Neu Königsaue Neu Königsaue: Das jüngste Dorf der Stadt

Neu Königsaue - Neu Königsaue ist ein junges Dorf. Es zählt erst 51 Jahre, kann aber trotzdem von einer ganz langen Geschichte erzählen. Denn die Gründung des eigentlichen Ortes Königsaue geht auf das Jahr 1753 zurück. Braunkohlebagger vertrieben den Ort Anfang der 1960er Jahre. Nur wenige Kilometer von dieser Stelle wurde aber Königsaue wieder aufgebaut. Allerdings mit einem Zusatz im Namen. Seit dem gibt es Neu Königsaue.
Der heutige Ortsbürgermeister Ralf Klar ist im Alter von drei Jahren in das Dorf gezogen. „Ich hatte hier eine tolle Kindheit“, blickt er zurück. Es war ja nicht nur alles ganz neu in dem Ort, sondern er hatte auch jede Menge Freunde zum Spielen. Damals gab es auch noch eine Schule im Ort. Oft sogar eine A- und B-Klasse des gleichen Jahrgangs.
Und es gab viel Natur und Seen ringsherum, die zum Spielen lockten. „Wir waren eine richtige Clique. Im Sommer waren wir im See baden, im Winter haben wir dort Eishockey gespielt. Und wir haben auch viel Fußball gespielt“, verrät er. Seinerzeit gab es einen Konsum und einen Bäcker im Ort. Auch eine Gaststätte war vorhanden. Zum Tanzen sind die Einwohner in die Turnhalle gegangen. „Die Disco in Neu Königsaue war berühmt. Etwa 400 bis 500 Leute haben das Angebot gern genutzt“, erinnert sich Ralf Klar. Gab es eine Tanzveranstaltung für die Älteren, dann mussten sogar Tische reserviert werden.
Der Ort Neu Königsaue ist erst 51 Jahre alt. Der ehemalige Ort Königsaue stand auf einem enormen Braunkohlevorkommen, das die wichtigste Energiequelle der damaligen DDR war. Man lokalisierte dort 35 Millionen Tonnen Bitumenkohle und entschied, die Menschen umzusiedeln. Für die Bevölkerung entstand unweit der alten Ortsgrenze ein neuer Ort namens Neu Königsaue. Wer das nicht wollte, zog nach Aschersleben oder an Drittorte. Da es in der damaligen Zeit ein modernes, sozialistisches Dorf werden sollte, mussten die einheitlich geplanten Bautypen genau nach der Zeichnung erbaut werden. Private Wünsche wurden nicht genehmigt. Dazu entstanden eine Konsum-Verkaufsstelle, ein Kindergarten mit Krippe, eine Bäckerei und ein Dorfwirtschaftshaus.
Bis Mitte 1968 war der Ort aufgebaut. 17,5 Millionen Mark hat der Aufbau mit dem Wirtschaftskomplex der LPG und 18,5 Millionen Mark die Neubauten in Aschersleben gekostet. Am 28. Juli wurde Neu Königsaue ein Ortsteil von Schadeleben.
In Neu Königsaue gab es übrigens zu DDR-Zeiten auch eine große Gärtnerei, von der aus Chrysanthemen in die ganze Republik geschickt wurden. Damals florierte der Ort. Neben der Pflanzenproduktion gab es auch eine Tierproduktion. Der Ort zählte 430 Einwohner.
Heute hat Neu Königsaue etwa 100 Einwohner weniger und etwa 30 Prozent Wohnungsleerstand. Diesen gibt es vorrangig bei Mietwohnungen. Denn Einfamilienhäuser sind in dem kleinen Ort begehrt. Aber es gab auch eine Zeit, da herrschte im Ort ein Wohnungsmangel. Deshalb musste auch Ralf Klar zunächst wegziehen. „Für zehn Jahre. Aber dann ging es zurück in die Heimat“, sagt er.
Nach der Wende wurden nach und nach verschiedene Einrichtungen geschlossen. Konsum und Gaststätte, der Kindergarten und zuletzt auch die Schule.
„Das ist sehr bitter. Denn so kann ein Ort auch sterben. Wir arbeiten dagegen und haben erfolgreich junge Familien im Ort angesiedelt“, sagt er. Geklappt habe das durch die neuen Baugebiete. „Ich bin 1999 in den Gemeinderat gegangen, weil mir meine Heimat am Herzen liegt. Ich wollte aktiv an der Entwicklung mitwirken“, erklärt er seinen Schritt in die Kommunalpolitik. 2001 ist er dann Bürgermeister geworden und fühlt sich in dieser Position auch heute sehr wohl. „Ich weiß, dass die Menschen im Ort hinter mir stehen. Das ist ein unheimlich gutes Gefühl“, gibt Ralf Klar gern zu. Und da mache es Spaß, um solche Dinge wie das Baugebiet zu kämpfen. Das erste wurde 2003 besiedelt und jedes Grundstück war sofort vergeben. Auch er selbst hat sich dort ein Haus gebaut.
2007 wurde dann das zweite Baugebiet geschaffen. Insgesamt zwölf Familien wohnen auf beiden Flächen. „Stolz bin ich auch darauf, ein Pflegeheim im Ort zu haben. Wir haben es damit geschafft, keine Bauruine zu haben“, sagt er und verrät, dass der Ortschaftsrat damals gut entschieden habe, die Schule in dem ehemaligen Kindergarten unterzubringen und so den Weg für das Pflegeheim zu ebnen. Beim Umzug haben alle Eltern mitgeholfen.
Auch so sei er recht stolz, denn immerhin gebe es in Neu Königsaue Internet, Erdgas und fast alle Straßen sind bereits saniert. Der Platz vor der ehemaligen Kaufhalle wurde neu gestaltet und gepflastert und auch feste Veranstaltungen gibt es jedes Jahr. „Wir können behaupten, wir haben hier ein gutes gesellschaftliches Leben. Auch durch die Vereine“, sagt Ralf Klar. (mz)