1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Neoromanik in altem neuen Glanz

Neoromanik in altem neuen Glanz

Von Petra Korn 27.06.2006, 17:30

Aschersleben/MZ. - Auf dem Turm eine Art "Kabel-Dom", eine "Kuppel", auf der viele Isolatoren angebracht waren; der Schriftzug "Kaiserliches Postamt", oberhalb ein Wappen mit Adler und darüber vermutlich das kaiserliche Wappen. Manches, was die alten Akten aus dem Bauarchiv zeigen, lässt sich an dem Gebäude der Post an der Ecke Herrenbreite / Bonifatiuskirchhof in Aschersleben bei ganz genauem Hinsehen noch erkennen.

So sind beispielsweise Spuren des einstigen Schriftzuges ebenso zu sehen wie schemenhaft die Umrisse des Adlers.

Die Bauzeichnungen für das heute unter Denkmalschutz stehende Haus stammen aus dem Jahr 1889. "Wir gehen davon aus, dass 1890 Baubeginn für das Gebäude als kaiserliches Postamt war", sagte Bernhard Lohe, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Landkreisverwaltung.

Erbaut wurde es im - für Postgebäude dieser Zeit typischen - neoromanischen Stil mit einer Natursteinfassade. "Wir haben das Glück, dass die Fassade mit den meisten Zierelementen aus der Bauzeit überliefert ist", erläuterte Bernhard Lohe. Natürlich wäre es auch schön, wenn beispielsweise auch das Wappen steinmetzmäßig rekonstruiert werden könnte, so der Denkmalschützer weiter. "Primat hat aber eindeutig die Sicherung des Turmabschlusses, der Plattform, wo Wasser eindringen kann", verwies er auf dringend Erforderliches.

Auch an der Fassade selbst waren teils erhebliche Schäden zu verzeichnen: Verwendet wurden beim Bau zwei verschiedenfarbige Steine - ein heller, sandfarbener und ein rötlicher, erklärte Bernard Lohe. "Festgestellt wurde ein sehr unterschiedlicher Zerfallsgrad der Steine. So sind beispielsweise einige Säulen vollständig erhalten. Andere sind so zerstört, dass nur eine Neuanfertigung im alten Stil bleibt. Überwiegend ist es der rötliche Sandstein, der solche Schäden aufweist."

Die notwendigen Arbeiten wurden frühzeitig zwischen dem Eigentümer, der Deutschen Post, den mit den Arbeiten beauftragten Werkstätten für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem zuständigen Steinrestaurator beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Sven Raecke, abgesprochen. So hatten zum Beispiel die Werkstätten für Denkmalpflege Laboranalysen der "alten" Sandsteine in Auftrag gegeben, um für zu Ersetzendes ein Material zu finden, das von seiner (chemischen) Zusammensetzung her passt. Damit ist der "neue" rötliche ein roter Wesersandstein, der helle ist ein Rackewitzer Sandstein, der aus dem schlesischen Bereich kommt. Festgelegt wurde ebenso, dass bei der Sanierung mit unterschiedlich gefärbtem, der Sandsteinfarbe entsprechenden Mörtel gearbeitet wird. Nach Einschätzung des Landesamtes wurden die bisherigen Arbeiten an der Fassade "sehr qualitätsvoll ausgeführt", zitierte Bernhard Lohe.

Übrigens: Mit der Sanierung soll auch der Schriftzug "Postamt", welcher den ursprünglichen schon seit Jahrzehnten abgelöst hatte, wiederhergestellt werden. Das heißt: Der Schriftzug wird wieder komplettiert und mit einem goldfarbenen Anstrich versehen.