"Sie spalten unser Dorf!" Mehringen bei Aschersleben: Wipperstegbrücke gesperrt / Frust : "Sie spalten unser Dorf!"

Mehringen - „Sie spalten unser Dorf!“, ruft eine ältere Mehringerin den Vertretern aus dem Rathaus zu. Die Einwohnerfragestunde im Ortschaftsrat droht zu entgleisen, als weitere Bewohner ihrer Empörung Luft verschaffen und deutliche Worte der Wut finden. Seit dem 11. September ist die Wipperstegbrücke in Mehringen gesperrt. Gefährlich marode sei das Bauwerk, so die Begründung.
Buchstäblich von heute auf morgen ist damit eine wichtige Verbindung gekappt worden. Die Bewohner mehrerer Straßen wie Papiermühle, Grüne Straße oder Bahnhofstraße müssen nun weite Umwege in Kauf nehmen, wenn sie Einkäufe machen oder am Dorfleben teilhaben wollen.
Über Brücke gelangt man zum zentralen Platz an Kreisstraße
Denn die kleinen Geschäfte auf dem zentralen Platz an der Kreisstraße, wo regelmäßig auch die Versorgungswagen halten, die Kirche und das Vereinshaus befinden sich für diese Bewohner jenseits der Wipperstegbrücke.
Doch die größere Entfernung ist nur die eine Seite. Was die Leute fast noch mehr empört, ist der schlechte Zustand jener „Umgehungswege“, die im Winter teilweise nicht geräumt werden und ein Befahren mit Rollator ohnehin kaum zulassen.
Betroffen von der Sperrung sind neben den Ältesten auch die Jüngsten im Dorf. Denn die nutzten die Brücke samt der gut ausgebauten Wege rechts und links als sichere, autofreie Verbindung. Damit ist es nun vorbei. Die Schulkinder sind gezwungen, die an vielen Stellen schmalen Wege entlang der viel befahrenen Hauptstraße zu gehen.
Schulkinder müssen nun die Wege entlang der Hauptstraße gehen
Dass die Holzbrücke tatsächlich in einem schlimmen Zustand ist, steht außer Zweifel. Ortsbürgermeister Albrecht Schneidewind hat das für sich überprüfen lassen. Der Test bestätigt die Aussage von Tiefbauamtsleiterin Petra Wölfli: „Wir wissen seit längerem vom schlechten Zustand der Brücke“, dies hätten die regelmäßigen Brückenprüfungen gezeigt.
Seit 2011 sei jährlich nachgebessert worden, um die hölzerne Konstruktion über ein weiteres Jahr zu bringen. „Mit einem Eimer Farbe“ sei es in keinem Fall getan, weist sie Anwürfe von Einwohnern zurück, die die fehlende Wartung kritisiert hatten.
Für Schneidewind ist es ein Unding und nicht vernünftig, jährlich Geld für teure Brückenprüfung auszugeben, um das Bauwerk dann doch zu sperren. „Ich finde es traurig, dass wir nicht einmal erhalten können, was uns unsere Vorfahren hinterlassen haben.“
Die Amtsleiterin muss die Hoffnung der Mehringer auf eine kurzfristige Lösung dann auch zerschlagen. Denn günstig und schnell wird die Erneuerung der Brücke nicht zu haben sein - im Raum steht eine Summe von rund 260.000 Euro.
„Mit einfachen Mitteln können wir hier nichts mehr tun“, so Petra Wölfli. Auf die Frage eines Einwohners, ob das erforderliche Geld im Haushalt steht, kann die Amtsleiterin nur vage antworten. Der Haushalt für 2019 werde gerade erarbeitet. „Entscheiden wird letzten Endes der Stadtrat“, sagt sie und rät dazu, sich im politischen Raum Verbündete zu suchen, die für die Brücke kämpfen.
Wird Geld im Haushalt für 2019 eingeplant?
Julia Rippich, Dezernentin für Stadtentwicklung, geht noch einen Schritt weiter: „Wir wünschen uns händeringend ein Förderprogramm für Brücken. Im Stadtrat arbeiten Leute, die auch im Landtag sitzen“, sagt sie. Der Protest der Mehringer müsse weitergetragen werden, um an der Stelle gehört zu werden, wo das Geld verteilt wird.
Auf Anregung von Ortschaftsrätin Silvia Wollmann soll es nun als erste Maßnahme eine Begehung mit Verantwortlichen der Stadt geben, die die verbleibenden Wege ins Visier nehmen sollen. Derweil haben die Mehringer schon begonnen, Unterschriften zu sammeln für ihre Brücke. (mz)
