Soziale Marktwirtschaft Politik in Werkhalle: Mittelstand trifft Volksvertreter bei A.T.A Anlagentechnik in Aschersleben

Aschersleben - „Immer wenn der Staat zu viel Geld hat, kommt er auf Ideen, wie er es verschwenden kann.“ Mit diesen markigen Worten plädiert Carsten Linnemann, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, für die Abschaffung des Soli-Beitrages. Linnemann ist gleichzeitig Bundesvorsitzender der Mittelstandsvereinigung (MIT) und am Donnerstag auf Einladung von Norbert Buschmeier zu einer Podiumsdiskussion nach Aschersleben gekommen.
Und weil Buschmeier Inhaber der Firma A.T.A Anlagentechnik in Aschersleben ist, diskutierten die Teilnehmer in einer beeindruckenden Werkhalle, in der riesige Stahlteile stehen.
Thema war die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft
Thema der Gesprächsrunde mit Anke Schmidt vom Autohaus Schmidt und Söhne, Norbert Buschmeier, Unternehmensberater Olaf Leicht, dem Bundestagsabgeordneten Sepp Müller und Carsten Linnemann war die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft, die zum wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands maßgeblich beigetragen hat.
Doch wird sie auch die richtigen Antworten geben auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts? Wie ist es möglich, für Chancengerechtigkeit auch im Zeitalter der Digitalisierung zu sorgen? Und wie kann der Zusammenhalt der Gesellschaft gesichert werden?
Wie kann Zusammenhalt der Gesellschaft gesichert werden?
Zahlreiche Unternehmer nicht nur aus Aschersleben und Umgebung, sondern aus dem ganzen Land nutzten die Chance, mit dem Politiker und den Gästen aus der Wirtschaft zu diskutieren.
Bereits in seinem Impulsvortrag riss der rhetorisch begnadete Linnemann ein Manko an, unter dem die CDU in den letzten Jahren seiner Meinung nach krankte: „Wir haben zu wenig debattiert.“
Nur deshalb habe die AfD groß werden können, und nun seien die Christdemokraten gezwungen, „wieder über die Unterschiede zu reden“. Die Top-Themen seien Fachkräfte, Steuern, Bürokratie und Regulierungswut sowie Digitalisierung.
„Wir haben zu wenig debattiert“, sagt Linnemann
Zum Thema Fachkräfte argumentierte er mit Zahlen: 2005 waren 100 000 junge Leute ohne Ausbildungsplatz. 2018 sind 200 000 Lehrstellen unbesetzt. Dies sei nur zum Teil ein demografisches, sondern auch ein soziales und ein Bildungsproblem.
An diesem Punkt berichtete Anke Schmidt von ihren Schwierigkeiten, geeignete Bewerber für Ausbildungsstellen zu finden. Bewerber gebe es, doch diesen würde es oft an wichtigen Kompetenzen fehlen.
Die Abschaffung des Meisterzwangs für bestimmte Bereiche hält Linnemann für einen Fehler. Die Folge seien mehr Solo-Betriebe, die nicht ausbilden. „Der Meisterbrief ist Qualitäts- und Bildungsstandard, und wir sollten ihn wieder einführen“, so Linnemann.
Auch zum Thema Bürokratie hat er eine klare Meinung. „Manche Gesetze sollten wir erstmal bei uns Abgeordneten ausprobieren“, sagte er und schilderte die unruhestiftenden Auswirkungen der Datenschutzgrundverordnung in den Abgeordnetenbüros.
Einige Zuhörer gaben „Aufträge“ von der Basis weiter
In der von Tom Gräbe moderierten Podiumsdiskussion nahm die Digitalisierung und die damit einhergehende Veränderung der Arbeitswelt breiten Raum ein. Einige der Gäste nutzten auch die Chance, den Politikern „Aufträge“ von der Basis mit auf den Weg zu geben.
Der Vorsitzende der MIT im Harz Bernhard Voigt etwa findet, es sollte mehr Steuergerechtigkeit geben. Dass Steuern sein müssen, um Aufgaben wie Bildung und Infrastruktur zu erfüllen, sei keine Frage. „Aber eine Kappung bei 25 Prozent wäre eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.“ Auch über die Vorfälligkeit von Sozialversicherungsbeiträgen werde seit zwei Wahlperioden diskutiert, geschehen sei nichts. (mz)
