Pädophilen-Netzwerk in Aschersleben Pädophilen-Netzwerk in Aschersleben: Eigene Kinder als Lockvögel eingesetzt

Aschersleben/Magdeburg/MZ. - Polizei und Staatsanwaltschaft in Sachsen-Anhalt haben einen großen, bundesweit operierenden Pädophilen-Ring gesprengt. Am Wochenende erfolgten erste Festnahmen von Verdächtigen in Aschersleben (Salzlandkreis). Dabei soll es sich nach MZ-Informationen unter anderem um einen Mann aus Aschersleben, weitere Personen aus Sachsen-Anhalt, Berlin und Sachsen sowie aus Dortmund und Düren in Nordrhein-Westfalen handeln. Insgesamt wurden zehn Männer und eine Frau, die zwischen 22 und 60 Jahren alt sind, vorläufig in Gewahrsam genommen.
Die Verdächtigen gehörten zum engsten Führungskreis des Netzwerkes und leisteten bei ihrer vorläufigen Festnahme am Samstagabend keinen Widerstand, erklärte der Pressesprecher der Polizeidirektion Nord, Marc Becher. Im Ergebnis der Aktion fanden zudem noch Wohnungsdurchsuchungen und weitere Ermittlungen im gesamten Bundesgebiet statt. Nach Angaben von Becher könnte sich der Fall noch erheblich ausweiten: „Die Dimensionen sind im Moment nicht absehbar“, sagte der Pressesprecher der Polizei. Zu den konkreten Vorwürfen gegen die mutmaßliche Führungsspitze des Pädophilen-Ringes wollten die Beamten indes noch keine Stellung nehmen. „Die Ermittlungen laufen. Einzelheiten, die jetzt an die Öffentlichkeit gelangen, können diese gefährden“, so Becher.
Verdeckte Recherchen
Ein verdeckt recherchierendes Fernsehproduktionsteam hat die Polizei offenbar auf die Spur des Pädophilen-Netzwerkes gebracht. Nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung sollen die Journalisten im Internet in der Szene recherchiert haben und waren so auf die Gruppe gestoßen. So werden Fotos und Filme über einschlägige Portale im Internet angeboten und verkauft. In der Vergangenheit ging es bei derartigen Fahndungserfolgen zumeist um Delikte, die mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern zusammenhängen.
So soll das jetzt aufgeflogene Netzwerk sogar eigene Kinder benutzt haben, um den Kontakt zu späteren Opfern herzustellen. Auch in Aschersleben war ein Mädchen mit der Gruppe unterwegs. Es wurde offenbar nach der Polizeiaktion vom Jugendamt vorläufig in Obhut genommen. Federführend bei dem Schlag gegen das Netzwerk war eine Sondereinheit der Kriminalpolizei. Darüber hinaus wurden Kräfte der Bundespolizei eingesetzt. Damit verbunden war am Samstagabend eine Aufsehen erregende Aktion in Aschersleben. So wurde von den etwa 70 Beamten eine Straße über mehrere Stunden abgeriegelt, Autos kontrolliert und Personen durchsucht.
Nach dem bisherigen Stand der Untersuchung war es das wohl einzige für dieses Jahr geplante Treffen des Netzwerkes. Laut Polizeisprecher Marc Becher sollten in der Pädophilen-Szene neue Kontakte geknüpft und „vermutlich strafbare Handlungen vorbereitet“ werden. Dabei operierte die Gruppe, die sich ansonsten nur im Internet austauscht, äußerst diskret und vorsichtig. Um das Geheimtreffen zu tarnen, besuchten die Führungsmitglieder des Netzwerkes einen Kinder-Flohmarkt und den Zoo in Aschersleben. Dabei stand sie bereits unter Beobachtung von verdeckten Ermittlern.




