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Mit Kescher flinke Forellen gefangen

Von Hajo Mann 16.05.2005, 14:55

Reinstedt/MZ. - "Luft- und Wassertemperatur sieben Grad", hatte einer der Anwohner gemessen. Da waren die Frühlingsgefühle schnell erstarrt. In drei Dreierreihen ging es dann langsam durch den Mühlgraben. Mit einem Sieb sperrten drei weitere Grabenfischer dahinter den Fluchtweg ab. Wenig später erschallte dann auch schon der Ruf "Eimer". Das war das Signal, dass eine Forelle im Kescher zappelte. Der Ruf nach dem Eimer erschallte dann Schlag auf Schlag. An klugen Ratschlägen der Zuschauer, die sich das Spektakel Grabenfischen nicht entgehen lassen wollten, fehlte es nicht. Auf dem Weg durch den etwa 400 Meter langen Mühlgraben beförderten die Grabenfischer auch so manchen Unrat zutage.

In den eingelegten Pausen war der Eimer von Frank Hohmann, dem Chefversorger, gefragt. In ihm befanden sich verschiedene Feuerwässerchen, um sich damit wenigsten ein bisschen von innen zu erwärmen. Die Geschmäcker sind eben auch bei Grabenfischern ganz verschiedene. Am Nachmittag ging es dann mit Musik zum traditionellen Umzug durch den Ort. Für Ortsbewohner, denen die Grabenfischer besonders ans Herz gewachsen sind, gab es ein Ständchen.

Für den sonst fischlosen Mühlgraben hatte der Verein vor acht Wochen extra für das Grabenfischen Bachforellen gekauft und eingesetzt. Nach Ende des Grabenfischens wurden die Forellen an die Vereinsmitglieder verteilt. "Unser Verein zählt gegenwärtig 42 Mitglieder. Tendenz steigend", konnte Huhnstock erfreut berichten. Das Grabenfischen hat in Reinstedt eine lange Tradition. Es soll schon in der Chronik des 16. Jahrhunderts erwähnt worden sein und ab 1702 jährlich stattgefunden haben.

Ähnlich wie das Grabenfischen gehört auch das "Laubebauen" zu einer langen Tradition des Vereins. Bei strömendem Regen waren die Vereinsmitglieder am Sonnabend dabei, vor dem Eingang zum Stammlokal "Zum Prinzen von Anhalt" eine Laube zu errichten. Die Zuschauer durften unter Zelten das Spektakel miterleben und sich dabei auch noch einen genehmigen. Hoch ließen die Grabenfischer ihren stellvertretenden Vorsitzenden, Matthias Altermann, leben, der seinen 33. Geburtstag hatte. Er ließ sich auch nicht lumpen und spendierte ein Fässchen Bier.