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Porträt Musiker Michael Berndt veröffentlicht sein erstes Solo-Album

Michael Berndt aus Aschersleben hat mit 59 seine erste CD rausgebracht. Warum er auf Burg Arnstein Purzelbäume schlägt und was er hauptberuflich macht.

Von Detlef Anders Aktualisiert: 12.12.2021, 13:09
Michael Berndt hat an der Burg Arnstein  für seine erste Videoproduktion Purzelbäume geschlagen. Es ist eine musikalische Liebeserklärung an  seine neue Partnerin.
Michael Berndt hat an der Burg Arnstein für seine erste Videoproduktion Purzelbäume geschlagen. Es ist eine musikalische Liebeserklärung an seine neue Partnerin. Foto: Frank Gehrmann

Aschersleben/MZ - Wenn ein 59-Jähriger wie ein Kind an der Ruine der Burg Arnstein Purzelbäume macht, dann ist was Besonderes passiert. „Nicht im Traum hab ich geglaubt, dass mir das nochmal passiert, dass mein Leben über Nacht nochmal Purzelbäume macht“, singt Michael Berndt über das Glück, sich noch einmal verliebt zu haben. „Purzelbäume“ ist die Auskopplung des ersten SoloAlbums des Musikers und Sängers, der seit 30 Jahren als Frontmann der Autumn Blues Band bekannt ist. Dass er in der Corona-Zeit nicht mit der Band auftreten konnte, hat der ambitionierte Hobbymusiker zum Texten und Komponieren für sein Solo-Projekt genutzt.

Michael Berndt singt über Beziehungen, über die Liebe, wie sie entsteht, sich entwickelt und leise wie laut zerbricht. Über Alltagserlebnisse, wo der Blues nicht fehlen darf. Und er fragt „Wohin segelt dieses Land?“ Der Titel der CD „Kopf aus’m Sand“ spricht viele an. Er passe „gerade wie die Faust aufs Auge in die Zeit“, sagt er schmunzelnd.

Gundermann als Vorbild

Michael Berndt ist kein Typ, der sich versteckt. Er hat gelernt zu sagen, wann Schluss ist, und singt darüber. Die Lieder gehen ins Ohr und ins Herz. Doch wer ist dieser Mann? In seiner Wohnung am Stadtrand von Aschersleben stehen einige Gitarren, ein riesiger 100 Jahre alter Kontrabass und Keyboards. Nach Vorbildern gefragt, erklärt er: „Ich liebe die Poesie von Gundermann.“

Michael Berndt hat mit zehn beim Blasorchester „Einetaler“ auf der Posaune begonnen. „Als Jugendlicher willst du Mädels beeindrucken. Mit Posaune am Lagerfeuer ...“ Berndt stieg auf Gitarre um, war in Singegruppe und Schülerband. Er wollte stets eigene Lieder machen, schrieb Musik, Texte und arrangierte, lernte im Texter-Workshop bei Gerhard Gundermann, wie man mit treffenden Worten den blauen Himmel anders beschreibt, und mehr.

„Ich war am Georg-Friedrich-Händel-Konservatorium in Halle“, erklärt Berndt. Aber er studierte auch Agrarchemie und Informatik. Dann machte er mit seiner Band bei einer Casting-Show der DDR mit. Dem „Goldenen Rathausmann“ in Dresden, „ein Jahr nachdem Die Prinzen dort Preisträger waren“. Die Band von Michael Berndt kam bis in die Endrunde. Mit seinem Kumpel habe er dann das Studium geworfen, um 1989 Berufsmusiker zu werden, erzählt er.

Musik als Hobby

Doch bald entschieden sie sich, normal Geld zu verdienen und die Musik zum Hobby zu machen. Nach dem Diplom begann Berndt 1989 als Ingenieur in Aschersleben und blieb Forschungsstudent an der Uni, fing sogar an, die Doktorarbeit zu schreiben. „Aber dann bekam ich ein Angebot von einer Bank“, berichtet er. Berndt wurde Innendienstleiter einer Bank in Aschersleben. Dann kündigte er für eine Weltreise, die nicht lange währte. Schließlich machte er sich als Informatiker selbstständig und verkaufte zehn Jahre lang Computeranlagen und Netzwerke. Die Bausparkasse, bei der er nebenbei arbeitete, bot ihm an, Angestellter im Ausbildungsbereich zu werden. Dort ist er bis heute.

Ich habe ein schönes Leben. Ich habe eine neue Liebe, alles wunderbar. Mir geht es gerade richtig gut.

Michael Berndt, Musiker

Michael Berndt liebt es, seine Gedanken zu Papier zu bringen und eigene Lieder zu schreiben. Für das Singen braucht er eine kleine Bühne, um die Menschen in der Nähe zu haben. Das ist ihm schon mit seiner Bluesband gut gelungen. Und als Solokünstler? „Ich habe echt keine Ahnung“, gesteht er. „Ich habe ein schönes Leben. Ich habe eine neue Liebe, alles wunderbar. Mir geht es gerade richtig gut“, sagt er. Jedes Wochenende auf der Bühne? Momentan macht er seinen Job sehr gerne.

Beschreibung persönlicher Erfahrungen

„Ich bin gespannt, was die Leute dazu sagen“, blickt er voraus. Per E-Mail oder über Facebook ist die CD bestellbar. Die Singer-Songwriter-Szene sei seine Heimat, erklärt Michael Berndt, der ursprünglich aus der Folk-Szene kommt. Viele Texte beschreiben persönliche Erfahrungen. Ob er Angst vor den Reaktionen hat? Ein bisschen Angst habe er schon, sagt er. „Du machst ja ein Fenster auf und lässt andere Leute hereinschauen“, erklärt Berndt. Freunde hätten ihm aber dazu geraten, es zu machen.

Am Anfang seien nur zwei Songs fertig gewesen, die er produzieren wollte. Und da sie - mit Kollegen eingespielt - gut gelungen sind, fragte ihn sein Produzent Alex Wurlitzer in Hedersleben, ob er nicht ein ganzes Album machen wollte. Wenige Wochen schrieb er an Texten und Liedern. Mancher Text hatte sogar schon in einer Schublade gewartet, rausgeholt zu werden. Den typischen Song für die Platte, den gebe es nicht. „Ich liebe meine Partnerin und dieses Lied ist für sie“, erklärt er den Grund für die erste Singleauskopplung „Purzelbäume“. Den Weg nach vorn wollte er zuerst haben, das andere sind die Blicke zurück.

Das Video zu seinem Song „Purzelbäume“ ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=cmSOXtk0uik.