Nach Banküberfall in Gatersleben Nach Banküberfall in Gatersleben: Vater überredete Täter sich zu stellen

Gatersleben - Ganz so, wie es die Polizei schilderte, soll sich der Überfall eines 22-Jährigen auf die Sparkasse in Gatersleben und die anschließende Fahndung der Polizei am Donnerstagvormittag nicht ereignet haben. Denn einen Tag nach dem bewaffneten Überfall meldete sich der Bruder des Täters telefonisch bei der MZ.
Ein Tag nach dem Überfall hat die Geschäftsstelle der Salzlandsparkasse in Gatersleben wie angekündigt den regulären Betrieb wieder aufgenommen. Laut Stefan König vom Geldinstitut haben andere Mitarbeiter den Dienst in der Filiale übernommen. Die vom Überfall betroffenen Beschäftigten sowie dem Kunden, der zu diesem Zeitpunkt vor Ort war, gehe es gut, so König. Ihnen sei psychologische Hilfe angeboten worden. „Das ist nach solch einem Vorfall üblich“, so König. Die Mitarbeiter hätten sich korrekt verhalten. In regelmäßigen Schulungen würden die Verhaltensregeln durchgesprochen. In erster Linie gehe es darum, niemanden zu gefährden. „Alles andere ist ersetzbar“, so König.
Der Bruder, dessen Name der Redaktion bekannt ist, wollte notiert wissen, dass sich der 22-Jährige freiwillig der Polizei stellte und die Beamten später sogar zum Versteck der Beute führte. „Da fehlte kein Cent!“ Der Räuber hatte das Geld demnach in der Nähe des örtlichen Kindergartens versteckt. Grund für den plötzlichen Sinneswandel: Offenbar hatte ihm sein Vater ins Gewissen geredet und gefordert, sich der Polizei selbst zu stellen. Den Vater hatte der junge Mann nach Aussage des Bruders nach der Tat aufgesucht.
Keine Angaben zum möglichen Motiv
Bestätigen konnte die Polizei die Schilderungen nicht, allerdings auch nicht ausschließen. Denn fest steht, dass der 22-Jährige unmittelbar nach dem Überfall am Vormittag wieder in der Nähe der Sparkasse in der Langen Straße auftauchte und deshalb schnell festgenommen werden konnte. Ob er sich zwischendurch woanders aufhielt, dazu konnte eine Sprecherin der zuständigen Polizeidirektion Nord in Magdeburg am Freitagmittag keine Angaben machen. Ebenso wie zum Motiv.
Darüber rätselte zunächst auch der Bruder des Bankräubers. Es müsse eine Kurzschlussreaktion gewesen sein, vermutet er. Denn: „Normalerweise kommt er nicht auf die Idee.“ Tatsächlich war der 22-Jährige aus Gatersleben mit der Tat erstmals strafrechtlich in Erscheinung getreten. Immerhin kann er ihn selbst dazu befragen. Laut Polizei verbrachte der Täter zwar eine Nacht in Polizeigewahrsam in Magdeburg. Ein Richter sah aber keine Gründe, um ihn in Untersuchungshaft zu stecken. Der Bankräuber wurde noch am Freitag wieder auf freien Fuß gesetzt.
Zwischenfälle häufen sich
Unterdessen fragen sich viele in Gatersleben, warum ausgerechnet ihre Sparkasse immer wieder zum Ziel von Bankräubern wird. Immerhin häuften sich in den vergangenen Jahren solche Zwischenfälle im Ort. Die Tat vom vergangenen Donnerstag stellt den vierten Überfall dar. Laut Stefan König von der Salzlandsparkasse sind kleine Filialen auf dem Land zwar häufiger Ziel von Kriminellen. Aber einen speziellen Grund für Gatersleben sieht er nicht. „Die Einrichtungen haben genauso hohe Sicherheitsvorkehrungen wie die Geschäftsstellen in der Stadt.“
Laut einer Sprecherin des Polizeireviers in Bernburg könnte es mit der Lage Gaterslebens zu tun haben. Denn die nächsten größeren Polizeistationen befinden sich entweder in Aschersleben oder eben in Quedlinburg. Auch die Nähe zur Bundesstraße 6?n könnte ihrer Aussage nach eine Rolle spielen. Wobei der aktuelle Fall besonders ist, wohnt der Täter doch direkt im Ort.
Keine lohnenswerte Aktion
Wie viel Geld der 22-Jährige bei seinem Überfall zunächst erbeutete, konnte auch am Freitag niemand sagen. Wirklich gelohnt haben wird sich die Aktion aber nicht. Denn aufgrund verschiedener Sicherheitsvorkehrungen der Salzlandsparkasse haben selbst Mitarbeiter keinen Zugriff auf größere Geldmengen. „Das Geld ist unter Verschluss. Die Technik lässt sich auch nicht erpressen.“ (mz)