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Nachterstedt Nachterstedt: Siedlung «Am Ring» wird abgerissen

Von regine lotzmann 31.01.2013, 18:19

nachterstedt/MZ. - Den Ortsbürgermeister von Nachterstedt erkennt Annette Pöschel sofort wieder. Hat die junge Frau doch eine ganz besondere Verbindung zu dem Ort im Seeland. "Es war mein erster Wochenenddienst", erinnert sich die Redakteurin im Magdeburger ZDF-Landesstudio, die erst wenige Tage zuvor dort angefangen hatte. Sie selbst war von ihrem Team die Erste vor Ort, als im Sommer 2009 vier Millionen Kubikmeter Erde in den Concordia See stürzten. Eine ganze Böschung, die drei Menschen mit in die Tiefe riss und 42 Nachterstedter obdachlos machte.

Und nun, wo die seit Jahren leerstehenden Häuser abgerissen werden, ist sie wieder hier, berichtet mit ihrem Team über die Gefühle der einstigen Bewohner, die dieses Spektakel mitverfolgen. Befragt den Ortsbürgermeister, was er dazu denkt und kann sich doch selbst noch gut an ihr eigenes Gefühlschaos von damals erinnern.

"Wir waren drei Tage lang hier draußen", erzählt sie von dieser Zeit im Juli, von dem Schock damals, der Verzweiflung. "Tagsüber war ich professionell, aber abends ging mir das so richtig nah", erzählt sie. "Meine Hände waren dann nur noch am Zittern, denn die Emotionen der Leute gehen ja nicht so spurlos an einem vorbei."

Später kam sie wieder. Nach einem halben Jahr, als die Zwischengutachten vorgestellt wurden, dann an den Jahrestagen. Und jetzt. "Weil wir wissen wollen, wie es den Menschen damit geht."

Als eine schwierige Aufgabe bezeichnet auch ihr Kollege Stephan Leitel von Radio SAW den Termin, bei dem es am Donnerstag nur so von Fotografen und Kamerateams wimmelte. "Das sind Existenzen, die da aufgegeben wurden, jeder, der ein Haus hat, weiß das", ist er überzeugt. Dass die Siedlung "Am Ring" so lange leer stand, als eine Art Erinnerung an das Unglück, müsse schwer gewesen sein. "Es ist schrecklich, wenn man sieht, wie ein Schnitt durchs Dorf geht, das ist immer wie eine Wunde da und wird jetzt korrigiert", findet der Journalist und sieht zu, wie der Bagger das erste von zwölf Doppelhäusern abreißt. Bis April sollen dann die anderen und weitere 48 Nebengebäude folgen. Erst dann kann das Gelände an der Abbruchkante saniert werden. Doch zuvor soll Mitte des Jahres das versprochene Gutachten folgen.