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Lyra-Chor in Aschersleben Lyra-Chor in Aschersleben: "Nicht so gequält bitte ..."

Von Kerstin Beier 16.09.2014, 17:13
Kapellmeister Klaus Tietze in seinem Element.
Kapellmeister Klaus Tietze in seinem Element. Kerstin Beier Lizenz

Aschersleben/MZ - „Viva la musica“, es lebe die Musik. Der bekannte Kanon, mit dem die Sängerinnen und Sänger des Lyra-Chores ihre Probe einläuten, ist Programm. Die 32 Männer und Frauen - mehr Frauen als Männer - freuen sich auf jeden Mittwochabend, den sie im Zimmer 8 des Bestehornhauses verbringen. Gemeinsames Singen ist für die Mitglieder des Chores, der sich schon 1985 gründete, die beste Medizin gegen Trübsal, schlechte Laune und Alltagssorgen. „Es macht uns allen wirklich Riesenspaß“, bekennt die Vereinsvorsitzende Jutta Gabler.

Rund 120 Vereine arbeiten in der Stadt Aschersleben und ihren Ortsteilen. Viele wirken im Verborgenen und sind nur wenig in der Öffentlichkeit präsent.

Nachwuchssorgen drücken fast alle Vereine: Die meisten klagen über Mitgliederschwund und Überalterung. Verwunderlich ist das nicht, wenn man bedenkt, dass die Stadt 1990 noch mehr als 32 000 Einwohner hatte und es 2012 nur noch gut 28 000 waren.

Der Tag der Vereine ist eine effektive Form der Mitgliederwerbung. Die Vereine können zeigen, wie sie arbeiten, was sie leisten und wie die Mitglieder ticken. Bürgerradio und Mitteldeutsche Zeitung stellen vorab die Vereine vor.

In einem Flyer wird deutlich, wer wo am 3. Oktober von 10 bis 16 Uhr besucht werden kann. Nähere Informationen bei Radio hbw unter 03473/84020 oder per Mail unter [email protected].  

Doch bevor es richtig losgehen kann, geht es wie bei den Sportlern ans Aufwärmen. Etwas recken, etwas dehnen, kräftig auspusten, und dann hat Steffi Reiche das Kommando. Beruflich arbeitet sie mit Kindern zusammen, und seit einer Weiterbildung weiß sie, mit welchen Lauten das Zwerchfell gestützt und die Bauchmuskeln gefestigt werden können. Davon profitieren alle im Chor.

Bald gibt das Ensemble sein Herbstkonzert, und Chorleiter Klaus Tietze setzt voraus, dass alle Sänger „Bunt sind schon die Wälder“ noch auf dem Kasten haben. Temperamentvoll gibt er die Einsätze, doch ganz zufrieden ist er noch nicht. Immer wieder bricht er ab. „Nicht ganz so gequält, das haben wir gar nicht nötig“, mahnt er, und gibt ruck, zuck die Anfangstöne für alle drei Stimmen vor. Der Chor ist hochkonzentriert. Großen Wert legt Tietze, der die Truppe seit 1990 führt, auf eine saubere Aussprache. „Das J bei Jubel muss deutlicher kommen. Dass das nicht so labberig wird“, fordert er.

Kapellmeister Klaus Tietze ist Jahrgang 1933, doch sein Alter sieht man dem agilen Mann nicht an. 1990 war er der Retter in der Not, denn nach einem Jahr ohne festen Chorleiter hatten viele Mitglieder bereits frustriert das Handtuch geworfen. Nach einer Anzeige in der Zeitung war er aufmerksam geworden auf den Lyra-Chor und übernahm die Leitung. „Er ist als absoluter Fachmann ein Glücksfall für uns“, sagt Frau Gabler, die besonders seinen hohen künstlerischen Anspruch und seinen Einsatz schätzt. Immerhin kommt er für jede Probe, für jedes Ständchen und jeden Auftritt von Magdeburg nach Aschersleben. Und von Letzteren gibt es viele: Neben den obligatorischen vier Konzerten gestalten die Sänger zahlreiche kleinere Auftritte, hinzu kommen diverse Chortreffen und die jährliche Wochenend-Weiterbildung in Alterode. Mit der Hilfe von drei Dozenten studieren die Sänger dabei nicht nur neue Lieder und Chorwerke ein, sondern kümmern sich auch um Stimmbildung und Atemtechnik. Das Repertoire des Ensembles umfasst mittlerweile weit mehr als 200 Lieder.