Pendlerverkehr Pendlerverkehr: Salzlandkreis gleicht einer ÖPNV-Ödnis

Aschersleben/BERNBURG/MZ - Dass gerade der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bernburger Agentur für Arbeit, Thomas Holz, über Problemzonen redet, verwundert nur auf den ersten Blick. Ist doch seinem Haus aufgefallen, wie schwierig es ist, ohne eigenes Fahrzeug zur Arbeit oder Ausbildung zu gelangen. „Wir reden hier von einem Arbeitskräftepotenzial im dreistelligen Bereich.“ Die Strecke der ÖPNV-Ödnis ziehe sich quer durch den Salzlandkreis. „Die Arbeitsaufnahme darf nicht am fehlenden Führerschein scheitern“, sagt Holz sehr deutlich. In Aschersleben macht er eine besondere Problemzone in den Gewerbegebieten „Güstener Straße“ und der sich anschließenden „Siemensstraße“ aus. Hier sind jeweils rund 22 Arbeitgeber angesiedelt, heißt es von einer Agentursprecherin.
Schlechte Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Eine Reihe von ihnen sieht Probleme bei der Nachwuchsgewinnung, die auch etwas mit der schlechten Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu tun habe. Gerade Lehrlinge hätten ob ihres Alters oder ihrer Finanzsituation noch keinen Führerschein. „Irgendwann streikt dann auch das Eltern-Taxi, das die Jugendlichen im freundlichsten Fall zur Ausbildungsstätte befördert“, weiß Holz.
Die Erkenntnisse sind so neu nicht. Bereits im März 2013 gab es eine gemeinschaftliche Mobilitätskonferenz mit der Kreisverwaltung. Markus Völkel vom zuständigen Fachdienst Wirtschaftsentwicklung gesteht, dass bisher bei der ÖPNV-Planung die Arbeitgeber-Sicht vernachlässigt worden sei. „Wir sind an der Nachfrage vorbeigefahren“, muss er zugeben. „Weil sich keiner dafür interessiert hat, wann wo die Schichten laufen. Das soll sich jedoch bereits zur Fahrplanumstellung vielerorts ändern. Es geht nicht um einen Aufwuchs an ÖPNV, der ja von uns zu finanzieren ist, sondern um eine bessere Abstimmung untereinander.“ Holz fügt an, dass durchaus Arbeitnehmer verschiedener Firmen in einem Bus sitzen könnten. Klar sei aber auch, dass es nicht Sache der Arbeitsagentur sei, Transportoptimierung für Arbeitnehmer zu praktizieren. „Ich erwarte eben auch von Arbeitgebern Beweglichkeit, wenn sie qualifiziertes Personal an sich binden wollen.“ Es gibt durchaus außerhalb des Arbeitsamtsbezirkes Unternehmen, die Fahrradstationen eingerichtet hätten oder Zeitarbeitsfirmen, die ihre Mitarbeiter per Kleinbus einsammeln.
Landkreis und Arbeitsagentur hätten sich, so Markus Völkel, mit ihrem Koordinierungsansinnen an 52 Firmen zwischen Aschersleben, Barby und Nienburg gewandt. Dass es immerhin von 18 eine Rückmeldung gab, stimme optimistisch, zeigt aber auch, wie unterschiedlich der Leidensdruck ausgeprägt ist.
In Firmen-Ballungsgebieten sind Haltestellen geplant
Der Landkreis werde in der Planung die Antworten einbeziehen und auch schauen, wo sich in Firmen-Ballungsgebieten Haltestellen einrichten ließen. Dass diese in mehreren Industrie- und Gewerbegebieten des Salzlandkreises von vornherein fehlten, sei ein Zeugnis der Auto-Fixiertheit der Planer. „Dort ist noch nicht angekommen, dass es durchaus Lebensentwürfe gibt, die ohne Auto auskommen“, so Holz.