sechsten Platz bin ich wirklich zufrieden. Mein Ziel war es, am ersten Tag rein und am letzten Tag rauszugehen, das habe ich geschafft. Ich bin auch nicht einmal nominiert worden und habe keine Challenge verloren.“

„Dass Lusy gewonnen hat, gönne ich ihr, aber ob sie es auch verdient hat...“, meint der Ascherslebener, der lieber Chris auf dem Siegertreppchen gesehen hätte. Denn Mister Thüringen habe sich bei den Aufgaben immer abgemüht und alles gegeben. Zu den ehemaligen Mitbewohnern hat er - bis auf Lusy und Guido, den er nicht für echt hält - immer noch Kontakt. Telefonischen oder persönlichen.

„Big Brother ist ein interessantes Format, geht aber auf den Kopf“, meint Wiele. „Noch einmal würde ich es aber nicht machen - wegen meiner Tochter und weil es einfach zu langweilig ist.“

Legale Racheaktionen geplant

„Alles echte Geschichten, wo ich im Auftrag meiner Kunden unterwegs bin“, erzählt er und betont, dass die Aktionen ganz legal sein werden. Mit Big Brother habe dieses Format allerdings nichts zu tun. „Schon bevor ich ins Haus ging, gab es Gespräche, meine Arbeit ins Fernsehen zu bringen, weil ich mit dieser Idee der Einzige in Deutschland bin.“ Ein Grund auch, warum er überhaupt gefragt wurde, bei Big Brother mitzumachen, berichtet er. So als Racheprofi. Als interessanter Typ, der ein bisschen verrückt sein müsse.

Mit BB habe seine neue Sendung also nichts zu tun. Obwohl, zuckt er die Schultern: „Die Gespräche dafür liefen schon vorher, festgemacht wurde es aber danach.“ Denn jetzt sei er noch ein bisschen bekannter. Was sich auf seine Racheprofi-Agentur natürlich auswirkt: „Täglich kommen zwischen 60 und 80 Anfragen rein, während meiner Zeit im Haus waren es 80.000.“ Gesichtet werden sie alle, die besten für die Sendung ausgesucht, aber: „Helfen kann ich leider nicht jedem.“ Doch es sei nicht nur der Bekanntheit, den er aus dem Haus mitgebracht habe. Viel wichtiger sei ihm da etwas ganz anderes. „Man schläft dort nur fünf Stunden, der Rest ist Zeit“, erzählt er. „Viel Zeit zum Lästern“, schmunzelt der Ascherslebener, der bei BB die Beinamen Thomas, der Stratege, und Thomas, der Manipulierer, wegbekam.

Zeit, um über sein Leben nachzudenken

„Aber auch viel Zeit, über sein Leben nachzudenken.“ Wenn man sich so aus seinem Alltag herausnehme, keinen Kontakt mehr zu Freunden und Familie habe, spüre man, was wirklich wichtig sei. „Ich habe gemerkt, dass die Familie alles ist, was man auf der Welt haben muss“, nickt er und gesteht, dass er heute - bei allem Guten, was er dort mitgenommen hat - nicht noch einmal bei so einer Sendung mitmachen würde. Denn seine vierjährige Tochter habe ihn einfach zu sehr vermisst. „Noch einmal werde ich sie nicht so lang alleine lassen“, verspricht er deshalb. Und unternehme jetzt viel mit seiner Familie, erlebe alles intensiver. „Man lernt, das zu schätzen, was man hat.“ Und so macht der 32-Jährige auch gleich Nägel mit Köpfen.

Den Heiratsantrag seiner Freundin, den er noch im Haus bekommen hat, hat er angenommen. „Im Sommer haben wir Termin“, muss er lächeln. Obwohl er ein bisschen überrascht war, gibt er zu. „Eigentlich hatte ich ihr schon vor drei Jahren einen Antrag gemacht - und sie hat ihn angenommen. Es war also klar, dass wir heiraten wollen.“ Doch vielleicht sei es seiner Freundin, mit der er schon 13 Jahre zusammen ist, ja wie ihm gegangen. „Nach so einer langen Trennung merkt man, was richtig ist.“ (mz)

Mit den Big-Brother-Ex-Mitbewohnern Dennis (sitzend) und Atchi (2.v.r.) nimmt Thomas Wiele (li.) gerade einen Song auf. Mit den beiden ist der Ascherslebener inzwischen eng befreundet und auch viel zusammen unterwegs.
Mit den Big-Brother-Ex-Mitbewohnern Dennis (sitzend) und Atchi (2.v.r.) nimmt Thomas Wiele (li.) gerade einen Song auf. Mit den beiden ist der Ascherslebener inzwischen eng befreundet und auch viel zusammen unterwegs.
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