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Orthopäden krempeln die Ärmel hoch

Von REGINE LOTZMANN 15.04.2009, 16:29

NACHTERSTEDT/MZ. - "Zur Kontrolle", verrät die 80-jährige Dame aus Nachterstedt, die vor knapp zwei Wochen an der Hüfte operiert wurde: im Klinikum von Quedlinburg, so dass sie die beiden Ärzte, die nun im Heimatort ihrer Patientin die Arbeit aufnehmen, bereits kennt.

"Ich glaube, dass die Verzahnung Ambulant-Stationär unbedingt sein muss und dass das den Patienten nicht zum Schaden gereicht", findet Dr. Christian Fischer, der - genau wie sein Kollege Dr. Olaf Schaeper - Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist. Dass die Nachterstedter Praxis, die am Mittwoch von der Proklin Medical Care GmbH im Rahmen des Medizinischen Versorgungs-Zentrums Quedlinburg eröffnet wurde, ein großer Zugewinn ist, findet auch Dr. Schaeper. "Als Krankenhaus-Arzt ohne Praxis, wo man den Patienten auch ambulant behandeln kann, ist man völlig amputiert", beschreibt der Leitende Oberarzt, der seit 2005 im Quedlinburger Klinikum arbeitet und dort Bereichsleiter für Orthopädie ist, ein allgemeines Problem in der medizinischen Versorgung.

Dass sich der auch auf Rheuma spezialisierte Experte nun zeitweise vom Krankenhaus löst und die Arztstelle in der Nachterstedter Praxis für Orthopädie zu einem Viertel der Zeit besetzt, ist für ihn da ein völlig logischer Schritt. Denn die Vorbereitung der Patienten auf eine Operation und die Nachsorge sei so weitaus besser gewährleistet, begründet er seine Entscheidung. Für die übrigens auch eine Rolle spielte, dass "die ambulante Versorgung in dieser Region völlig darniederliegt".

Ähnlich sieht es auch Dr. Fischer, der in Nachterstedt die restlichen 75 Prozent der Arztstelle besetzt. Selbst das Pendeln findet der Klinik-Arzt, der übrigens auch Handchirurg ist, nicht ganz so schlimm. "Die Parkplatz-Situation ist hier sogar weitaus einfacher", nickt er lachend zum meist leeren Parkplatz direkt vor der Praxis hinaus.

"Ich bin den beiden Medizinern sehr dankbar, dass sie hier die Ärmel hochkrempeln", gesteht Wolfram Kullik, Geschäftsführer des Quedlinburger Klinikums und der Proklin-Medical-Care-Gesellschaft, die eine Tochtergesellschaft des Klinikums ist. Kullik, der es sich - genau wie Heidrun Meyer, die Leiterin der Verwaltungsgemeinschaft Seeland, und Ralf Klar, der Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft "Vorharzer Heimstätten" - nicht nehmen ließ, bei der Eröffnung der Praxis dabei zu sein, weiß, dass der Weg hierher nicht einfach war. Fünf Objekte hatten sich die Verantwortlichen zuvor in Aschersleben angesehen, eins in Gatersleben und das in Nachterstedt. Doch bevor aus der ehemaligen HO-Verkaufsstelle eine moderne Arztpraxis nebst Röntgenplatz mit digitaler Befundstechnik wurde, sei immerhin ein dreiviertel Jahr vergangen. Denn: "Unser Engagement hier ist kein Strohfeuer - wir wollen hier längerfristig unseren Beitrag leisten und helfen, im ambulanten Bereich die bestehenden Defizite auszugleichen", erklärt Wolfram Kullik und spricht ausdrücklich noch einmal die "ausgesprochen gute Zusammenarbeit" mit der Wohnungsgesellschaft an, die als Vermieterin der Immobilie den alten Einkaufsladen in den vergangenen Wochen in eine moderne Praxis umgebaut hat.

Die hat übrigens schon am ersten Tag guten Zuspruch gefunden. Zwar war die Schlange in Nachterstedt nicht ganz so lang wie bei der Eröffnung der Augenarztpraxis von Dr. Detlev Hoffmann in Aschersleben, doch der erste Patient stand schon um 6.50 Uhr vor der noch geschlossenen Praxistür. Am Ende waren es etwa 25 - die meisten aus Nachterstedt und Hoym -, die vor Beginn der ersten Sprechzeit geduldig warteten. Still stand auch nicht das Telefon: Ununterbrochen kamen Anfragen nach noch freien Terminen. "Ich bin mir sicher, wir werden hier ein volles Haus haben", ist sich Wolfram Kullik dann auch sicher und lässt Gertrud Sobbe vorbei.

Sie begleitet Dr. Fischer ins Behandlungszimmer. "Ich verlasse mich auf die Ärzte", meint die Nachterstedterin, noch bevor sie zur Untersuchung verschwindet und erklärt ganz zufrieden: "Ich wurde gut operiert, gut gepflegt und hoffe, dass das auch so weiter- geht."