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Maschinenhersteller aus Gatersleben Maschinenhersteller aus Gatersleben: Vibromax macht dicht

Von regine lotzmann 13.03.2014, 19:08
Vibromax, hier die Endmontage, steht vor dem Aus.
Vibromax, hier die Endmontage, steht vor dem Aus. F. Gehrmann Lizenz

gatersleben/MZ - Kurz nachdem die Nachricht von der geplanten Schließung der Ascherslebener PGI Fiberweb die Runde machte, gibt es nun eine weitere Hiobsbotschaft für die Region: Der Maschinenbauer Vibromax in Gatersleben macht ebenfalls dicht. 150 Mitarbeiter verlieren hier im Juni ihre Arbeit.

„JCB hat am Donnerstag Pläne angekündigt, die Produktion von Bodenverdichtungsausrüstungen in seine Werke in Großbritannien und Indien zu verlagern und den Standort in Deutschland zu schließen“, bestätigt die Firmenleitung. „Diese Entscheidung ist für unser Geschäft richtig“, meint Graeme Macdonald, der Chief Executive Officer von JCB, und begründet das mit strukturellen Marktveränderungen.

"Dieser Entschluss ist uns nicht leicht gefallen"

Durch die Verlagerung der Produktion werde die Wettbewerbsfähigkeit von JCB in diesem Bereich verbessert, glaubt Macdonald. Denn: „Die Nachfrage nach Verdichtungsausrüstung konzentriert sich jetzt auf die Schwellenmärkte. Somit ist es im besten Interesse unserer Kunden, die kleineren Modelle in Großbritannien und die größeren Geräte in Indien zu fertigen."

Trotzdem meint Graeme Macdonald: „Dieser Entschluss ist uns nicht leicht gefallen und die Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter in Deutschland sind bedauerlich.“

Landtagspräsident Detlef Gürth sieht das allerdings anders. Er bezeichnet das Management als „Nieten in Nadelstreifen“. „Ich bin bitter enttäuscht von dieser Firma“, gesteht der CDU-Mann und meint angesichts der 150 nun bald arbeitslosen Mitarbeiter: „Ich dachte, ein familiengeführtes Unternehmen hat eine andere Ethik.“

"Der Erstbesitzer nach der Wende hatte in den 90er Jahren fast Pleite gemacht"

Gürth ist schon seit Jahren mit der Firma in Gatersleben, die dynamische Boden- und Asphaltverdichtungsmaschinen herstellt, eng verbunden. „Der Erstbesitzer nach der Wende hatte in den 90er Jahren fast Pleite gemacht und wollte den Betrieb damals ausplündern“, erinnert sich der Politiker. „Doch wir haben das Werk besetzt und den Abtransport der Maschinen verhindert.“ In einer von ihm einberufenen Krisensitzung kamen dann Banken, Ministerien und Firmenmitarbeiter zusammen und fanden eine Lösung. Es wurden unnötige Betriebsflächen verkauft, so dass wieder Geld in die Kasse kam, es wurden neue Produkte entwickelt und Vertriebswege geschaffen. Doch die neuen Besitzer mussten das Werk später aus Altersgründen erneut verkaufen. „Das haben sie sich nicht leicht gemacht, zwei Jahre nach würdigen Nachfolgern gesucht“, weiß Detlef Gürth dieses Engagement zu schätzen.

"Das ist das Versagen des Managements"

„2005 hat dann JCB die Gaterslebener Firma übernommen“, so Gürth, der große Hoffnungen hatte. „Doch außer in die Farbgebung und die Kiessandstrahlanlage wurde hier nichts mehr investiert“, bedauert der Landtagspräsident und reagierte äußerst besorgt, als er bereits vor einem Jahr von Schließungsgerüchten gehört hatte. „Ich habe sofort einen Brief geschrieben und mich um ein Gespräch mit der englischen Firmenleitung bemüht - aber das hat nur ein Jahr gehalten.“ Gestern nun habe es eine Mitarbeiterversammlung gegeben, bei der die Schließung zum Juni verkündet wurde. „Mit der Begründung, Gatersleben sei nicht profitabel“, erklärt Gürth, sieht die Schuld aber ganz woanders: „Das ist das Versagen des Managements, alles, was Geld brachte - wie Patente, Produkte, Händlerwege - wurde verlagert und dann wundern die sich, dass Gatersleben keinen Profit mehr bringt.“ Schon vor einem Jahr habe er den Besitzer vor der Unfähigkeit des Managements gewarnt. „Ich bin sehr, sehr traurig und bitter enttäuscht“, gesteht er angesichts der Tatsache, dass nun 150 Leute ihre Arbeit verlieren, 150 Familien davon betroffen sind. Auch wenn die Firmenleitung ankündigt, dass nun im Werk Gatersleben die Gespräche mit dem Betriebsrat zur Verhandlung eines Sozialplanes für die betroffenen Mitarbeiter beginnen würden.