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Mindestlohn in Großküchen Mindestlohn in Großküchen: Teurer Nachschlag für das Schulessen

Von Marko Jeschor und Felix Knothe 17.11.2014, 19:34
In der Großküche am Kochtopf
In der Großküche am Kochtopf Corina Wujtschik Lizenz

Aschersleben - Szegediner Gulasch, Gemüseeintopf oder Milchnudeln - Eltern, deren Kinder in der Schule derlei Speisen zum Mittag essen, müssen ab dem kommenden Jahr deutlich mehr Geld dafür zahlen. Anbieter von Schulessen im Salzlandkreis heben ihre Preise ab dem 1. Januar an. Als Grund wird die Einführung des Mindestlohns genannt. Betroffen von den Preiserhöhungen sind auch Eltern, deren Kinder eine Kindertagesstätte besuchen.

Die Volksküche in Aschersleben zum Beispiel wird für ein Essen durchschnittlich 30 Prozent mehr verlangen, teilte Geschäftsführerin Sandra Wagner auf MZ-Anfrage mit. Die Eltern seien über den Anstieg bereits schriftlich informiert worden. Bisher werden für ein Essen aus der Volksküche etwa 2,10 Euro fällig. Die Einrichtung gehört zu einem der größten Essensanbieter der Region. Sie beliefert fast alle Schulen in Aschersleben und Staßfurt sowie etliche Kitas.

Kunden verärgert

Die Volksküche-Chefin begrüßt zwar die Einführung des Mindestlohns, gleichzeitig muss sie aber wie alle anderen derartigen Essensversorger damit zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre auf gesetzliche Veränderungen reagieren. Zuletzt legte die Einrichtung nach eigenen Angaben die für das Essen von 7 auf 19 Prozent erhöhte Mehrwertsteuer auf ihre Kunden um.

Wagner geht davon aus, dass es künftig mehr Abbestellungen geben wird. „Einige Kunden haben verärgert reagiert.“ Eine andere Möglichkeit, die Mehrkosten aufzufangen, sieht sie aber bislang nicht. Denn Entlassungen soll es vorerst nicht geben. „Wir wollen alle halten“, erklärte Wagner. Sie beschäftigt derzeit 40 Mitarbeiter in Aschersleben.

Verbesserung für Arbeitnehmer

Trotz des Ärgers über die Preiserhöhung: Für die Arbeitnehmer wird die flächendeckende Einführung der Lohnuntergrenze deutliche Verbesserungen bringen. In der Branche werden bisher sehr niedrige Löhne gezahlt. Unmittelbar betroffen sind zum Beispiel Fahrer und Mitarbeiter in der Essensausgabe. Oft geben Ruheständler, die sich etwas dazuverdienen wollen, den Kindern das Essen auf die Teller. 3,20 Euro zahlt beispielsweise ein Betreiber bisher diesen Kräften. Künftig muss auch ihnen der Mindestlohn gezahlt werden.

Ob dann die Großküchen Ostharz GmbH aus Quedlinburg das gesamte Personal halten kann, konnte Geschäftsführer Gerald Graefe auf MZ-Anfrage nicht sagen. Entscheidungen dazu werden sich aus den Reaktionen der Vertragspartner ergeben, so Graefe. Seine Firma arbeitet mit 38 Vollzeit- und 98 Teilzeitkräften. Beliefert werden auch Kitas in Westdorf, Drohndorf, Schadeleben und Nachterstedt. Dort müssen dann rund 23 Prozent pro Essen mehr ausgegeben werden.

„Wir können das nachvollziehen“

Auch bei Bergmann’s Menü- & Partyservice in Löbnitz bei Köthen kommt das gesamte Gehaltsgefüge in Bewegung. Rund 100 Einrichtungen beliefert die Firma von Inhaber Boris Bergmann, viele davon auch im Salzlandkreis. Bei ihm steigt der Grundpreis um 25 Cent.

Der Kreiselternrat reagiert mit Verständnis auf die Ankündigungen. „Wir können das nachvollziehen“, sagte Elternratsvorsitzender Marco Hampel aus Bernburg auf MZ-Anfrage. Schließlich seien die Preise in der Branche sehr knapp kalkuliert. Generell spricht sich Hampel allerdings dafür aus, dass die Kosten für das Schulessen staatlich übernommen werden. „Wir sind ein vermögendes Land und sollten die Kinder als schwächstes Glied in der Gesellschaft damit unterstützen.“

Trotz der Preiserhöhung soll der Beitrag für einkommensschwache Familien mit einem Euro konstant bleiben. „Die Mehrkosten werden künftig die öffentlichen Haushalte belasten“, teilte die Sprecherin des Landkreises, Ingrid Schildhauer, mit. Immerhin über 1 600 Familien werden im Kreis auf diese Art derzeit unterstützt. (mz)