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Schwarz, gehörnt, wuschelig Quessantschafe aus Zoo Karlsruhe trafen im Zoo Aschersleben ein: Eine Bereicherung für den Streichelzoo

Von Regine Lotzmann 27.09.2020, 12:56
Schwarz, gehörnt und wuschelig: Neugierig kommen die beiden seltenen Quessantschafe aus der Transportbox.
Schwarz, gehörnt und wuschelig: Neugierig kommen die beiden seltenen Quessantschafe aus der Transportbox. Frank Gehrmann

Aschersleben - Grade erst angereist, erkunden die beiden kleinen Schafböckchen Seite an Seite und synchronen Schrittes ihr neues Domizil: das Streichelgehege des Ascherslebener Zoos.

Fünf Stunden klimatisierte Fahrt haben die beiden hinter sich, denn Zooleiter Alexander Beck hat sie eben aus dem Zoo in Karlsruhe abgeholt. „Sie sind den Umgang mit Besuchern gewöhnt und ich hoffe, dass sie eine Bereicherung für den Streichelzoo sind“, sagt der Zoochef.

Denn der hat mit den beiden noch namenlosen Tieren eine ganz besondere Rasse nach Aschersleben geholt: „Es sind die kleinsten Schafe der Welt“, sagt er.

Die von einer Koralleninsel bei Papua-Neuguinea stammende Rase war fast ausgestorben

Beck berichtet von den Quessantschafen, die von der gleichnamigen nur 15 Quadratkilometer großen baumlosen französischen Atlantik-Insel stammen und fast schon ausgestorben waren. Die beiden Böcke - gerade ein halbes Jahr alt, schwarz und bald mit schneckenförmigen Hörnern - werden höchsten 49 Zentimeter groß.

„Sie sind durch strenge Selektion auf ihrer Heimatinsel entstanden“, schwärmt Beck von einer interessanten Historie. Schon 450 vor Christi soll es sie gegeben haben. Damals noch ein bisschen größer. „Doch auf der Insel gab es wenig zu fressen, sie lebten dort unter extremen Bedingungen.“

Deshalb setzten sich über die Zeit die Mini-Versionen durch. Und die mussten auch verhältnismäßig leicht sein, weil sie, wenn die eine abgegrast war, mit dem Schiff von Insel zu Insel transportiert wurden. Inselhopping sozusagen, meinen die Tierpflegerinnen lachend.

„Als es den Leuten auf den kargen Inseln nach dem Zweiten Weltkrieg dann wieder besser ging, haben sie die Quessantschafe mit größeren Exemplaren eingekreuzt und die originale Rasse wäre fast komplett verschwunden“, erzählt Alexander Beck weiter. Dass es noch reinrassige Schafe gebe, sei reichen Bürgern und Adligen zu verdanken, die sich die zierlichen Tiere zum Vergnügen gehalten hätten.

Beide Schafböcke verlassen nach der langen Anreise ohne Scheu ihre Box

In Aschersleben empfängt die beiden Böcke am Donnerstagnachmittag eine wahre Idylle. Als Beck mit seiner Kollegin die Transportbox aus dem Auto holt, scheint gerade die Sonne und ein Pfau, der auf den Stufen des Planetariums steht, schaut dem Treiben neugierig zu. Die Böcke verlassen ohne Scheu die Box.

Die Zwergziegen jedenfalls sind, bis auf ein kleines, mutiges Zicklein, noch sehr vorsichtig, was ihre neuen Mitbewohner angeht. „Sie wollen doch nur Anschluss“, ruft die Pflegerin ihnen zu, als die beiden Schafböcke immer wieder auf die Ziegen zugehen. Mittendrin, statt nur dabei. „Das ist jetzt ihre neue Familie, sie gehören zur Herde“, meint auch der Zooleiter.

Der hat mit Absicht nur zwei Böcke ausgesucht. „Weil wir den Streichelzoo irgendwann noch grundsanieren wollen und bis dahin nicht so viele Tiere möchten.“ Wenn die Anlage fertig sei, kommen noch weibliche Quessantschafe dazu. „Dann aber aus einem anderen Zoo, damit es keine Inzucht gibt.“ (mz)

Zooleiter Alexander Beck (links) hat die beiden schwarzen Böcke aus dem Zoo von Karlsruhe geholt und lädt sie nun aus.
Zooleiter Alexander Beck (links) hat die beiden schwarzen Böcke aus dem Zoo von Karlsruhe geholt und lädt sie nun aus.
Frank Gehrmann
Die beiden Quessantschafe in der Box
Die beiden Quessantschafe in der Box
Frank Gehrmann