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Naturschauspiel Mit Video: Hunderte Kraniche machen Pause in den Froser Seeländereien

Knapp 350 Kraniche ruhen sich auf ihrem Weg in ihre Brutgebiete bei Frose aus. So viele gab es bisher in diesem Jahr hier noch nicht zu sehen.

Von Regine Lotzmann Aktualisiert: 14.03.2023, 08:28
Knapp 350 Kraniche rasten derzeit bei Frose. Sie sind auf dem Rückflug in ihre Brutgebiete und machen hier Station.
Knapp 350 Kraniche rasten derzeit bei Frose. Sie sind auf dem Rückflug in ihre Brutgebiete und machen hier Station. (Foto: Uwe Nielitz)

Frose/MZ - Es ist ein richtiges Gewusel, ein Getröte und Flügelschlagen, als 343 Kraniche – so viel wie noch nie in diesem Jahr – bei Frose in den morgendlichen Himmel starten.

343? „Ja, die Zahl ist exakt“, sagt Uwe Nielitz. „Ich zähle sie, wenn sie losfliegen“, erklärt der Ascherslebener Ornithologe und weiß: „Sie heben nicht auf einmal ab, sondern immer gruppenweise.“ Im Herbst – wenn die Vögel in Keilformation über das Seeland ziehen – mache er auch Fotos, um an die genauen Zahlen heranzukommen.

Kamera: Uwe Nielitz

Die seien wichtig für die Forschung. Denn deutschlandweit würden Ornithologen solche Zahlen zusammentragen, die dann von der AG Kranichschutz ausgewertet werden. Wie viele Kraniche rasten? Wo ziehen sie lang? Das Feuchtgebiet bei Frose hat sich dabei inzwischen zu einem beliebten Rastplatz für die bis zu 1,30 Meter großen Vögel gemausert. Gerade kommen sie aus ihren Winterquartieren in Spanien und Südfrankreich zurück, um nach Skandinavien, die baltischen Staaten und auch nach Mecklenburg-Vorpommern in ihre Brutgebiete zu gelangen.

Flaches Wasser als Schutz für Kraniche

„Da sie diese Tour nicht mit einem Mal schaffen, brauchen sie Plätze, wo sie rasten können – am liebsten in flachem Wasser“, meint Nielitz. Und das 75 Hektar große Areal bei Frose ist da wie geschaffen. So waren die Tiere schon die ganzen letzten Tage im Seeland zu hören. Sie schlafen, sammeln tagsüber ein bisschen Nahrung, um sich zu stärken und fliegen dann weiter. Weil sie so schnell wie möglich zu ihren Brutplätzen wollen. „Wenn das Wetter nicht so toll ist, bleiben sie aber ein paar Tage – so wie jetzt“, erzählt der Ornithologe von den Sonnenblumen-Stoppelfeldern bei Wilsleben, auf denen die Kraniche gerade nach ein paar liegengebliebenen Körnern suchen.

An den Schlafplätzen sammeln sich die Tiere wieder. Wie viele, das variiert von Tag zu Tag. „Es können auch schon mal Hundert zusammenkommen, aber so viele wie jetzt“, spricht Nielitz von den knapp 350, „hatten wir in diesem Jahr noch nicht.“

Zugroute zwischen Mecklenburg und dem Helme-Stausee

Wenn es im Herbst zurückgeht, ist das Wasser in den Seeländereien allerdings meist ausgetrocknet, so dass die Tiere dann zwar nicht mehr in der Region übernachten, doch sie ziehen über den Himmel. „Ein paar Tausende kommen da zusammen“, berichtet der Ascherslebener. Denn der Salzlandkreis liegt genau auf der Zugroute zwischen Mecklenburg und dem Helme-Stausee, wo im Oktober bis zu 30.000 Kraniche rasten.

Die Kraniche suchen bei Wilsleben auf den Stoppelfeldern Sonnenblumenkerne. Darunter ist auch ein seltener Teil-Albino (Mitte).
Die Kraniche suchen bei Wilsleben auf den Stoppelfeldern Sonnenblumenkerne. Darunter ist auch ein seltener Teil-Albino (Mitte).
(Foto: Uwe Nielitz)

Wer die schönen Vögel derzeit selbst sehen möchte, muss ein Frühaufsteher sein. „Sie kommen abends, wenn es schon fast dunkel ist. Da sieht man nur noch die Silhouette.“ Da sie in der Morgendämmerung wieder abheben und die Sonne gegen 6.30 Uhr aufgeht, sollten Naturfreunde mindestens 6 Uhr vor Ort sein.

Rücksicht nehmen auf Kraniche

Allerdings gibt es einige Dinge, die es dabei unbedingt zu beachten gilt. Geschaut werden sollte, so Nielitz, nur vom Beobachtungsturm aus, den es leise zu erklimmen gilt. Und das Auto nicht am Turm parken, sondern weiter weg. „Wenn man nämlich mit Licht den Weg entlangfährt, werden sie unruhig und fliegen weg.“ Das passiert auch, wenn man zum Fotografieren den Acker betreten will. „Man sollte sie in freier Feldflur nicht bedrängen, sonst flüchten sie – und das kostet die Tiere unnötig Energie.“ Noch den ganzen März über sollten Kraniche bei Frose anzutreffen sein. „Doch eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht.“