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Motorsport in Giersleben Motorsport in Giersleben: Trainingswochenende mit Benzin im Blut und in der Luft

Von Kerstin Beier 16.02.2014, 16:43
Die Trainer, hier Sascha Glas, zeigen, wie es geht.
Die Trainer, hier Sascha Glas, zeigen, wie es geht. Frank Gehrmann Lizenz

Giersleben/MZ - Ein schwerer Geruch von Benzin hängt in der Luft, die ehemalige Lagerhalle vor den Toren von Giersleben ist gefüllt mit an- und abschwellendem Motorengeheul. In den Ohren von Danny Obeck, dem Vereins-Chef der X-Sportler in Giersleben, klingt das wie Musik. Es sind Sascha Glas und Stephan Büttner, zwei erfahrene Motocrosser, die hier ihre Runden drehen. Meterweit fliegen sie über die Rampen, die von aufgeschütteten Erdhügeln gebildet werden. Die reifenbewehrten Kurven sind eng und herausfordernd, doch die Jungs auf den Maschinen machen trotzdem Tempo. Jede Kurve und jeder Sprung werden am Sonnabend Vormittag von großen Kinderaugen bewundert.

Die Kinder zwischen vier und 14, die hier am Rand der Strecke stehen und den Blick nicht von den jungen Männern wenden, wollen eines Tages auch so fahren können. Um ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen, sind sie einer Einladung des X-Sport-Vereins Giersleben zu einem ganztägigen Training gefolgt und warten nach der Einführungsrunde gespannt darauf, die eigenen kleinen Maschinen zu starten. Heute haben sie die Chance, Tipps von Profis zu bekommen, den eigenen Fahrstil und die Haltung auf der Maschine zu überprüfen und den 350 Meter langen Parcours am Ende des Tages vielleicht etwas schneller als noch am Morgen zu durchfahren.

Teilnehmer mit weiter Anreise

Gemeinsam mit ihren Eltern sind sie meist von weit her angereist. So wie der achtjährige Jeremy, der mit seinem Vater Thomas Türpisch aus Aue kommt. Schon mit vier saß der Dreikäsehoch, der jetzt vollständig ausgerüstet mit Protektoren, Helm und Rennanzug auf seinen Einsatz wartet, zum ersten Mal auf einer kleinen, speziell gesicherten Maschine. Und so wie es aussieht, hat ihn das Motorradfieber längst erfasst. Meist sind es die Väter, die die eigene Leidenschaft irgendwann auf ihre Söhne übertragen haben, viel Zeit und auch Geld aufwenden, um gemeinsam mit den Kindern ihrem Hobby zu frönen.

Bei Vereinsvorsitzendem Danny Obeck ist das nicht anders. Der Hecklinger fährt Motocross seit 25 Jahren, bei der letzten DDR-Meisterschaft 1990 hat er den vierten Platz belegt. Auch sein Vater fährt, genauso wie sein elfjähriger Sohn John Harvey. Die Ende vergangenen Jahres angemietete Halle, die zwischen Giersleben und Klein Schierstedt liegt, bietet den Crossern die Möglichkeit, auch im Winter zu trainieren. In einem dreiwöchigen Einsatz haben die Vereinsmitglieder die Strecke so präpariert, dass sie für jeden etwas bietet: Anfänger können hier fahren, aber auch geübte Sportler finden herausfordernde Abschnitte.

Ohne Kondition kommen die Crosser nicht weit, denn die Maschinen sind schwer, die Fahrer stehen fast die ganze Zeit über, sind ständig in Bewegung und hoch konzentriert. Das Fahren in der Halle, erklärt Obeck, sei um einiges anstrengender als ein Rennen draußen, „weil es keine Ausruhphasen gibt“. Die Trainer wissen das natürlich, und so beginnt der Übungstag in Giersleben mit einem Frühsport und einem Ausrüstungs-Check.

Fans oft mit Wohnwagen unterwegs

Während die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt werden und nun selbst auf die Strecke gehen, riecht es in der von der Halle abgeteilten Vereinsstube nach frischem Kaffee. Hinter dem Tresen stehen Sandra Arndt und Manuela Obeck und schmieren unermüdlich Brötchen. Denn natürlich sind auch die Frauen in das zeitaufwändige Hobby ihrer Männer einbezogen. Fast jedes Wochenende sind sie - oft mit Wohnwagen - in Sachen Motorsport unterwegs. Wenn Sandra mit ihren Brötchen die Moral der Truppe hochhält, dann findet sie das gut. „Zu Hause müsste ich auch nur die Wohnung putzen“, lacht sie. Als sie ihren Mann kennenlernte, da hatte er das Benzin schon im Blut. „Mir blieb gar nichts weiter übrig, als mitzufahren“, sagt sie.

Denn dass er sein Hobby „nicht für eine Frau aufgeben würde“, daran habe er von Anfang an keinen Zweifel gelassen. Dafür hätte er schon viel zu viel Energie und Geld reingesteckt. Dass der neunjährige Sohn Jonas längst vom Motorsportvirus infiziert ist, versteht sich eigentlich von selbst. So wie die meisten Jungs in der Truppe konnte auch er gerade richtig geradeaus laufen, als er zum ersten Mal auf einem Mini-Maschinchen saß und den Motor aufheulen ließ.

In der Halle sind inzwischen immer zwei der Jungs auf dem Parcours. Ihre Durchgangszeit wird notiert, die Profis geben Hinweise, die die Kinder beim nächsten Durchgang am Nachmittag beachten sollen. In ein paar Wochen, wenn es draußen nicht nur gefühlt, sondern richtig Frühling wird, schließt die Halle erstmal. Dann geht es wieder raus ins Gelände.

Staunende Blicke verfolgen die Trainer auf dem Parcours.
Staunende Blicke verfolgen die Trainer auf dem Parcours.
Frank Gehrmann Lizenz
Thomas Türpisch mit Jeremy.
Thomas Türpisch mit Jeremy.
Frank Gehrmann Lizenz