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Modelltruck-Treffen in Aschersleben Modelltruck-Treffen in Aschersleben: Im Ballhaus wird das Kind im Manne geweckt

Von Kerstin Beier 04.11.2017, 15:29
Die Fahrzeuge werden im Maßstab 1:14,5 bis 1:16 gebaut.
Die Fahrzeuge werden im Maßstab 1:14,5 bis 1:16 gebaut. Kerstin Beier

Aschersleben - Die Arena summt, brummt, surrt und blinkt. Der Hallenboden im Ballhaus gehört an diesem Wochenende nicht den Sportlern, sondern den Modelltruckfreunden Vorharz, die ihre selbstgebauten Fahrzeuge in Aktion zeigen wollen. Und das auf einem 25 mal 18 Meter großen Parcours, der es in sich hat: Da zockeln Sattelschlepper über Hochstraßen, durch Tunnel und über Brücken, vorbei an Baustellen samt Betonmischer, Ackerflächen samt Strohlader und Holztransporter.

Ein Kran ist an einer halbfertigen Halle am Werk, knallrote Feuerwehrautos warten am Depot auf den nächsten Einsatz, auf dem Dach ist gerade ein Hubschrauber gelandet. Am Rande einer Straße rauscht ein Zug vorbei. Einen liegengebliebenen Pkw, der gerade wieder zum Laufen gebracht wird, gibt es auch. Über der Szenerie drehen Windräder ihre Runden.

Besucher des Modelltruck-Treffens in Aschersleben: „Es gibt immer was Neues“

Zwischen den Straßen, Gebäuden und Grünflächen laufen Männer mit Fernsteuergeräten herum - immer gibt es was zu richten, zu regulieren und nachzuschauen. Andere stehen außerhalb des Parcours und beobachten verzückt, dass ihre Trucks genau das machen, was sie sollen.

Verzückt sind auch Ingeborg und Günter Pech aus Aschersleben. Sie kommen jedes Jahr, wenn die Modelltruckfreunde ins Ballhaus einladen. „Es gibt immer was Neues“, sagt die Rentnerin und zeigt auf den Reiterhof, der im vergangenen Jahr noch nicht hier gewesen sei. Christian Pätz, der mit seiner gesamten Familie gekommen ist, erfreut sich vor allem an der Lichttechnik, die die Szenerie noch lebendiger macht. „Das ist schon schön anzuschauen“, sagt er.

Parcout wird im mer wieder neu gestaltet

Martin Häring, Chef der Gruppe, und seine Leute freuen sich über solches Lob. Ganz bewusst stehen sie nicht ausschließlich auf der Fläche, sondern bewegen ihre Fahrzeuge von außerhalb des Parcours, um für jedermann ansprechbar zu sein. Stets etwas Neues anzubieten, den Parcours jedes Mal anders zu gestalten, das sei der Anspruch der Hobbybastler, sagt deren Chef.

Zum fünften Mal sind die zehn Mitglieder der Gruppe im Ballhaus. Und weil die zehn allein weniger Abwechslung bieten könnten, sind „Gastfahrer“ aus anderen Vereinen stets dabei - so, wie auch die Vorharzer diverse Veranstaltungen anderer Modellbauer bereichern. „Jeder hat was anderes. Einer einen Laster, der nächste einen Kipper und der Dritte einen Bagger. Schon haben wir die perfekte Baustelle“, erklärt Häring.

Modellbauer aus Tschechien, Rostock, berlin und Erfurt

Den weitesten Weg hatte vermutlich ein Modellbauer aus Tschechien, andere kommen beispielsweise aus Rostock, Berlin, Erfurt. Für Modelltrucker aus Wolfenbüttel, die regelmäßig dabei sind, ist das Treffen in Aschersleben ein regelrechtes Familien-Event. Denn neben Großvater Kalle sind auch Vater Dirk und der Dreikäsehoch Sven vom Modellbau-Virus angesteckt.

Wenn die Gastfahrer immer wiederkommen, wertet Martin Häring das als gutes Zeichen und als Indiz dafür, dass die Veranstaltung funktioniert. Das hänge sicher auch mit den sehr guten Bedingungen im Ballhaus zusammen, wenngleich er sich vonseiten der Einrichtung ein wenig mehr Werbung für die Veranstaltung wünschen würde. Ein kleiner Wermutstropfen: Den übers Radio angekündigten Kinderführerschein gab es diesmal leider nicht. „Das war eine Fehlinformation“, muss Martin Häring am Sonnabendvormittag einige Kinder enttäuschen, die nun nicht wie erwartet selbst fahren können, sondern nur schauen dürfen.

Immerhin vier Stunden dauert es, den Parcours zu gestalten

Und zum Schauen gibt es ziemlich viel: Zum ersten Mal dabei ist zum Beispiel ein K 700, ein Baufahrzeug, das in der DDR sehr verbreitet war. Immerhin vier Stunden dauert es, den Parcours zu gestalten. Martin Häring ist stolz darauf, dass alle Mitglieder der Gruppe dabei sind, wenn es ums Aufbauen geht. Um das gesamte Equipment zu transportieren, sind vier Pkw-Anhänger notwendig, berichtet er.

Den enormen Aufwand scheuen die Modelltruckfreunde trotzdem nicht. Auch wenn es ihnen vorrangig ums Bauen und Basteln geht, ist das Fahren dann doch die Königsdisziplin. Außerdem möchten sie nicht nur im stillen Kämmerlein vor sich hin werkeln. Über Veranstaltungen wie die in Aschersleben pflegen sie Kontakte untereinander, fachsimpeln, holen Tipps ein und geben eigene Erfahrungen weiter.

Der Spaß, so sagt Martin Häring, soll im Vordergrund stehen. „Bei uns kann jeder fahren, der sich an die Regeln hält“, sagt er. Dazu gehört: Keine Unfallflucht! Wer aus Versehen gegen ein anderes Modell fährt und etwas kaputt macht, muss offen damit umgehen und dafür einstehen. Wie im richtigen Leben halt. (mz)

Da weiß man gleich, wer dazugehört.
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Kerstin Beier
Der zweijährige Ben und sein Opa.
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Kerstin Beier
Die Arena gehört hier einmal nicht den Sportlern.
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