1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Mit Video: Flamingos in Aschersleben - Influencer zaubert mit der Kettensäge für Zoo

Versteigerungsaktion Mit Video: Flamingos in Aschersleben - Influencer zaubert mit der Kettensäge für Zoo

Er nennt sich selbst Holz-Influencer: Robert Kühne aus Aschersleben schnitzt gerade mit seiner Kettensäge hölzerne Flamingos. Wie diese den echten Vögeln im Zoo helfen sollen.

Von Regine Lotzmann Aktualisiert: 04.03.2024, 08:30
Die Flamingo-Figuren, die Robert Kühne erst in groben Zügen aus dem Holz holt, kann man schon erkennen.
Die Flamingo-Figuren, die Robert Kühne erst in groben Zügen aus dem Holz holt, kann man schon erkennen. (Foto: Frank Gehrmann)

Aschersleben/MZ - Das typische Wimmern der Kettensäge ist schon unten am Altstadt-Center zu hören, wo es sich durch die engen Gassen windet. Ein ganzes Stück weiter weg, oben, am Eingang zum Vogelviertel, steht Robert Kühne derweil in seinem Garten, wo er mit der Säge einem Holzblock zu Leibe rückt. Stück für Stück reißen die scharfen Zähne des Sägeblattes Stücke aus dem Stamm. Die Figur eines Flamingos ist beinahe schon zu erkennen. Hier entsteht Kunst für Aschersleben!

Versteigerung im Mai

Der 35-Jährige, auch als Säge-Bob bekannt, nennt sich selbst Holz-Influencer. Auf unterschiedlichen Kanälen, wie Instagram oder Facebook, zeigt er seine Holzkunst, gibt Beratungen zu Sägen und Schutzkleidung, schreibt einen eigenen Blog und auch Sachbücher. Und gerade holt er aus einem Eschen-Stamm Flamingos heraus, die zum Zoogeburtstag am 1. Mai versteigert werden sollen. Die Einnahmen bekommt der Ascherslebener Zoo, um ein neues Flamingogehege bauen zu können.

 
Er nennt sich selbst Holz-Influencer: Robert Kühne aus Aschersleben schnitzt gerade mit seiner Kettensäge hölzerne Flamingos. (Video: Frank Gehrmann)

„Eigentlich habe ich etwas vollkommen anderes gelernt“, spricht der junge Mann von einer Ausbildung zum Physiotherapeuten. Doch Holz habe er schon als kleiner Junge geliebt, mit dem Feuerholz für die Kamine gern gebastelt.

Die Deutsche Speedcarving Meisterschaft im Jahr 2018 in Naumburg, wo kreative Kettensägekunst entstand, bezeichnet er als Schlüsselerlebnis. „Ich war so fasziniert und dachte, ich probiere das auch.“ So entstanden zunächst Eule und Pilz, die noch heute in seinem Garten stehen. „Die sind aus Weichholz und verwittern ein bisschen schneller“, sagt Kühne und sieht die beiden Figuren auch als Experiment: „Ich will sehen, wie lange sie ohne Holzschutz durchhalten.“

Zwei Bären im Zoo

Die Flamingos jedenfalls, die er gerade schnitzt, sollen eine farblose Holzschutzlasur bekommen. „Man weiß ja nie, wo die landen.“ Auf die Idee für die Tiere kam der Ascherslebener, als er für den Zoo zwei Bärenfiguren geschnitzt hatte. Mette und Bambam, die in echt erst vor kurzem aus Schweden an die Eine zogen, nun in Holz sozusagen. Die beiden Skulpturen – die eine etwa 1,60 Meter groß, die andere so um die 1,20 Meter – sind die ersten öffentlichen Kunstwerke, die der 35-Jährige geschaffen hat.

Sie stehen direkt am Bärengehege. Andere Sachen, wie geschnitzte Eulen, Tannenbäume, Weinglas und -flasche, sogar eine Fotokamera und ein großer Mönch, waren für private Kunden. Jedenfalls kam Kühne bei der Übergabe der Bären mit Holger Zufelde von der Zooleitung ins Gespräch und auf die Idee für die Unterstützung des Flamingo-Projekts. Der erste hölzerne Flamingo – um die 70 Zentimeter groß – wurde bereits übergeben. „Die anderen werden ein bisschen kleiner, weil das Holz inzwischen langsam einreißt.“

Mette und Bambam, die beiden Ascherslebener Braunbären, haben nun ein Holzpendant. Die sind Robert Kühnes erste öffentliche Kunst.
Mette und Bambam, die beiden Ascherslebener Braunbären, haben nun ein Holzpendant. Die sind Robert Kühnes erste öffentliche Kunst.
(Foto: Frank Gehrmann)

Etwa fünf Stunden braucht der Kettensägenkünstler für einen der Vögel. Wobei die meiste Zeit nicht für das Sägen draufgeht. „Da kommt ja eigentlich nur weg, was nicht hingehört.“ Weitaus zeitaufwendiger ist der Feinschliff mit Winkelschleifer und Elektrofeile.

Vorzeichnen, wie sonst üblich, muss er die Konturen der Schreitvögel nicht. „Ich habe inzwischen so viele geschnitzt, dass ich das im Kopf habe. Aber der erste, der war der schwierigste.“ Als Material hat er eine Esche von der Alten Ziegelei bei Meisdorf genutzt. „Wenn das Holz nass wird, wird es nämlich rosa.“ Das, fand der Ascherslebener, hat für die pinkfarbenen Flamingos irgendwie gepasst.

Die Eule ist ein Erstlingswerk und gleichzeitig ein Experiment.
Die Eule ist ein Erstlingswerk und gleichzeitig ein Experiment.
(Foto: Frank Gehrmann)

Fichte, Eiche und Esche

Ansonsten benutzt er gern Fichte vom Wurmberg. Die beiden Braunbären sind aus einer etwa 180- bis 200-jährigen Eiche aus dem Selketal. „Ich habe ein ganzes Netzwerk an Holzhändlern.“ Ob der Rohstoff frisch oder getrocknet sein muss? „Das ist eigentlich egal, es geht beides“, sagt Kühne und meint: „Es ist aber eine lebende Ware. Selbst nach drei Jahren könnte das Holz noch reißen.“ Der Hals der von ihm geschnitzten Flasche bewege sich sogar mit den Mondphasen, muss der Künstler lachen.

Und schon setzt er wieder die Säge an. Es sei sogar noch seine erste, die er von seiner Familie habe. „Mein Vater hatte über viele Jahre einen eigenen Gartenservice.“ Das Kreischen der Kettensäge zieht erneut durch die Stadt. „Noch hat sich zum Glück kein Nachbar beschwert. Aber ich versuche, es in Grenzen zu halten“, sagt der junge Mann. Ein eigenes Grundstück, vielleicht eine Sägescheune, sei aber ein Wunsch, den er sich noch erfüllen möchte.