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Pfarrer aus Aschersleben über Aberglaube Pfarrer aus Aschersleben über Aberglaube: Vorsicht! Freitag! Der 13.!

Von regine lotzmann 12.02.2015, 18:10
Vierblättrige Kleeblätter werden als Glücksbringer gesehen.
Vierblättrige Kleeblätter werden als Glücksbringer gesehen. Archiv/dpa/bernd Wüstneck Lizenz

Aschersleben - Vierblättrige Kleeblätter, Hufeisen, die über der Tür hängen, damit kann Holger Holtz nichts anfangen.

Denn solche Glücksbringer, vor allem aber der Aberglaube sind dem Ascherslebener Pfarrer fremd. „Ich denke, ich bin da eher ein Vertreter des Aufgeklärten, gehe da ganz pragmatisch mit um“, zuckt der Geistliche, der seit November 2013 im evangelischen Kirchspiel Aschersleben tätig ist, die Schultern.

42 Prozent der Deutschen glauben laut einer Allensbach-Umfrage daran, dass ihnen ein vierblättriges Kleeblatt Glück bringt. Bei Sternschnuppen hoffen immerhin noch 40 Prozent auf etwas Gutes und über die Begegnung mit einem Schornsteinfeger sind 36 Prozent der Leute erfreut. Die Glücksbringer, die viele mit einem Augenzwinkern sehen, sind stets mit einer Geschichte verbunden, die diese glücksbringende Wirkung erklärt.

Mit dem Kehren des Schornsteines verhinderten sie Brände, die früher sogar ganze Ortsviertel vernichten konnten. Wer einen rußfreien Schornstein hatte, der hatte also eindeutig Glück. Pferde stehen für Stärke und Kraft. Hufeisen schützen sie und so soll dieser Schutz auch auf den Finder eines Hufeisens übergehen und ihm Glück bringen.

Normal haben Kleeblätter drei Blätter. Findet jemand ein vierblättriges, ist das selten. Er hatte also Glück. Eine andere Geschichte meint, dass Adam und Eva zur Erinnerung aus dem Paradies ein vierblättriges Kleeblatt mitgenommen haben. Deshalb halte der Finder ein Stück vom Paradies in der Hand. Im Mittelalter gab es bei Wettbewerben als Trostpreis oft ein Schwein - so hatte auch der Letzte noch etwas Glück.

Die Käfer vertilgen Schädlinge, so dass die Bauern sie als Geschenk der Mutter Gottes ansahen, daher auch ihr Name. Er galt als Himmelsbote, der Kinder beschützt. Er ist ein Symbol für Reichtum und wird oft auch als kleinere Ausgabe des goldenen Tauftalers oder Weihgroschens angesehen, der Hexen vertreiben sollte.

Und auch ein Freitag, der 13., ist da für ihn kein ungewöhnlicher Tag. „Wir wissen, dass statistisch gesehen an einem Freitag, dem 13., nicht mehr Unfälle passieren als an einem Donnerstag, dem 12.“, begründet er das. Natürlich wolle er mit seinem Standpunkt niemandem zu nahetreten. Wer mit einem Augenzwinkern an die Symbolik der Glücksbringer glaube, warum nicht! „Das tut niemandem weh“, findet der Pfarrer. „Schwierig wird es aber, wenn der Aberglaube das Einzige ist, was bleibt. Wenn man darauf angewiesen ist, dass einem das Hufeisen Glück bringt. Oder Freitag, der 13., einen dazu bewegt, das Haus nicht zu verlassen.“

Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.

Sein Leben davon bestimmen lassen? Holger Holtz schüttelt den Kopf und zitiert Luther: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Das sei für ihn ein ganz wichtiger Satz. „Wie wichtig ist mir der Aberglaube? Bestimmt er mein Leben?“ Im Aberglauben sieht Holtz einen sächlichen Zusammenhang: „Ich habe ein Hufeisen, also bringt mir eine überirdische Macht Glück - ich tue etwas und bekomme etwas dafür. Aber so funktioniert das Leben nicht“, findet der Pfarrer und will den Unterschied zwischen Aberglaube und Glaube, so wie er ihn sieht, deutlich machen.

„Der Glaube ist nämlich eine Beziehungssache. Gott kann auch einmal Nein sagen. Er ist kein Automat“, meint der Pfarrer und erklärt: „Aber egal, was mir in meinem Leben passiert - egal ob Schönes oder Schweres -, ich weiß mich getragen. Gott geht mit mir da durch.“ Beim Glauben gebe es für ihn also immer die Hoffnung. „Und das habe ich im Aberglauben nicht.“

Aberglaube könnte motivieren

Allerdings könne der Aberglaube, überlegt der Pfarrer laut, vielleicht auch ein bisschen motivieren. „Wenn ich dadurch bewusster durch den Tag gehe. An einem Freitag, den 13., aus dem Haus komme und gezielt darauf achte, was für schlechte Dinge um mich herum passieren, wo man helfen kann“, nennt er ein Beispiel. „Oder wenn ich das vierblättrige Kleeblatt als Mutation ansehe, dann ist es ein tolles Symbol, es führt mir vor Augen, wie besonders und einzigartig diese Welt ist, das macht mich glücklich“, lächelt der Pfarrer und kann einem vierblättrigen Kleeblatt beim nächsten Mal vielleicht doch etwas abgewinnen. (mz)