Pflügen wie vor vielen Jahrzehnten

Freckleben/MZ. - 14 Pferdebesitzer hatten am Sonntagvormittag in der Frecklebener Feldflur zwei ihrer Vierbeiner vor den Pflug gespannt: Sie wollten den fünf gestrengen Schiedsrichtern beweisen, dass sie auch nach vielen Jahren das Pflügen mit Pferden noch nicht verlernt haben. Zu beackern war ein 30 Meter langes und zehn Meter breites Flurstück.

Die meisten Teilnehmer des diesjährigen Leistungspflügens kamen aus dem Salzlandkreis. Die weiteste Anreise hatten Gustav Siegel aus Brandenburg an der Havel und Thomas Klumpe aus Flechtingen. Er wird die weite Anfahrt nicht bereut haben, denn in der Endabrechnung belegte er den ersten Platz vor dem Vorjahresbesten Albrecht Knoblauch aus Klein Schierstedt und Ulrich Reinecke aus Drohndorf.

Bevor das Leistungspflügen begann, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, auf einem Probeacker ihren Pflug richtig auf die Breite und Tiefe einzustellen. Gepflügt wurde zweispännig mit einem Einscharpflug mit Vorschäler. Nach sechs Kriterien wurde das Pflügen bewertet. Dazu gehörten die Bewertung des Pferdegespanns, die Qualität der Spaltfurche, die richtige vorgegebene Tiefe, die allgemeine Qualität des Bildes des gepflügten Ackerstückes, der Zustand der Endfurche und schließlich das Zuschleppen. Die vergebenen Punkte sind dann in der Endabrechnung addiert worden. Die meisten Teilnehmer hatten als zweiten Mann einen Gespannführer mitgebracht. So konnte sich der Mann am Pflug ausschließlich auf das Pflügen konzentrieren. Der Sieger des Vorjahres, Albrecht Knoblauch, versuchte es in diesem Jahr alleine zu bewältigen. Wie von Schiedsrichter Klaus Herrmann aus Klein Schierstedt zu erfahren war, gibt es dafür sechs Zusatzpunkte. Nach seiner Meinung zur Qualität des Pflügens befragt, erklärte er: "Die Qualität des Pflügens wird von Jahr zu Jahr immer besser."

Das Pflügen hatte wieder viele Schaulustige nach Freckleben gelockt. Manche waren erst nach einer Irrfahrt auf der Burg zum richtigen Ort gekommen. Zu den prominenten Gästen gehörte die Ministerin für Landwirtschaft, Petra Wernicke (CDU). Sie lobte den Frecklebener Heimatverein, dass er die Tradition des Pflügens mit Pferden fortsetzt. "Die Pferdezucht boomt zur Zeit wie in Sachsen-Anhalt in allen Bundesländern", so die Ministerin.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Pastor Mathias Kipp eine Andacht gehalten. Danach hatte der Vorsitzende des Heimatvereins, Wolfram Kiefer, die Teilnehmer mit ihren Pferden vorgestellt. Wie er wissen ließ, ist es das sechste Pflügen, das der Heimatverein organisiert hat. "Wir werden diese Tradition auch in den kommenden Jahren fortsetzen", ist sich Kiefer sicher. Da es nur wenige Orte in Sachsen-Anhalt gebe, die ein Leistungspflügen durchführen, könnte er sich vorstellen, auch einmal eine Landesmeisterschaft auszurichten.